11.01.2024

Radio und TV

So reagieren Sieger und Verlierer

TeleBielingue prüft nach der Konzessionsvergabe rechtliche Schritte. Auch andere Sender beschreiten möglicherweise den Rechtsweg. Doch es wird auch gejubelt.
Radio und TV: So reagieren Sieger und Verlierer
Haben am Donnerstag über die Konzessionsvergaben informiert (v.l.): Bakom-Vizedirektorin Susanne Marxer, Bakom-Direktor Bernard Maissen und Emanuela Tonasso, Mediensprecherin Uvek. (Bild: Keystone/Anthony Anex)

Der in Biel ansässige zweisprachige Regionalfernsehsender TeleBielingue ist bei der Konzessionsvergabe des Bundes leer ausgegangen. Den Zuschlag erhielt stattdessen der Neuenburger Sender Canal Alpha, der mit Canal B auch ein Programm für die Region Biel/Seeland/Berner Jura betreiben will (persoenlich.com berichtete).

Der Entscheid des Bundesamts für Kommunikation sorgte bei der Stadt Biel «für Bestürzung», wie die Behörden am Donnerstagnachmittag mitteilten. Der Entscheid des Bundes trage dem Alltag und den Gegebenheiten in der Region nicht Rechnung und sei «rein wirtschaftlich» motiviert.

Die Bieler Stadtbehörden wollen nun zusammen mit den betroffenen Akteuren die Möglichkeiten des Rechtswegs ausloten. Die Verantwortlichen von TeleBielingue zeigten sich in einer Mitteilung überrascht vom Bundesentscheid, aber weiterhin «hoch motiviert», den Zuschauern bewegte Inhalte und Bilder aus der Region zu bieten.

Die digitalen Möglichkeiten böten dazu viele Chancen. Mit dem Verlust der Konzession gehen in erster Linie Bundesgelder verloren.

Der Sender will den Entscheid nun genau prüfen und «die richtigen Folgen» daraus ableiten. TeleBielingue gehört zur Bieler Gassmann Gruppe. Das zweisprachige Regionalfernsehen ist seit 1999 auf Sendung.

3,6 Millionen Franken vom Bund

Bei Canal Alpha war am Donnerstag die Freude gross. «Wir stehen aber auch vor einer Herausforderung» sagte Direktor Marcello del Zio. Der neue Sender für die Region Seeland, Berner Jura, die Agglomeration Grenchen und den Freiburger Seebezirk müsse nun innerhalb eines Jahres aufgebaut werden.

Mit der Konzession erhält Canal Alpha 3,6 Millionen Franken an Bundesgeldern. Das Hauptstudio von Canal B soll in Biel beheimatet sein. Rund 35 Angestellte, davon 20 Journalistinnen und Journalisten, sollen für den Sender arbeiten.

Somedia prüft rechtliche Schritte

Der Bündner Sender Radio Südostschweiz (RSO) von Somedia hat die Konzession zugunsten eines Radiosenders von Medienunternehmer Roger Schawinski verloren. «Unser Gesuch war schlicht besser als dasjenige der Konkurrenz», sagte Schawinski in einem persoenlich.com-Interview.

«Wir werden sowohl mit als auch ohne Konzession weitermachen», kündigte derweil Silvio Lebrument von Somedia in einer Mitteilung an. Die Enttäuschung, dass das Bakom den Auftrag ins Unterland vergeben habe, sei gross. Sie seien ausserdem überzeugt, das bessere Dossier eingereicht zu haben.

Schawinski habe zu grosse Versprechungen gemacht, sagte Lebrument auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Bei Radio Alpin sollen künftig zwölf Personen ein Programm über sieben Tage die Woche stemmen, mit mehrsprachigen Inhalten und in unterschiedlichen Bereichen. Bei RSO sind aktuell 16 Personen angestellt.

Dementsprechend wolle man rechtliche Optionen prüfen und ausschöpfen. «Wir sind bereits daran, eine Beschwerde zu verfassen», sagte Lebrument. Sie seien es gewohnt, zu kämpfen.

TeleBärn-Herausforderer prüft Rechtsweg

Der Regionalsender TeleBärn behält seine Konzession. Der Mitbewerber BärnTV geht leer aus. Die Initianten von BärnTV sprechen von einer «grossen Enttäuschung» und einer «verpassten Chance» für Bern. Es sei ein «mutloser und falscher Entscheid», steht in einer Mitteilung vom Donnerstag.

Die BärnTV-Initianten kritisieren, dass die Übernahme von immer mehr Regionalsendern durch die CH Media den Zielsetzungen des Gesetzgebers widerspreche, der unabhängige Sender mit klar regionalem Fokus wünsche.

Die Initiantinnen von BärnTV, die Stiftung BaselMedia (Telebasel) und der Bärnerbär, prüfen deshalb, den Entscheid beim Bundesverwaltungsgericht anzufechten.

Erleichtert über den Konzessionsentscheid zeigte sich TeleBärn. «Dass wir den Vergabeprozess trotz starkem Mitbewerber für uns entscheiden konnten, erfüllt uns mit Stolz», erklärte Chefredaktor Markus Von Känel. Das Engagement des Senders für regionalen Journalismus und relevante Berichterstattung bleibe unverändert.

TeleBärn sendet seit 1995. Ab 2025 will der Sender mit weiteren innovativen Formaten und noch mehr Service public für die Region Bern überzeugen, wie er im vergangenen Juni bei der Einreichung des Konzessionsgesuchs mitteilte.

Tele Top erhält weiterhin Gebührengelder

Tele Top erhält weiterhin Gebührengelder für das Gebiet Zürich-Nordostschweiz. TeleZüri hat gemäss Bakom bei der Bewerbung um eine Konzession zwar ein besseres Angebot eingereicht, erhält den Zuschlag aber aus rechtlichen Gründen nicht. Neben TeleZüri ebenfalls um die Konzession beworben haben sich Tele Z und Auftanken TV.

«Unsere Erfahrung, unsere Unabhängigkeit und unser Verständnis von gutem Service public régional haben überzeugt», so Tele-Top-Geschäftsführer Philippe Pfiffner. «Wir werden uns weiterhin für einen starken Service public régional in unserem Konzessionsgebiet einsetzen.»

«Dass TeleZüri, dem regionalen TV-Sender schlechthin, die Konzession im Versorgungsgebiet Zürich einmal mehr verwehrt wird, ist frustrierend. Nach drei Jahrzehnten engagierter Hingabe und Bereitstellung von erstklassigem regionalem Journalismus hätten wir den Erhalt der Konzession redlich verdient», lässt sich Claude Winet, Chefredaktor TeleZüri, in einer Mitteilung zitieren.

TVO und Tele 1 zufrieden

Die Galledia-Gruppe hat vom Bakom keine Konzession für ein neues Ostschweizer Fernsehen erhalten. Der Zuspruch ging an die bisherige Konzessionärin TVO. Über den Entscheid zeigt sich Daniel Ettlinger, Chef der Galledia Gruppe, enttäuscht. «Wir waren von unserer Offerte überzeugt», erklärte er gegenüber der Online-Plattform Die Ostschweiz, welche zu Galledia gehört.

Die Begründung zur Vergabe müsse man noch eingehend prüfen. «Wenn wir diese nachvollziehen können, werden wir den Entscheid akzeptieren, wenn nicht, einen Rekurs erwägen.»

Fest stehe, so Ettlinger weiter, dass ohne Bundessubventionen ein finanziell ausgeglichenes Regionalfernsehen nicht möglich sei. Galledia gibt unter anderem die Zeitungen Rheintaler und Werdenberger & Obertoggenburger heraus, daneben Fach- und Verbandszeitungen sowie Onlinepublikationen.

Dumeni Casaulta, Chefredaktor TVO, freut sich in einer Medienmitteilung über den für ihn positiven Vergabeentscheid: «Wir sind stolz darauf, dass wir uns trotz starker Konkurrenz im Vergabeprozess durchsetzen konnten.» TVO sendet aus St. Gallen und erreicht gemäss eigenen Angaben täglich rund 80'000 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Ostschweiz.

Auch Tele 1, wie TVO im Besitz der NZZ Regionalmedien AG, verzeichnet im Konzessionsverfahren für das Versorgungsgebiet Zentralschweiz einen erfolgreichen Ausgang. Matthias Oetterli, Chefredaktor Tele 1: «Die TV-Konzession erneut zu erhalten, erfüllt uns mit grosser Freude und wir verpflichten uns überaus gerne, unseren Zuschauerinnen und Zuschauern weiterhin relevante, informative und unterhaltsame Inhalte zu bieten.» (sda/pd/cbe)


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