25.04.2003

Studie

Sparzwang wird zur Herausforderung für PR und Redaktionen

Dreiländer-Umfrage untersucht journalistische Auswirkungen der Wirtschaftsflaute.

In Zeiten von Sparmassnahmen in Unternehmen und Medien nimmt der Einfluss von Pressemitteilungen und PR-Agenturen auf von Journalisten produzierte Medieninhalte zu. Gleichzeitig sinkt aber auch die Chance einer Pressemitteilung die Aufmerksamkeit eines Journalisten zu erhaschen, wenn sie nicht qualitativ einwandfrei und übersichtlich aufgearbeitet ist. Das sind zwei Ergebnisse einer schriftlichen Dreiländer-Umfrage des PR-Agenturnetzwerks ECCO Public Relations in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für die Analyse wurden insgesamt 485 Journalisten (von 2700 versandten Fragebögen: Rücklaufquote 18 Prozent) von den Agenturen communication matters (Österreich), DIKOM (Deutschland) sowie Howald + Partner (Schweiz) befragt. Die Umfrage begibt sich auf die Spur der Beziehung zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Journalismus in Zeiten der wirtschaftlichen Sparzwänge.

63 Prozent der befragten Journalisten gaben an, dass Sparmassnahmen in den Redaktionen den Einfluss von Pressestellen und PR-Agenturen allgemein oder zum Teil erhöhen. Die Zahl der Pressemitteilungen, die täglich in den Redaktionen eingehen, sei demnach "in der letzten Zeit" gestiegen. Das sagen mehr als die Hälfte der Journalisten in Österreich und der Schweiz, jedoch nur 39 Prozent der deutschen Kollegen. Gleichzeitig geben 21 Prozent der Schweizer, 29 Prozent der Deutschen und sogar 37 Prozent der Österreicher an, die Qualität der Pressemitteilungen habe sich verringert. Das ist insofern schlecht für die Kommunikation der Unternehmen als weit über 80 Prozent der Journalisten (D: 88, Ö: 86, CH: 84) nach dem Motto "Müll zu Müll" schlecht aufbereitetes Material in den Papierkorb wandern lassen. Überhaupt sind "gut aufbereitetes Hintergrundmaterial" und "gut geschriebene Pressemitteilungen" die grössten Anliegen der Journalisten. Beinahe ebenso hoch im Kurs stehen kostenfreie Fotos und Grafiken.

In den Redaktionen selbst sind die Sparzwänge der Wirtschaftsflaute deutlich spürbar. Rund die Hälfte der Journalisten geben an, dass ihr Arbeitsfeld betroffen oder sogar stark betroffen ist (D: 53, Ö: 51, CH: 49). Sparmassnahmen bedeuten für Redaktore konkret eine höhere Arbeitsbelastung, eine Kürzung des Reisekosten-Etats sowie der Ausgaben für freie Mitarbeiter. Hinzu kommt -- vor allem in der Schweiz - eine Reduzierung des Heftumfangs. In Österreich sind Einsparungen ebenfalls deutlich spürbar, jedoch in geringerem Ausmass als in den anderen Ländern. Dies führt communication matters darauf zurück, dass der österreichische Medienmarkt bereits in den letzten Jahren "extrem ausgedünnt" wurde und dadurch "auf kleinerem Niveau etwas krisensicherer" sei.


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