Frau Landert, woher kommt die Kraft der Suggestion? Hat sie etwas zu tun mit Reinkarnation, stammt sie aus einem früheren Leben?
Bei gewissen Leuten ist das sicher der Fall. Zum Beispiel beim Dalai Lama. Bei ihm ist ganz klar, dass er das Wissen aus seinen früheren Leben jetzt wieder aktuell lebt, dass er in seinem jetzigen Leben auf diesem früheren Wissen aufbauen darf. Ich glaube auch ganz allgemein daran, dass die Menschen Aufgaben haben und für ihr aktuelles Leben eine Art Werkzeug mitbekommen haben, um diese Aufgaben zu lösen. Ein solches Werkzeug kann Charisma sein. Wie der einzelne Mensch dann seine Aufgabe lebt, ist ihm selber überlassen.
Grundbedingung für die Suggestivkraft ist also Charisma?
Es gibt verschiedene Ursprünge für diese Kraft. Doch Aura und Charisma sind ausschlaggebend. Der Mensch, der suggestiv wirken kann, muss auf jeden Fall ein gewisses Charisma haben. Er muss sich darstellen können, muss überzeugt sein von dem, was er sagt oder tut. Es muss irgendein treibender Kern vorhanden sein, dass ein Mensch leuchtet.
Ist der Dalai Lama solch ein Mensch?
Sicher. Der Dalai Lama ist die Inkarnation eines früheren Lamas und trägt dessen Wissen in sich. Indem ihm schon als Kleinkind die Möglichkeit gegeben wurde, in einem spirituellen Rahmen aufzuwachsen, lernte er, zu diesem Wissen zu kommen, das Wissen also sozusagen anzuzapfen. Seine Lehrer unterwiesen ihn in Meditation und in verschiedenen Meditationstechniken, damit dieses alte Wissen nicht verschüttet wird. Ein Mensch, der sich regelmässig in völlige meditative Versenkung begibt, der zudem in einer solch spirituellen Umgebung lebt, strahlt natürlich andere Energien aus als jemand, der sich zum Beispiel nur mit Geldsachen beschäftigt.
Es gibt aber Menschen, die von Amtes wegen Macht haben, hohe Politiker oder Mitglieder des obersten Kaders in der Wirtschaft. Kommt jemand in ein solches Amt, weil er bereits über Suggestivkraft verfügt, oder erhält er automatisch eine besondere Aufmerksamkeit auf Grund seines Amtes?
Nehmen wir das Beispiel der amerikanischen Präsidenten, die auf Grund ihres Amtes eigentlich alle gleich viel Aufmerksamkeit erhalten. Aber nicht alle haben die gleiche Resonanz, nicht jeder weist die gleiche Bühnenpräsenz auf. Ronald Reagan ist ein gutes Beispiel: Der stand einfach vorne an seinem Rednerpult und strahlte. Meiner Meinung nach war er der bisher beste Showman in diesem Amt.
Sie glauben tatsächlich, dass Reagan der beste amerikanische Präsident war?
Ich habe nicht gesagt, er sei der beste Politiker gewesen. Ich habe gesagt, er sei meiner Meinung nach der beste Showman gewesen. Er war ein ausgezeichneter Rhetoriker, sprach eine geschliffene Sprache und hatte die Gabe, herzlich auf die Leute zuzugehen. Man merkte, dass er Freude daran hatte, auf der obersten Weltbühne zu stehen.
Kommt die Suggestivkraft manchmal auch aus übersteigerter Selbstbezogenheit, aus Egomanie?
Ja, bei vielen Leuten. Das ist übrigens ein wichtiger Punkt: Egomanische Leute haben tatsächlich die Fähigkeit, Energieübertragungen zu machen und auf diese Weise andere Leute zu beeinflussen. Es gibt in der Psychotherapie den Ausdruck Übertragung, das heisst all das, was man gerne selbst möchte, auf andere zu projizieren. In unseren esoterischen Kreisen oder in der Magie kennt man dies, wenn es im negativen Sinn gemeint ist, als den so genannten bösen Blick. Dasselbe kann auch im positiven Sinn passieren. Wenn jemand sehr überzeugt ist von etwas oder unbedingt etwas will, kann er, um das Gewünschte zu erreichen, Energie übertragen. Wenn er Resonanz findet, sind seine Zuhörer gefangen. Leute, die über solche suggestive Fähigkeiten verfügen, haben natürlich eine sehr grosse Macht über andere.
Schweizer mit Suggestivkraft
