08.10.2013

Ringier

"Man kann auch bei einer Regionalzeitung sehr viel bewegen"

Turbulente Zeiten im Polit-Ressort vom "Blick": Nachdem am Dienstag bekannt wurde, dass neben Bundeshaus-Redaktor Henry Habegger und dem stellvertretenden Chefredaktor Andreas Kunz - der in der Probezeit kündigte -, auch Politik-Ressort-Chef Jürg Auf der Maur das Boulevardblatt verlassen wird, sucht die Redaktion nun dringend Ersatz. Warum geht Auf der Maur schon wieder und ist der Schritt zum "Boten der Urschweiz", wo er in den 90er-Jahren schon einmal Chefredaktor war, nicht ein krasser Karriere-Rückschritt?
Ringier: "Man kann auch bei einer Regionalzeitung sehr viel bewegen"

Herr Auf der Maur, nach ziemlich genau einem Jahr als Politchef beim "Blick" wird bekannt, dass Sie zum "Boten der Urschweiz" wechseln werden (persoenlich.com berichtete). Warum verlassen Sie Ringier nach so kurzer Zeit schon wieder?
Man kann sich den Zeitpunkt für spannende, neue Angebote eben nicht aussuchen, sondern muss die Gelegenheiten ergreifen, wenn sie sich ergeben. Ich bin nun immerhin noch bis Mitte Januar nächsten Jahres hier, konnte in der Blick-Gruppe sehr viel lernen und durfte in einem professionellen Umfeld eine spannende Zeit erleben. Dafür bin ich sehr dankbar.

Sie werden wiederum Chefredaktor beim "Boten der Urschweiz", diesen Posten hatten Sie bereits 1993 bis 2000 inne. Hat es Ihnen beim Blatt von Hugo Triner dermassen gut gefallen?
Der "Bote der Urschweiz" hat in der Innerschweiz einen grossen Stellenwert. Er gehört zu den besten Lokal- und Regionalzeitungen der Schweiz. Dafür wieder verantwortlich zu sein und das nota bene in einem Raum, in dem ich aufgewachsen bin und heute noch wohne, freut mich sehr. Ich gehe quasi "Back to the Roots": Was will man mehr? Ich war dabei, als der Bote in den 90er Jahren die Erscheinungsweise auf sechsmal wöchentlich verdoppelte. Jetzt kann ich bei einem neuen Projekt mitmachen und den ersten Schritt weiterentwickeln! Das ist eine spannende Herausforderung.

Worauf freuen Sie sich ganz besonders?
Ich freue mich auf das eingespielte, gute und motivierte Team – in Redaktion und Produktion.

Sie tauschen Ihren jetzigen, sehr einflussreichen Job bei der auflagenstärksten Bezahl-Tageszeitung (180'000 Exemplare) gegen denjenigen des Chefredaktors einer Regionalzeitung (15'000 bis 16'000 Exemplare). Dieser Entscheid erstaunt. Ist dies kein Karriere-Rückschritt?
Ich sehe das anders. Der "Blick" ist wie gesagt eine hervorragend gemachte Zeitung auf nationaler Bühne – der "Bote der Urschweiz" ist eine hervorragend gemachte Zeitung auf dem regionalen Parkett. Es gelten rein handwerklich gesehen dieselben Regeln, einzig das Einzugsgebiet ist kleiner. Man kann aber auch mit und bei einer Regionalzeitung sehr viel bewegen.

Ihr Schritt könnte den Eindruck erwecken, dass Sie nicht daran glauben, dass der "Blick" wieder "führend und prägend" sein kann, wie dies Ringier-Chef Marc Walder erwartet. Stimmt das?
Das wäre eine Fehlinterpretation und es täte mir leid, wenn dieser Eindruck entstehen würde.

Was müsste Ihrer Ansicht nach geschehen, um dieses Ziel zu erreichen?
Ich denke, das Ziel ist allen klar – und der Weg dahin auch.

Da der neue "Blick"-Chef René Lüchinger erst im Januar seine Funktion antreten wird, leitet derzeit ein Viererteam die Redaktion: Felix Bingesser (Sportchef der Blick-Gruppe), Dominik Hug (Ressortleiter People), Thomas Ley (stv. Chefredaktor "Blick") und Fabian Zürcher (Blattmacher "Blick"/Blick.ch). Hat sich diese Übergangslösung aus Ihrer Sicht bewährt?
Die Kollegen machen einen hervorragenden Job.

Nach dem Abgang von Bundeshaus-Journalist Henry Habegger (persoenlich.com berichtete) ist nun laut Edi Estermann definitiv, dass Ihr Stellvertreter Andreas Kunz noch in der Probezeit gekündigt hat. Inwiefern lastet dadurch noch grösseren Druck auf Ihnen persönlich?
Damit ist kein spezieller Druck verbunden, sondern wir sind gemeinsam mit den designierten Chefredaktoren dabei, die Stelle neu zu besetzen.

Wie präsentiert sich die Stellenmarktsituation momentan?
Um gute bzw. sehr gute Leute zu finden, sollte man es sich nie zu einfach machen.

Welches sind die speziellen Herausforderungen, die speziell für die Funktion des "Blick"-Politik-Chef gelten?
Die Stelle des Leiters des Ressorts Politik im Newsroom der Blick-Gruppe ist für einen politinteressierten und kommunikativen Menschen, der gerne ein professionell arbeitendes Team führt, überaus spannend, vielseitig, intensiv und abwechslungsreich.

Wie gross ist Ihr verbleibendes Team im Politik-Ressort derzeit?
Wir sind aktuell sieben Mitarbeitende bzw. 6,5 Vollzeiteinheiten.

Interview: Edith Hollenstein (die Fragen wurden schriftlich beantwortet)

 

 

 


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