23.09.2018

Umzug Radiostudio Bern

Neue Recherche-Redaktion und mehr Serien angekündigt

Nach der Kritik am Radio-Umzug von Bern nach Zürich nennt SRG-Chef Gilles Marchand Bereiche, wo die Tätigkeiten in Bern verstärkt werden sollen. 20 Millionen Franken sollen investiert werden. Derweil wollen Politiker im Mediengesetz die Bundesstadt als SRG-Standort verankern.
Umzug Radiostudio Bern: Neue Recherche-Redaktion und mehr Serien angekündigt
Im SRF-Studio Bern befindet sich das Informationszentrum. Politiker kämpfen dafür, dass das auch so bleibt und der Entscheid rückgängig gemacht wird. (Bild: Keystone/Anthony Anex)

«Wir sind nicht daran, Bern zu verlassen», sagte der SRG-Generaldirektor in Interviews mit den Zeitungen «SonntagsBlick» und «Le Matin Dimanche». Der 56-Jährige nannte drei Bereiche, wo die SRG ihre Tätigkeiten in Bern verstärken will und kündigte für Projekte Investitionen im Umfang von rund 20 Millionen Franken an.

Neben einem Ausbau der Inlandredaktion soll in Bern ein neues, rund 15-köpfiges Recherche-Team gegründet werden. Journalisten von RTR, RSI, RTS und SRF sollen überregional nationale Themen behandeln. Jeder Chefredaktor aus jeder Region werde zwei, drei oder vier Mitarbeiter delegieren, sagte Marchand.

Alle Programme mit Untertiteln

Weiter versprach der SRG-Chef den Aufbau einer neuen digitalen Plattform von Bern aus. Es gehe darum, eine Art öffentlicher Dienst nach dem Vorbild von Netflix zu entwickeln, wo alle SRG-Programme in allen Sprachen mit Untertiteln angeboten werden sollen.

Der Rundfunk will auch die Zahl der von ihr produzierten Fernsehserien erhöhen. «Derzeit gibt es drei bis vier pro Jahr, zwischen der West- und der Deutschschweiz. Ich hätte gerne sieben davon, mit der Möglichkeit, sie systematisch in anderen Sprachregionen einzusetzen», erklärte Marchand.

Verständnis für Reaktionen

«Ich kann die Reaktionen verstehen», sagte Marchand in den Interviews. Diese hätten viel mit dem Berner Selbstverständnis als Bundesstadt zu tun. «Es ist der SRG wichtig, in Bern gut vertreten zu sein. Und es wird immer so sein!» Er hoffe, dass bald etwas sachlicher diskutiert werden könne.

Marchand bat die Kritiker um «ein wenig Kohärenz». «Dem Service public wurde Untätigkeit vorgeworfen (…) Man kann uns nicht auf einmal auffordern, dass wir uns auf die Zukunft vorbereiten müssen und gleichzeitig sagen, dass wir uns nicht bewegen sollen.» Er erinnerte dran, dass die SRG ab 2019 jährlich 100 Millionen Franken einsparen müsse.

Mediengesetz als Druckmittel

Politiker aus allen Lagern drohen mit Konsequenzen im neuen Mediengesetz. «Wenn eine Service-public-Unternehmung die staatspolitische Dimension von Standortentscheidungen ignoriert, dann braucht es klarere Spielregeln im Gesetz», sagt Regula Rytz, Präsidentin der Grünen, zur «SonntagsZeitung». «Der SRG-Verwaltungsrat muss dazu gebracht werden, den Entscheid zum Radiostudio Bern rückgängig zu machen», so Rytz weiter.

Die Berner Stadtregierung zeigt in einem Papier, das der SoZ vorliegt, einen Weg auf, um die Bundesstadt als Standort des Radiostudios zurück ins Spiel zu bringen: Im Mediensgesetz soll verankert werden, dass sich die SRG nicht nur auf alle Sprachregionen ausrichtet, sondern explizit auch auf die Hauptstadtregion. Zudem soll die SRG gemäss Stadtregierung verpflichtet werden, in allen Landesteilen mehrere Studios zu betreiben und in Bern ein Kompetenzzentrum für Information und Politik einzurichten.

Die SRG hat beschlossen, einen Teil der SRF-Radioredaktion von Bern nach Zürich zu verlegen. Der Transfer, der ab Ende 2020 geplant ist, betrifft 170 Mitarbeiter und soll Einsparungen von zwölf Millionen Franken ermöglichen. 550 SRG-Mitarbeiter bleiben in Bern (persoenlich.com berichtete). In der Westschweiz ist geplant, die Abteilung «News» des RTS Fernsehens bis 2024 von Genf nach Lausanne zu verlegen. Die Entscheidungen führten zu heftigen Reaktionen an den betroffenen Standorten von Medienschaffenden und Politiker. (sda/pd/cbe)



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