27.10.2019

Tamedia

«20 Minuten» feiert seinen 20. Geburtstag

NZZ-Medienredaktor Rainer Stadler wagt eine Prognose für die Überlebenszeit von «20 Minuten»: Gedruckt werde es das Pendlerblatt noch sieben Jahre geben.
Tamedia: «20 Minuten» feiert seinen 20. Geburtstag
Medienexperten diskutieren: Inwiefern und wann werden auch die «20 Minuten»-Zeitungsboxen abmontiert? (Bild: Keystone/Ennio Leanza)

In einem Hintergrundartikel zeichnet die «Neue Zürcher Zeitung» die Entwicklung der Gratiszeitung «20 Minuten» nach. «Ein Nobody hat sich innert Kürze zum stärksten und rentabelsten Schweizer Medientitel entwickelt», schreibt der langjährige und renommierte NZZ-Medienredaktor Rainer Stadler.

«20 Minuten» habe auf dem Schweizer Inseratemarkt wie ein Magnet gewirkt. «Darunter litten insbesondere die abonnierten Zeitungen, die bisherigen Säulen des politischen Journalismus», so Stadler.

Sein ausführlicher Text endet mit der Beschreibung des Verdrängungskampfes auf dem Pendlerzeitungsmarkt: «News» wurde 2009 eingestellt, «Cash» ebenfalls. Und auch «Cash daily» verschwand, auch «.ch» kapitulierte. In der Westschweiz schluckte «20 minutes» (Tamedia) den Konkurrenten «Le Matin Bleu», dies, nachdem dessen Herausgeber, Edipresse, vom Zürcher Medienhaus übernommen worden war. «Relativ lange», so Stadler, hielt es der «Blick am Abend» aus, der 2018 seine Printausgabe einstellte.

Diskussion auf Twitter

Auch für «20 Minuten» werde es, so Stadler, zunehmend etwas schwieriger. Laut der aktuellen Leserschaftsstudie Wemf Mach Basic hat das Blatt markant Leser verloren (persoenlich.com berichtete), bleibt aber die mit Abstand meistgelesene Zeitung der Schweiz mit einer Reichweite von über 1,2 Millionen in der Deutschschweiz.

Nicht im NZZ-Text, jedoch auf Twitter, wagt Stalder eine Prognose für die Überlebenszeit von «20 Minuten». Gedruckt werde es das Pendlerblatt noch sieben Jahre geben:

Online ist «20 Minuten» mit 1,15 Millionen erreichten Personen Marktführerin. Die Gratiszeitung erreichte laut der aktuellen Wemf-Studie «Total Audience» in der Deutschweiz – Printausgabe und Web zusammengezählt – knapp 2,1 Millionen Menschen. Das sind 66’000 mehr als vor drei Jahren.

Fest im November

Die deutschsprachige Printausgabe von «20 Minuten» wird am 13. Dezember 20 Jahre alt. «20 Minuten» feiert dieses Ereignis mit mehreren Jubiläumsaktionen. Am 8. November gibt es ein Fest mit Mitarbeitenden, Kunden und Lesern sowie nationalen und internationalen Musikstars (persoenlich.com berichtete).

 

 

 


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KOMMENTARE

Ueli Custer
28.10.2019 09:32 Uhr
20 Minuten ist 20 Minuten. Und weil es gratis ist, darf man auch keine allzu hohen Massstäbe anlegen. Viel schlimmer ist die Seuche mit dem "Commercial Publishing" mit dem die Leser irregeführt werden sollen. Damit schaufeln sich Abozeitungen ihr eigenes Grab. Ist die Glaubwürdigkeit weg, ist die Zeitung tot.
Patrik Künzler
27.10.2019 15:55 Uhr
20-Minuten ist der Niedergang des Journalismus, aber auch ein Gewinn für den TA-Media-Konzern. «Die Kritiker befürchteten einen Zerfall der Informationskultur», schreibt Herr Stadler. Dieser hat mit 20-Minuten ohne Zweifel stattgefunden. Es ist beängstigend, wie viele Junge kaum noch eine Ahnung haben über die politischen, geschichtlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen in dieser Welt, da sie nur noch das Schundblatt des TA-Media Konzerns konsumieren, oft unterwandert mit Trollen aus fragwürdigen Ländern. Trotz Internet wissen sehr viele Junge kaum noch Bescheid über viele wichtigen Dinge in der Welt. Zu beglückwünschen ist der TA-Media-Konzern aber geschäftsmässig: Indem er immer mehr die Journalisten wie eine Zitrone ausdrückt, Journalisten entlässt, aber gleichzeitig 20-Minuten als das «goldene Kalb» aufbaut, hat der TA-Media-Konzern mit 20-Minuten ein wirtschaftlich erfolgreiches Medienprodukt in der Hand. Journalistisch gesehen unterste Schublade, merkantil die maximale Gewinnmaximierung. Dies ist einer der Gründe, weshalb ich kein einziges Produkt des TA-Media-Konzerns konsumiere. Es ist einfach nur noch «grausig», was aus diesem Konzern noch kommt. Gottseidank gibt es noch die «Neue Zürcher Zeitung», die zum guten Glück immer noch publizistische Glanzpunkte setzt. Die hab ich nun abonniert.
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