14.07.2004

Aldi / Lidl

Schweizer hoffen auf niedrigere Preise

Stadträte sperren sich gegen Filialen.

In der Schweiz wird nicht nur gut verdient. Es wird auch viel ausgegeben. Zwangsweise, wie die Gewerkschaften beklagen. Noch immer zahlen Schweizer im Durchschnitt über die Hälfte mehr für Lebensmittel als Kunden in der EU. Das könnten die deutschen Discounter Aldi und Lidl nun endlich ändern, wenn sie mit ihren Plänen durchkommen, jeweils bis zu 60 Filialen in der Schweiz zu eröffnen. Doch viele Stadträte sperren sich -- angeblich, weil die Läden zu viel Verkehr bedeuteten.

Selbst der Bau des neuen Stadions in Zürich, in dem zur Fussballeuropameisterschaft 2008 gespielt werden soll, ist gefährdet. Denn dort soll auch ein neues Einkaufszentrum entstehen. Anwohner klagen dagegen. Von einem "absurden Schutz" für die Einzelhandelsriesen Migros und Coop spricht der Tages-Anzeiger. Beide Konzerne beherrschen den Schweizer Markt mit jeweils rund zehn Milliarden Franken Umsatz im Jahr.

Strikte raumplanerische Vorschriften in Kantonen und Gemeinden verhindern ein Anschwellen des Verkehrs. Das ist an sich zu begrüssen, sagen Umweltschützer. Es behindere aber auch den Wettbewerb, meinen Marktwirtschaftler. Als jetzt in Uster bei Zürich die bürgerlichen Parteien einen Bebauungsplan für 26'000 Quadratmeter Fläche -- zweieinhalb Fussballfelder -- für ein Einkaufszentrum bewilligen wollten, stöhnten die Sozialdemokraten auf. Sie fürchten eine Verödung der Innenstadt - und den zusätzlichen Verkehr. Kurioserweise wollen sie das Areal aber einem Autohändler zusprechen.

Aldi und Lidl suchen in der Schweiz nach über 5000 Quadratmeter grossen Grundstücken. Die Sahnestücke sind von Migros und Coop belegt, die an der zusätzlichen Konkurrenz natürlich kein Interesse haben. Schon jetzt wandern im Jahr rund 1.4 Milliarden Franken in die grenznahen Einkaufszentren von Deutschland und Frankreich ab. Die Schweiz hat die höchsten Einfuhrzölle für Agrarerzeugnisse der Welt. Bei Gemüse und Früchten betragen sie bis zu 800 Prozent -- wenn einheimische Ware auf dem Markt ist.


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren