28.05.2002

Studie

Schweizer Consulting-Unternehmen am Wendepunkt

Stagnierende Honorare, angeschlagenes Image.

Das goldene Zeitalter der Unternehmensberater in der Schweiz scheint vorbei zu sein. Nach Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten stiegen die Honorare im letzten Jahr nur noch um 3 Prozent auf 1.2 Mrd. Franken. Die Kunden werden immer kritischer. "Der Swissair-Effekt macht sich bemerkbar", sagte André Wohlgemuth, Professor an der Universität Zürich und Autor der ersten detaillierten Studie über den Beratungs-Sektor in der Schweiz, am Dienstag vor den Medien in Zürich. Die Kundschaft stelle den Consulting-Unternehmen mehr Fragen und wolle stärker in die Projekte mit einbezogen werden, stellte Wohlgemuth fest. Er hatte Anfang Jahr die 40 wichtigsten Schweizer Consulting-Gesellschaften befragt, die in der Association of Management Consultants Switzerland (ASCO) vereinigt sind. Die Kunden legten auch vermehrt Wert auf praxisbezogene Lösungen und wollten keine grossen Strategiekonzepte, sagte Wohlgemuth. Die Unternehmen erwarteten von den Beraterinnen und Berater zudem, dass sie unabhängiger seien. Sie zögerten auch nicht, deren Honorare in Frage zu stellen.

Im laufenden Jahr dürften die Umsätze der Branche stagnieren oder im besten Fall um 1 bis 3 Prozent zulegen. Die Nachfrage insbesondere von Banken und Versicherungen geht zurück. Demgegenüber bieten die öffentlichen Verwaltungen und die Chemie- und Pharmabranche noch Wachstumspotenzial. Der Schweizer Markt sei -- mehr als alle anderen -- gesättigt, und eine Phase der Konsolidierung habe eingesetzt, konstatierte ASCO- Präsident Leonhard Fopp. Nicht weniger als 600 Gesellschaften mit 3200 Angestellten teilten sich einen Markt von 1.2 Mrd. Franken. Noch vor drei Jahren gab es nur 380 Gesellschaften -- und dennoch galt die Schweiz weltweit als Land mit der grössten Dichte an Consulting-Unternehmen. Wegen des Rückgangs des Geschäfts ermuntern viele Gesellschaften ihre Angstellten nun dazu, ein Sabbat-Jahr einzulegen oder sich für wohltätige Zwecke zu engagieren (Pro-Bono- Mandate).


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