21.12.2016

Schweiz am Wochenende

Die Konkurrenz wittert Chancen

Was bedeutet das Aus der «Schweiz am Sonntag» für die anderen Sonntagstitel? Planen auch Tamedia, Ringier und die NZZ-Gruppe Wochenend-Ausgaben? Oder hoffen sie auf neue Leser im Aargau oder Graubünden? persoenlich.com hat nachgefragt.
Schweiz am Wochenende: Die Konkurrenz wittert Chancen
Fünf Schweizer Sonntagszeitungen auf einem Tisch. (Bild: Keystone/Gaetan Bally)

Sinkende Werbeeinnahmen, hohe Kosten in Druck und Vertrieb: Mit dieser Begründung stellen die AZ Medien die «Schweiz am Sonntag» ein. Ende April bereits wird die letzte SchwaS erscheinen (persoenlich.com berichtete). Hat dieser Schritt Signalwirkung? Rechnen die anderen Sonntagszeitungen mit dem selben Schicksal?

In den nächsten Monaten wird es interessant sein, zu beobachten, was auf dem Sonntagsmarkt geschieht. Werden etwa die kleinsten beiden (vgl. Grafik unten), die «Zentralschweiz am Sonntag» oder die «Ostschweiz am Sonntag», fusionieren oder ganz verschwinden? Laut NZZ, der Besitzerin der beiden Titel, deutet derzeit nichts in diese Richtung. «Für die ‹Zentral- und Ostschweiz am Sonntag› ändert sich aufgrund dieses Entscheides von AZ Medien nichts Grundlegendes», sagt Pascal Hollenstein, Chefredaktor der NZZ-Regionalmedien, auf Anfrage von persoenlich.com.

Rutishauser hofft auf zusätzliche Leser

Bleibt der finanzielle Druck auch 2017 hoch, könnte es bei den drei weiteren Titeln zu einer Verschmelzung kommen. Der Schritt ist vor allem dort nicht mehr weit, wo die Redaktionen grösstenteils zusammengelegt worden sind, so beim «SonntagsBlick» (mit dem «Blick») und bei der «SonntagsZeitung» (mit dem «Tages-Anzeiger»). Wie lange also wird es diese beiden Titel noch geben?

«Eine Einstellung des SoBli ist definitiv kein Thema, auch nicht die Verschiebung auf den Samstag», sagt Chefredaktorin a.i. Katia Murmann auf Anfrage. Ob und wenn ja welche Möglichkeiten sich durch die Verschiebung der «Schweiz am Sonntag» auf den Samstag ergeben, werde Ringier gegebenenfalls in den nächsten Wochen diskutieren. 

Ähnlich tönt es an der Werdstrasse. Die «SonntagsZeitung» sei seit diesem Herbst die meistgelesene Sonntagszeitung der Schweiz. Für Tamedia sei das immer noch ein gutes Geschäft, sagte Chefredaktor Arthur Rutishauser am Dienstag im Interview mit persoenlich.com. Daher sei eine Wochenendausgabe keine gute Idee. Rutishauser verspricht sich vom Aus der SchwaS positive Auswirkungen auf das eigene Blatt: «Wir hoffen, mehr Leser gewinnen zu können».

«Nicht enorm viel Ertrag»

Und bei der «NZZ am Sonntag»? Dort erfolgt eine detaillierte Interpretation des Geschehenen: Die «Schweiz am Sonntag» sei insofern «ein Sonderfall», weil sie sich als nationalen Titel gebärde, von der Verteilung her aber ein Regionaltitel geblieben sei, nämlich die Sonntagsausgabe der «Aargauer Zeitung» und der «Südostschweiz», so Chefredaktor Felix E. Müller auf Anfrage. Sie habe «nach allem, was man wisse, nicht enorm viel Ertrag abgeworfen». Nun erfolge im Hause Wanner aus finanziellen Gründen der Rückbau. Der Versuch, die neue Samstagsausgabe als publizistischen Fortschritt zu deklarieren, erfolge wohl im Hinblick auf die künftige Abopreisgestaltung, vermutet Felix E. Müller. «Fakt ist aber, dass jetzt dann eine Ausgabe weniger geliefert wird».

Tatsächlich hatten die AZ Medien den Schritt als Innovation beschrieben: «Indem wir am Wochenende nur noch einen einzigen Druck- und Vertriebsvorgang haben, werden Mittel frei, die wir in die journalistische Leistung und Qualität investieren können». Gleichzeitig sei man «künftig gegenüber herkömmlichen Sonntagszeitungen einen Tag voraus», hiess es in der Mitteilung vom letzten Samstag.

Ob nun die «Schweiz am Sonntag» oder die Samstags-Ausgabe der «Aargauer Zeitung» eingespart wird: Was die Chancen des neuen Wochenend-Produkts betrifft, bleibt die Konkurrenz skeptisch. Müller von der NZZaS zitiert eine alte Journalisten-Regel: «Die Zeitung von heute schlägt die Zeitung von gestern». Das treffe vor allem auf den Sonntag zu.

Patrik Müller will Auflage von 200'000 halten

Bei der «Schweiz am Sonntag» fühlt man sich teilweise missverstanden: «Die neue ‹Schweiz am Wochenende› basiert bezüglich Konzept, Team und Layout auf der heutigen ‹Schweiz am Sonntag›. Wir publizieren sie einfach 24 Stunden vorher», sagt Patrik Müller, Chefredaktor der «Schweiz am Sonntag» sowie künftig zusätzlich der «Aargauer Zeitung», gegenüber persoenlich.com.



Da man die neue «Schweiz am Wochenende» sowohl den Abonnenten der «Schweiz am Sonntag», als auch denjenigen der «Aargauer Zeitung» zustellen werde, rechnen die AZ Medien mit einer Auflage von über 200'000 Exemplaren. «Diese Zahl zu halten, ist mein Ziel», sagt Müller.

Er rechnet damit, dass seine Zeitung trotz Erscheinungstag am Samstag bei den Wemf-Zahlen auch künftig in der Gruppe der Sonntagstitel ausgewiesen wird.


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KOMMENTARE

glancy mueller
22.12.2016 01:01 Uhr
vielleicht probierts der wanner bald schon wieder mit einem neuen cr. müller hat den "sonntag" vergeigt. was stellt er nun von montag bis freitag an?
Weingart Robert
21.12.2016 15:47 Uhr
"Schönreden" à la Wanner/Müller.
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