Sara, was waren deine Beweggründe, um bei YouNews mitzumachen?
Ein Beweggrund war, dass ich Projekte liebe, die ich ausserhalb der Schule machen kann – eigenständig und nach meiner Wahl. Die «Arena» habe ich gewählt, weil es für mich das Beste war: Ich fand es eine mega coole Idee die Sendung zu leiten, weil ich noch nie etwas moderiert habe. Das ist wirklich etwas ganz Neues. Meine Wahl fiel gleich auf die «Arena», weil sie sich um Politik dreht. Wäre es ein anderes Thema gewesen, beispielsweise Wirtschaft, wäre das nicht so mein Ding gewesen. Zudem reizte es mich, bei einer so grossen Sache mit dabei zu sein.
Du hast noch nie moderiert. Woher nimmst du das Know-how, eine Diskussionssendung zu leiten?
Ich habe bereits an verschiedensten Anlässen öffentlich diskutiert. So habe ich mehrfach beim Wettbewerb «Jugend debattiert» mitgemacht. Es gibt Leute, die es nicht cool finden, die ganze Zeit diskutieren zu müssen und vor Publikum zu stehen, aber mir hat es unheimlich gefallen.
Im Vorfeld gab es ein Casting: Wie lief der Bewerbungsprozess?
Nach der Anmeldung musste ich ein einminütiges Video einschicken, in dem ich erklärte, warum ich mitmachen möchte. Als ich zum Casting bei SRF eingeladen wurde, musste ich unter anderem erzählen, warum ich als Moderatorin geeignet bin. Dann habe ich ein Thema und etwas Zeit erhalten, um mich einzuarbeiten. Anschliessend haben zwei Personen verschiedene Positionen eingenommen und ich musste das ganz spontan moderieren. Rückblickend hätte ich wohl das eine oder andere besser gemacht, aber anscheinend habe ich das gar nicht so schlecht hinbekommen.
«Ich werde nicht einmal einen Bruchteil von dem brauchen, was ich mir an Wissen angeeignet habe»
Was war bis jetzt dein Highlight bei SRF?
Das war ganz klar der Moment, als wir mit den Politikerinnen und Politikern sprechen konnten, die am Freitag in die «Arena» kommen. Normalerweise kann man nicht einfach mit einem Politiker telefonieren. Wir hatten mit jedem einzelnen zehn Minuten am Telefon zur Verfügung. Natürlich konnten wir nicht allzu viel diskutieren in dieser kurzen Zeit, die Politiker gaben sich aber sehr Mühe. Interessant war, dass sie alle so unterschiedlich waren.
Was hast du im Voraus unterschätzt?
Unterschätzt habe ich sicher, wie viel man für eine Moderation schreiben muss. Ich habe gedacht, moderieren sei relativ spontan und man spreche, wie es gerade komme. Doch eine Moderation ist alles andere als spontan. Wir haben am Mittwoch angefangen zu schreiben, wir schreiben am Donnerstag den ganzen Tag und auch am Freitagmorgen. Nachher üben wir die Moderation im Studio. Wenn man eine erste Fassung des Texts hat, kann es gut sein, dass alles wieder verworfen wird und man den Text noch einmal neu schreibt.
Inwiefern lernt ihr eure Moderationen auswendig?
Wir lernen sie nicht im eigentlichen Sinne auswendig. Vielmehr ist es so, dass wir mehrere Möglichkeiten vorbereiten. Falls Situation A eintrifft, könnte man auf diese Weise weitermachen – und so weiter. Dann habe ich ein Kärtchen mit allen Möglichkeiten drauf und muss aussuchen, welche ich wähle. Aber ein wenig auswendig können muss ich meine Moderation schon, denn ablesen ist ein No-Go.
Wie bereitet ihr euch inhaltlich auf die Sendung vor?
Die inhaltliche Vorbereitung setzt sich hauptsächlich aus der Recherche zusammen. Ich weiss mittlerweile viel zu viel. Ich werde am Freitag nicht einmal einen Bruchteil von dem brauchen, was ich mir an Wissen angeeignet habe. Aber das gibt mir Sicherheit für den Fall, dass ich es wider Erwarten doch brauche.
Diese Woche steht ihr drei im Rampenlicht der Schweiz. Wie fühlt sich das an?
(Lacht.) Also im Rampenlicht der Schweiz würde ich jetzt nicht sagen. Natürlich stehen wir etwas im Fokus, das stimmt schon. Ohne YouNews und das Projekt bei der «Arena» käme es nie dazu, dass Zeitungen mit mir reden wollen. Das fühlt sich seltsam an, weil ich das Gefühl habe, bis jetzt noch nicht wirklich viel gemacht zu haben. Klar, ich habe das Casting absolviert, aber noch keine Sendung moderiert. Die kommt erst am Freitag, und ich glaube, das wird speziell.
Bist du aufgeregt?
Nein (lacht). Doch, natürlich, ich bin extrem aufgeregt!
Wie wirst du deine Nervosität in den Griff kriegen?
Ich höre vor solch wichtigen Momenten immer Musik. Ob es wirklich hilft, weiss ich nicht.
Was wäre das Schlimmste, das während der Sendung passieren könnte?
Ich glaube mein Horrorszenario wäre, wenn sich eine Person nicht angebracht verhalten würde. Wenn es Ausdrücke gibt, die man einfach nicht akzeptieren kann. Das würde die ganze Diskussion kaputt machen und das wäre wirklich, wirklich schlimm. Aber ich habe mit den vier Politikern geredet und weiss, dass das nicht passieren wird. Das andere wäre, dass wir zu wenig Material hätten, um darüber zu debattieren, aber auch das ist eher unwahrscheinlich. Wir haben sehr grosse Themen und jeweils nur 20 Minuten pro Teilbereich. Das wird schon gehen.
«Eigentlich schreibe ich lieber, als dass ich rede»
Entscheidest du, wie du dich für die Sendung kleiden wirst?
(Lacht.) Ja, das entscheide ich, allerdings in Absprache mit den Stylisten. Gestern brachten wir drei mögliche Outfits mit und führten diese den Zuständigen vor. In ihren Köpfen hat es sichtlich gerattert, bis sie meinten: «Du ziehst das an und du probierst das an.» Zudem erfuhren wir, dass wir uns nicht extra elegant anziehen müssen. Zu beachten sei, dass die Outfits farblich auf die Kulisse abgestimmt werden sollten. Meine Wahl fiel auf einen meiner Lieblingspullis und eine schwarze Hose. Ich bin froh, dass wir das schon entschieden haben, sonst würde ich am Freitagmorgen vermutlich austicken.
Willst du irgendwann mal die Nachfolgerin von Jonas Projer werden?
(Lacht.) Das würde ich mir nicht zutrauen. Ich weiss nicht, ob ich wirklich etwas im Fernsehen machen will. Eigentlich schreibe ich lieber, als dass ich rede. Klar, ich diskutiere gerne, aber das Schreiben ist mir lieber, da dort die Möglichkeit der Überarbeitung besteht. Zudem ist dort der Spielraum für Nachforschungen, Recherchen und Zitate grösser. Was ich später einmal beruflich machen will, davon habe ich noch keine genauen Vorstellungen. Zuerst einmal muss ich versuchen rauszufinden, was ich überhaupt studieren will, und schon damit tue ich mich schwer. Etwas in Richtung Politik würde mich auf jeden Fall interessieren, das kann ich mit Sicherheit sagen.
Im Vorfeld hast du gesagt, du liebst es zu recherchieren und dir eine Meinung zu bilden. Denkst du, der Ruf der Jugendlichen, sich nicht für Nachrichten zu interessieren, ist ungerechtfertigt?
Das ist eine extrem schwierige Frage. Die Jugend an sich ist nicht so desinteressiert, wie es ihr Ruf sagt. Offensichtlich nicht, ansonsten wäre YouNews nicht so erfolgreich. Und Generalisierungen sind meiner Meinung nach sowieso furchtbar. Ich kenne viele Junge, die sich sehr fürs aktuelle Geschehen interessieren. Klar, es gibt auch Jugendliche, die sich nicht informieren. Aber vorwerfen kann man ihnen nicht wirklich etwas. Es ist ihre Entscheidung, ob sie sich für Nachrichten interessieren oder nicht.
Wie konsumierst du Medien?
Das ist sehr unterschiedlich. Ich schaue eigentlich immer die «Tagesschau». Auch habe ich ein paar Zeitungs-Apps auf dem Handy, die dann einfach die wichtigsten Nachrichten wiedergeben. Finde ich eine Headline interessant, schaue ich den Beitrag genauer an. Sehr oft bin ich auch auf Social Media unterwegs und verfolge dort das aktuelle Geschehen. Das habe ich insbesondere in den letzten paar Jahren gemacht und bin dabei über viel Fake News gestolpert. Deswegen bin ich dort jetzt sehr vorsichtig geworden.
Fabiana Merz Enriquez arbeitet diese Woche im Rahmen des YouNews-Projekts auf unserer Redaktion mit.