18.05.2021

Zusammenlegung Bund/BZ

«Berner Zeitungsmodell» symbolisch zersägt

Redaktionsmitglieder von Berner Zeitung und Bund haben am Dienstag gegen die Abbaupläne des Tamedia-Verlags in Bern protestiert. Co-Geschäftsführer Marco Boselli sagt, er sei nicht glücklich über den Slogan, unter welchem das Komitee kämpfe.
Zusammenlegung Bund/BZ: «Berner Zeitungsmodell» symbolisch zersägt
Redaktionsmitglieder von Bund und BZ protestieren gegen Stellenabbau. (Bild: zVg)

Mit dem symbolischen Zersägen eines Holzhauses haben Redaktionsmitglieder von Berner Zeitung und Bund am Dienstag gegen die Abbaupläne des Tamedia-Verlags in Bern protestiert. Das Holzhaus sollte das «Berner Zeitungsmodell» darstellen, das bald Vergangenheit ist.

In einer Rede vor den rund 80 Teilnehmenden der Aktion sagte ein Redaktor, das Berner Modell habe in Bern über fünfzehn Jahre lang für Meinungsvielfalt gesorgt. Es habe auch als Triebfeder in den beiden Redaktionen gewirkt. Beide Redaktionen seien unabhängig gewesen und hätten sich gegenseitig angespornt. Am 1. Oktober, wenn der Zürcher Tamedia-Verlag die beiden Redaktionen vereinigt, werde es vorbei sein mit diesen «zwei Seelen», sagte der Redaktor anlässlich der Aktion vom Dienstag vor dem Redaktionsgebäude von Bund und BZ.

Ein Komitee kämpft unter dem Titel «Keine halben Sachen!» gegen die Abbaupläne. Unterstützt wird es von den Mediengewerkschaften Impressum und Syndicom (persoenlich.com berichtete).

Abbau im April angekündigt

Im April hatte die TX Group, zu welcher Tamedia gehört, den Abbau von voraussichtlich 20 von 70 Vollzeitstellen in den beiden Berner Zeitungen angekündigt (persoenlich.com berichtete). Der Stellenabbau betrifft etwa 30 Personen.

Die Redaktorinnen und Redaktoren von Bund und BZ fordern, die Zahl der Entlassungen sei zu minimieren. So soll beispielsweise geprüft werden, ob Entlassungen durch Pensenreduktionen vermieden werden könnten.

Ein Manifest der beiden Redaktionen zugunsten der Fortführung des heutigen Modells haben nach Angaben eines Mitglieds der Bund- und BZ-Personalkommission vom Dienstag inzwischen über 900 Personen unterzeichnet.

Tamedia nicht glücklich mit Slogan

Tamedia-Co-Geschäftsführer Marco Boselli sagte am Dienstag auf Anfrage von Keystone-SDA, er sei nicht glücklich mit dem Slogan «Keine halben Sachen!». Das Gegenteil sei der Fall. Mit der Zusammenführung von Bund und BZ bringe Tamedia zwei Redaktionen zu einer Gesamtheit zusammen.

Die vereinte Redaktion werde sich durch grosse journalistische Stärke und Kompetenz auszeichnen und der rund halben Million Leserinnen und Lesern im Kanton und in der Stadt Bern mit gut recherchierten Geschichten sowie neuen Formaten ein qualitativ hochstehendes und vielfältiges Angebot bieten.

Boselli sagte weiter, aufgrund von Fluktuationen und der Reduktion von Stellenprozenten werde der Stellenabbau voraussichtlich kleiner ausfallen als im April angekündigt. Sämtliche Massnahmen und Entscheide stünden unter dem Vorbehalt der Konsultation des Personals, welche bevorsteht. Er bestritt im April nicht, dass die Zusammenlegung der Redaktionen das Ende des sogenannten Berner Modells bedeutet. (sda/lom)



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Kommentare

  • Victor Brunner, 18.05.2021 18:16 Uhr
    Marco Boselli ist nicht glücklich mit dem Slogan "Keine halben Sachen!" Hat er sich schon einmal kundig gemacht ob die LeserInnen der beiden Blätter über die Zusammenlegung und den drohenden Einheitsbrei glücklich sind? Etwas weniger Wehleidigkeit wäre angebracht!
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