25.08.2016

SwissRadioDay

Mehr als jeder Zweite hört digital Radio

Erstmals wird Radio in der Schweiz über die Hälfte – nämlich zu 53 Prozent – digital gehört. Der analoge UKW-Empfang verliert weiter an Terrain – ab 2020 wird deshalb UKW schrittweise abgeschaltet. Norwegen ist der Schweiz in der Digitalen Migration einen Schritt voraus. persoenlich.com war am Branchenanlass dabei.
SwissRadioDay: Mehr als jeder Zweite hört digital Radio
Auch bei älteren Hörerinnen und Hörer immer beliebter: digital Radio hören. (Bild: Keystone)
von Christian Beck

Im Frühling 2016 wurden von 100 Radiominuten 53 digital gehört. Bei der letzten Befragung im Herbst 2015 waren es noch 49 Minuten. UKW verlor somit innerhalb eines Jahres über 8 Prozent, während DAB+ um 3,1 Prozent und Internetradio um 4,5 Prozent zulegte.

Podium

Am SwissRadioDay im Kaufleuten in Zürich wurden am Donnerstag die Resultate der dritten Befragung zur digitalen Radionutzung präsentiert. Damit könne nun zum ersten Mal eine Trendentwicklung abgebildet werden, sagte Manuel Kollbrunner von DigiMig Operations GmbH. Seit Frühling 2015 erhebt die GfK Switzerland im Auftrag der Arbeitsgruppe Digitale Migration (DigiMig) Zahlen zur digitalen Radionutzung in der Schweiz.

Zunahme nicht nur bei den Jungen

«Es fällt auf, dass die digitale Radionutzung in allen Altersgruppen zunimmt», sagte Kollbrunner. Hörerinnen und Hörer unter 55 Jahren steigen vermehrt von UKW auf Internetradio um, ältere Personen wechseln eher zu DAB+. Bei den unter 35-Jährigen sind bereits zwei Drittel der Nutzung digital, davon ist der grössere Teil Internetradio.

Auto als letzte UKW-Bastion

Während zu Hause und im Büro bereits mehr als zur Hälfte digital Radio gehört wird, ist das Auto noch eine analoge Bastion. Drei Viertel seien hier noch analog, so Kollbrunner. Allerdings habe die DAB+-Nutzung im Auto gegenüber Frühling 2015 um 5 Prozent zugenommen.

Investitionen lohnen sich

Dass immer mehr Hörerinnen und Hörer von UKW auf DAB+ umgestiegen sind, ist auch bei den Radiostationen zu spüren. «Als wir kürzlich einen DAB-Senderausfall hatten, sind viele Telefonate eingegangen. Vor zwei Jahren hätte kaum jemand angerufen», sagt Tony Immer, Geschäftsleiter von Radio Zürisee, gegenüber persoenlich.com. Es sei schön zu spüren, dass sich die bisherigen Investitionen gelohnt hätten, so Immer.

Ausbau geht weiter

«Im Moment erleben wir einen Hype. Alle Layers sind momentan voll und es gibt eine Warteliste für neue Radiosender. Bald wird ein neuer Layer geöffnet», sagt Peter Scheurer von Radio Bern 1. Auf UKW könne man nicht mehr wachsen, dies sei bei DAB+ völlig anders. «Der Zug DAB+ ist nicht mehr zu bremsen», so Scheurer.

«Momentan machen wir das Netz fit für DAB+», so Thomas Saner von der SRG. Ziemlich vorangetrieben werde in den kommenden zwei Jahren auch der Ausbau der Autobahn-Tunnels. «2020 sind wir dann bereit, so dass wir UKW schrittweise runterfahren können», sagte Saner weiter. 2024 würde dann dem letzten UKW-Sender der Stecker gezogen.

Bakom unterstützt Privatradios

Die Radiobranche stehe vor grossen Herausforderungen, und die Unsicherheit nehme zu, sagte die Vize-Direktorin des Bakom, Roberta Cattaneo, am SwissRadioDay. Der Wechsel von UKW zu DAB+ sei wichtig, doch ob und wie das Publikum diese Migration mitmache, sei ungewiss. Ausserdem beeinflussten globale Entwicklungen und das Aufkommen von Streaming-Diensten die Nutzung des Mediums Radio. «Die globalen Trends kann das Bakom nicht beeinflussen», so Cattaneo. Doch wo es möglich sei, werde das Bakom der Branche helfen, auch finanziell.

Norwegen kurz vor Umstellung

Norwegen ist der Schweiz in der Digitalen Migration einen grossen Schritt voraus. «In genau 139 Tagen, am 11. Januar 2017, beginnen wir, UKW Schritt für Schritt abzustellen. 2018 senden wir nur noch via DAB+», sagte Marius Lillelien, Direktor des öffentlich-rechtlichen Senders NRK. Kleine Lokalsender ausserhalb von Hauptstädten folgen dann im Jahr 2022.

norweger_1

«Wir haben gerade einmal fünf Millionen Einwohner, verteilt auf einer grossen Fläche. Durch das entstehen grosse Infrastrukturkosten», so Lillelien weiter. Entweder hätten nun die in die Jahre gekommenen UKW-Antennen für viel Geld erneuert werden müssen – oder man investiere in eine neue Technologie. Man hätte sich für Letzteres entschieden.

«2015 hörten in Norwegen 54 Prozent digital Radio, ähnlich wie in die Schweiz jetzt», sagte Lillelien. Und ergänzte mit einem Lachen: «Stellt doch auch früher ganz auf DAB+ um».



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