Michael Ringier, Verleger und VR-Präsident des Ringier-Verlags, stört sich an der Wahl von Lukas Hässig, dem Betreiber von «Inside Paradeplatz», zum «Wirtschafsjournalisten des Jahres». (persoenlich.com berichtete). Diese Wahl wird alljährlich vom Branchenmagazin «Schweizer Journalisten» durchgeführt, wobei in einer Onlinebefragung 1200 Journalisten kontaktiert werden.
In einem Kommentar, der am Mittwoch auf dem hauseigenen Ringier-Intranet publiziert wurde, vergleicht der Verleger Lukas Hässig mit dem FC-Sion-Präsidenten Christian Constantin, des – laut Ringier – bekanntesten Fussballpräsidenten der Schweiz. «Das ist weniger der Leistung seines Teams als der Einzelleistung des Präsidenten zu verdanken. Denn er hatte vor einigen Wochen einen unliebsamen Fernsehkommentator und früheren Fussballtrainer kurzerhand mit Ohrfeigen und Fusstritten traktiert (persoenlich.com berichtete). Der hatte sich die journalistische Freiheit genommen, einige kritische Kommentare über den Präsidenten und Eigentümer des FC Sion zu äussern», so Ringier. Die Reaktion der Schweizer Journalisten sei so klar wie vorhersehbar gewesen: Grosse moralische Empörung, verbunden mit der Forderung nach Rücktritt und Bestrafung.
«Und jetzt stellen wir uns mal vor,» folgert Michael Ringer, «die Schweizerischen Fussballpräsidenten würden bei einer Umfrage Ihres Branchenmagazins ausgerechnet den prügelnden Kollegen zum Präsidenten des Jahres wählen. Auch hier wäre das journalistische Ergebnis wohl eindeutig: wieder grosse Empörung und der Vorwurf, einer Berufsauffassung ohne Anstand und Manieren Tor und Tür zu öffnen,» so Ringier in seinem Kommentar.
«Im Stile eines Pamphlets»
Aus diesen Gründen ist es für Michael Ringier absolut unbegreiflich, dass ausgerechnet Hässig von den Journalisten zum «Wirtschaftsjournalisten des Jahres» gewählt wurde, da sich dieser in seinem «Banken Bashing Blog» (Zitat Ringier) der «Methode Constantin» bediene. «Er prügelt – und zwar nicht nur einmal, wie der Sion Präsident – ziemlich regelmässig auf alles ein, was ihm in der Finanzbranche missfällt. Und dazu gehören eigentlich fast alle und fast alles.
Dass er seine Hände dabei nicht für physische Ohrfeigen gebraucht sondern bloss, um Sätze zu tippen, macht das Ergebnis nicht besser. Meistens kommt es im Stile eines Pamphlets daher, bei dem Fakten eher selten, Verunglimpfungen und Vermutungen aber sehr häufig vorkommen. Gute oder tüchtige Führungskräfte kommen in den Geschichten praktisch keine vor, denn die meisten in der Chefetage der Banken sind in diesem Blog üble Abzocker, Dilettanten und Vertreter des «Säuhäfeli – Säudeckeli» Managements.
Mit ordentlichem journalistischem Handwerk hat dies alles ziemlich wenig zu tun. Deshalb ist «Inside Paradeplatz» trotz des klingenden Namens fast anzeigenfrei und wer die Kommentare zu den Geschichten liest, bekommt den Eindruck, dass sich vor allem die Verschwörungstheoretiker dieses Landes dort austoben.»
«Vermutung als journalistisches Werkzeug!»
Besonders sauer aufgestossen ist Michael Ringier die Begründung von Lukas Hässig zum «Wirtschaftsjournalisten des Jahres», die der «Schweizer Journalist» nachlieferte: «Er schreibt, was andere nur vermuten». «Vermutung als journalistisches Werkzeug mit Auszeichnung! Da kann ich bloss vermuten, dass die Schweizer Journalisten es absolut verstehen, dass man als Verleger dann doch lieber in Anzeigenportale investiert», so Ringier.
Hässig verweist auf den Ringier-Verwaltungsrat
Auf Anfrage von persoenlich.com meinte Lukas Hässig, dass ihn diese Kritik nicht erstaune. Mit Lukas Gähwiler, dem VR-Präsidenten von UBS Schweiz, und dem Unternehmer Claudio Cisullo sässen zwei UBS-nahe Personen im sechsköpfigen Ringier-Verwaltungsrat, was die grosse Bankennähe des Unternehmens zeige. So könne er sich die Tonalität des Kommentars von Michael Ringier erklären. (ma)
KOMMENTARE
04.03.2018 23:08 Uhr
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28.12.2017 12:17 Uhr