11.08.2021

UKW-Abschaltung

«Man hat die gewaltige Problematik besser erkannt»

Nach einem Treffen mit Roger Schawinski soll der Bund die Folgen eines Marschhalts bei der Abschaltung von UKW-Radiosendern prüfen. Der Medienpionier sagt, wie er das Gespräch mit der Fernmeldekommission des Nationalsrats erlebt hat und kritisiert die Abwesenheit der SRG.
UKW-Abschaltung: «Man hat die gewaltige Problematik besser erkannt»
«Ich bin überrascht über die Sturheit vieler Radiomacher», Roger Schawinski in Bern. (Bild: Keystone/Peter Schneider)
von Matthias Ackeret

Herr Schawinski, ist der Entscheid der nationalrätlichen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen der Durchbruch?
Das wohl nicht. Aber mindestens ist jetzt belegt, dass es eben doch nicht zu spät ist, die baldige schweizweite UKW-Abschaltung zu stoppen, wie es von vielen Seiten behauptet worden ist.

Wie haben Sie die gestrige Anhörung erlebt?
Hochinteressant. Stossend empfand ich, dass der wichtigste Player – die SRG – nicht vertreten war und sich bisher überhaupt nicht geäussert hat. Diese Strategie erschliesst sich mir nicht.

Sind die Parlamentarierinnen und Parlamentarier ernsthaft am Thema interessiert?
Absolut. Ich habe ihnen ein ausführliches Dossier mit vielen Fakten vorgelegt. Ich glaube, dies hat dazu geführt, dass man die gewaltige Problematik der geplanten einseitigen Schweizer Abschaltstrategie besser erkannt hat.

«Gewisse Nationalräte verweigern sich stur einer ernsthaften Diskussion»

In der «Tagesschau» vom Dienstag äusserten sich bekannte Nationalräte wie Matthias Aebischer oder Gregor Rutz sehr skeptisch gegenüber Ihrem Ansinnen und warnten vor einem Staatseingriff. Wie beurteilen Sie dies?
Da bin ich überrascht. Gewisse Nationalräte verweigern sich stur einer ernsthaften Diskussion. Damit vertreten die genannten Herren aber kaum die Interessen ihrer Wähler, die von einer abrupten Abschaltung von UKW massiv betroffen wären.

Wie geht es nun weiter im UKW-Streit?
Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) ist von der Kommission aufgefordert worden, bis Ende Monat einen Bericht vorzulegen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Bakom klar Partei ist. Das Bakom war seit Jahrzehnten der Haupttreiber der DAB-Strategie. Ich hoffe nun, dass man dort realisiert, dass sich die Dinge eben nicht so entwickelt haben, wie man dort erhofft hat, weil sich DAB eben nicht richtig durchgesetzt hat und technisch bereits überholt ist. Mit 5G Broadcast vor der Tür wäre das Abschalten von UKW deshalb ein echter Schildbürgerstreich, bei dem man Millionen von Schweizern kurz vor Torschluss eine Technologie aufs Auge drückt, die schon bald obsolet sein wird.

«Ich bin überrascht über die Sturheit vieler Radiomacher»

Haben Sie schon Signale seitens der SRG, die von der UKW-Abstellung am meisten betroffen wäre?
Ich glaube man realisiert dort langsam, dass man Stellung beziehen muss und sich nicht weiterhin wie eben gestern hinter den Privatradios verstecken kann.

Sie haben viel mediale Publizität, trotzdem unterstützt Sie kein anderes Radio in dieser Sache. Frustriert Sie dies?
Nein, frustriert bin ich nicht. Aber etwas überrascht über die Sturheit vieler Radiomacher bin ich schon, die sich völlig unflexibel zeigen.

Haben Sie mit Peter Wanner, dem grössten Privatradiobetreiber der Schweiz, darüber gesprochen, und was meint er?
Über private Gespräche rede ich nicht öffentlich. Aber natürlich habe ich mit Peter geredet. Mehrmals.



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