Frau Heger, Orange und Swisscom haben am Freitag mit grossem Medienecho das neue iPhone eingeführt. Sunrise ist nicht dabei. Das muss für Sie als Marketingverantwortliche doch ärgerlich sein?
Natürlich hätten wir auch gerne das iPhone. Denn es ist ein interessantes Gerät, das viel Umsatz über die Internetverbindung generiert. Wir schliessen nicht aus, dass wir das iPhone zu einem späteren Zeitpunkt vertreiben werden.
Swisscom-CEO Carsten Schloter will die Swisscom-Shops zu Erlebniswelten gestalten, in deren Zentrum das iPhone steht. Was plant Sunrise im Gegenzug?
Es wohl noch zu früh, über Gegenstrategien zu sprechen. Was ich sagen kann: Wir haben eine Strategie für unsere Shops gefasst -- und die ziehen wir durch. Sie sieht einen Ausbau der Shops vor -- und das unabhängig vom iPhone. Wir werden die Anzahl Verkaufsläden in etwa verdoppeln.
Noch sind nicht einmal alle Sunrise-Shops auf das neue Erscheinungsbild umgerüstet, das alte Logo ist immer noch in vielen Läden präsent. Wo harzt es?
Wir bedauern, dass die Shops noch nicht vollständig umgerüstet sind. Ursprünglich war geplant, dass die Umstellung auf das neue Erscheinungsbild bis Mitte dieses Jahres abgeschlossen sein wird. Es gab aber Probleme mit dem ursprünglichen Lieferanten. Wir arbeiten nun mit einem neuen Partner zusammen, der es uns ermöglicht, mehrere Shops gleichzeitig umzurüsten. Spätestens bis Ende Jahr werden alle unsere Läden mit dem neuen Mobiliar ausgerüstet sein.
Tele2 hat sein Marketing-Budget drastisch zurückgefahren offenbar glaubt das schwedische Mutterhaus nicht mehr an einen Erfolg im Schweizer Markt. Wird auch Sunrise in der Schweiz an der kurzen Leine gehalten?
Wir investieren genauso viel ins Marketing, wie ursprünglich geplant. Wir sind also daran, unsere Präsenz im Markt Schritt für Schritt zu festigen. Von Kürzungen kann daher keine Rede sein. Auch was die Investitionen in die letzte Meile betrifft, fährt Sunrise eine Vorwärtsstrategie.
Die Marke Sunrise wurde vergangenen Hebst komplett erneuert. Hat sich das neue Logo im Markt bewährt?
Wir haben Markenstudien durchgeführt, die zeigen, dass die neue Marke durchwegs positiv aufgenommen wird. Wir sind also auf Kurs. Allerdings ist der Zeitraum seit der Einführung im Oktober noch zu kurz, um ein abschliessendes Urteil zu fällen. Um die Marke optimal zu verankern, braucht es noch Zeit.
Sunrise hat gleich nach dem Relaunch kräftig die Werbetrommel gerührt. Danach aber schwand die Präsenz. Wurde der Markenumbau nur halbherzig durchgezogen?
Aktuell sind wir sehr präsent -- und dies wird auch in den kommenden Monaten des Jahres so bleiben. Eben ging ein neuer TV-Spot on-air im aktuellen Sunrise Corporate Design. Die Free Internet-Aktion im Frühling war eine aussergewöhnliche Massnahme , welche überraschen musste und und deshalb nicht im neuen Corporate Design von Sunrise gestaltet war. Ich bin aber überzeugt, dass die Free Internet- Kampagne ihren Zweck erfüllt hat.
Im Sommer hat Sunrise zur Überraschung vieler die kleine Westschweizer Agentur Rive-Gauche als Lead-Agentur vorgestellt. Seit der Lancierungskampagne blieb es aber still um die Agentur. Arbeiten Sie überhaupt noch mit Rive Gauche zusammen?
Ja. Rive Gauche ist eine von mehreren Agenturen, die in unserem Pool drin sind. Bei grösseren Projekten schreiben wir die Werbeetats jeweils bei diesen Partneragenturen aus.
Rive Gauche ist also nicht mehr die Lead-Agentur?
Ja, das kann man so sagen. Das schliesst aber nicht aus, dass Rive Gauche in Zukunft wieder eine Kampagne für Sunrise realisiert. Wir haben uns entschieden, mit Advico Young & Rubicam die Free Internet-Kampagne zu realisieren, die aktuelle Kampagne stammt von der Münchner Werbeagentur Q. Rive Gauche bleibt aber, wie gesagt, eine Partneragentur von Sunrise.
Die Free Internet-Kampagne war ein voller Erfolg. Heisst das nun, dass Sunrise verstärkt mit Advico Young & Rubicam zusammenarbeiten wird?
Nein. Bei Free Internet war vor allem das Produkt ein Erfolg. Natürlich hat auch die Kampagne zum Erfolg beigetragen. Advico Young & Rubicam ist aber keine der Agenturen, die derzeit in unserem Pool ist.
Welche Agenturen verbleiben im Pool?
Das sind Rive Gauche, Q, und Heye.
Abschlussfrage: Sie kamen vor kurzem von der Swiss zur Sunrise. Ist der Telekommunikationsmarkt immer noch Neuland für Sie?
Das sicher. Es gibt aber Gemeinsamkeiten: So ist der Airline-Markt genauso dynamisch wie der Telekommunikationsmarkt. Das Produkt ist trotzdem ein ganz anderes: Ich muss mich also in die neue Materie reindenken. Dies ist aber genau die Herausforderung, die ich gesucht habe.
(Interview: David Vonplon)
