13.10.2020

Serie zum Coronavirus

«Wir gehen davon aus, dass Trump gewinnt»

Folge 126: Christoph Glauser misst mit seiner Firma ArgYou die Wirksamkeit von Digitalkampagnen. Er hat 2016 die Wahl von Donald Trump bereits zwei Monate vorher richtig vorausgesagt.
Serie zum Coronavirus: «Wir gehen davon aus, dass Trump gewinnt»
«Ich muss heute niemandem mehr erklären, dass Digitalwirkung wichtig ist», sagt Glauser im Gespräch. (Collage: persoenlich.com, Bilder: pixabay/Gerd Altmann, zVg.)

Herr Glauser, Sie haben vor einigen Wochen prophezeit, dass Donald Trump wiedergewählt wird. Teilen Sie diese Ansicht nach seiner Corona-Erkrankung immer noch?
Ja, so eine «Kampagne» haben wir digital noch nie gemessen, sie entspricht einem Werbedruck von über einer Milliarde Dollar. Wir gehen davon aus, dass er wiedergewählt wird, allerdings kann noch viel passieren mit der Briefwahl und in den Swing States. Theoretisch ist es möglich, dass am Ende ein Richter in Florida entscheidet, welcher Kandidat das Rennen macht.

Worauf stützt sich Ihre Annahme?
Wir gehen davon aus, wenn ein Wahlkampf bei einer Personenwahl so eindeutig zugunsten eines Kandidaten ausfällt, dass dieser Kandidat dann auch das Rennen macht. 2016 haben wir die Wahl von Donald Trump auch bereits zwei Monate vorher vorausgesagt.

«Über 100 Millionen Suchabfragen im Durchschnitt auf allen US-Kanälen, das haben wir noch nie gemessen.»

Sie sprechen von der grössten Digital-Kampagne aller Zeiten. Inwiefern hat dies Einfluss auf das Wahlverhalten?
Man muss berücksichtigen, dass sich viele US-Bürgerinnen und -Bürger nur über Fox TV oder via Internet informieren. Insofern ist dort eine digitale Präsenz (share of voice) enorm wichtig. Über 100 Millionen Suchabfragen im Durchschnitt auf allen US-Kanälen, das haben wir noch nie gemessen.

Aber könnte bei den Wählerinnen und Wählern nicht eine Überdosierung eintreten?
Diese Frage ist sehr schwer zu beurteilen. Ich glaube, die USA sind hier schmerzfreier als wir in Europa.

Was ermitteln Sie mit ArgYou genau?
Suchvolumina auf sämtlichen digitalen Kanälen, Suchmaschinen, Social Media, E-Shops und Directories.

Wie hat sich Corona auf Ihr Geschäft ausgewirkt?
Im Tourismus hatten wir sehr grosse Einbussen, in anderen Branchen läuft es gut, zum Beispiel bei den IT-Ausrüstern und bei den E-Shops oder bei neuen Kampagnen.

«Viele Kunden, die nicht frühzeitig konsequent digitalisiert haben, trifft es jetzt besonders hart.»

Ist Corona nun der endgültige Durchbruch der digitalen Revolution?
Zum Teil schon. Ich muss heute niemandem mehr erklären, dass Digitalwirkung wichtig ist.

Sie sind mit Ihrem Unternehmen international tätig. Wo ist die Situation momentan am schwierigsten?
Ausserhalb von Europa ist die Lage momentan sehr schwierig geworden. Viele Kunden, die nicht frühzeitig konsequent digitalisiert haben, trifft es jetzt besonders hart. In Asien und in den Schwellenländern läuft viel weniger als vor Corona.

Was war für Sie das prägendste Erlebnis der letzten Wochen?
Viele unserer Kunden «tauchen» langsam wieder auf. Man hat das Gefühl, sie sind nach dem Lockdown gleich in die Sommerferien und melden sich erst jetzt langsam wieder zurück. Einzelne KMUs melden für uns überraschend Konkurs an, da ist die zweite Welle jetzt auch nicht gerade hilfreich.



Was bedeutet die Corona-Pandemie für die verschiedenen Akteure der Schweizer Medien- und Kommunikationsbranche? Bis auf Weiteres wird persoenlich.com regelmässig eine betroffene Person zu Wort kommen lassen. Die ganze Serie finden Sie hier.


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