14.04.2021

Zusammenlegung Bund/BZ

Redaktionen reagieren mit Manifest

Die Journalistinnen und Journalisten fordern von den Tamedia-Verantwortlichen, die Zahl der angekündigten Entlassungen zu minimieren und alternative Modelle zu prüfen. Der Journalistenverband Impressum und die Gewerkschaft Syndicom unterstützen die Anliegen.
Zusammenlegung Bund/BZ: Redaktionen reagieren mit Manifest
Die Mitarbeitenden von Bund und Berner Zeitung reagieren mit einem Manifest auf die angekündigte Entlassungswelle. (Archivbild von 2009: Keystone/Alessandro della Valle)

Die Redaktionen der beiden Tageszeitungen Bund und Berner Zeitung haben sich am Mittwoch mit einem Manifest, das unter dem Titel «Keine halben Sachen!» läuft, an die Öffentlichkeit gewandt. Darin fordern sie das Verlagshaus Tamedia unter anderem auf, die Zahl der angekündigten Entlassungen zu minimieren.

Vor allem müsse rasch Klarheit geschaffen werden, wer vom Stellenabbau betroffen sein wird, heisst es in dem Manifest. Überdies sehen die beiden Belegschaften in den neuen Strukturen Hinweise, dass der Stellenabbau nicht zulasten des Kaders, sondern der Journalistinnen und Journalisten gehen soll – und damit zulasten «der Verankerung in der Region».

Eine künftig stark verkleinerte Redaktion wäre dem Manifest zufolge zuständig für zwei Zeitungen und zwei Online-Portale, die vorgeben, unterschiedlichen Inhaltes zu sein. «Faktisch werden aber bloss Seiten und Artikel wie Kulissen zwischen den Titeln hin- und hergeschoben: Die Leserinnen und Leser werden für dumm verkauft.»

Alternative Modelle prüfen

Die vom Journalistenverband Impressum und der Gewerkschaft Syndicom unterstützten Belegschaften betonen, dass sie die Augen vor der wirtschaftlichen Realität in der Medienbranche nicht verschliessen. Sie verweisen aber auch auf die Tatsachen, dass der Tamedia-Mutterkonzern TX Group im vergangenen Pandemiejahr 37 Millionen Franken Dividende ausgeschüttet und Kurzarbeitsentschädigungen vom Bund in Millionenhöhe bezogen hat.

Der geplante Abbau von 20 Vollzeitstellen bedeute umgerechnet den Stellenverlust für rund 30 Mitarbeitende. Dies über natürliche Fluktuationen abzufangen, sei unrealistisch. Die Belegschaften fordern vom Mutterhaus deshalb, alternative Modelle ernsthaft zu prüfen.

Zeitgleich mit dem Versand des Manifests geht eine Website online sowie der Twitter-Account @KeinehalbeSache, der die Haltung der Belegschaft wiedergibt.

Ankündigung Anfang April

Das Zürcher Medienhaus Tamedia gab Anfang April bekannt, in Bern die Redaktionen von Berner Zeitung und Bund zusammenzulegen und voraussichtlich 20 Vollzeitstellen zu streichen (persoenlich.com berichtete). Die beiden Titel sollen aber eigenständig bleiben.

Nach einem Verlust von über 100 Millionen Franken der TX Group im ersten Halbjahr 2020 kündigte Tamedia im vergangenen Oktober bereits an, dass die Redaktionen von Bund und Berner Zeitung noch näher zusammenrücken werden. (sda/lom)



Lesen Sie auch das Interview mit Jürg Steiner, langjähriger BZ-Journalist und Mitglied der Personalkommission.



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