25.07.2017

Presseschau

So verabschieden die Zeitungen «Polo National»

Ein «National-Unheiliger» und «schweizerischer Weltstar», schreibt der «Blick» am Dienstag. Währenddessen sieht die «Neue Zürcher Zeitung» in Polo Hofer ein Vorbild in der Musikszene. Seine «Swissness» sei verkaufsfördernd gewesen.

«Tschou Polo»: Der Tod des Mundartmusikers Polo Hofer war am Dienstag das dominierende Thema in der Deutschschweizer Presse.

Mit grossen Frontbildern und Doppelseiten ehren die Zeitungen den Berner Mundartrock-Pionier. Sie streichen aber auch seine politischen und philosophischen Seiten hervor. Der Sänger und Bandleader Polo Hofer, der durch Mundart-Hits wie «Kiosk», «Giggerig» und «Teddybär» bekannt wurde, starb am Samstag 72-jährig (persoenlich.com berichtete). Vor knapp einem Jahr hatte er bekanntgegeben, dass er an Lungenkrebs erkrankt sei. Der letzte ausgebildete Handlithograph der Schweiz war der Gründer der ersten Mundart-Rockband des Landes.

Der «Tages-Anzeiger» würdigt den Texter, Maler und passionierten Cannabiskonsumenten, zu dessen Erscheinungsbild oft eine dunkle Sonnenbrille und eine Zigarette zählten, als «Kumpel des Schweizervolks» und «Rebellen von nebenan». Hinter dem Sprücheklopfer habe sich aber auch ein sensibler Mensch verborgen. Die Zeitung beschrieb Hofer als Lebemann. Seine Heiterkeit werde schmerzlich fehlen.

Der «Blick» hält Hofer für einen «National-Unheiligen» und «schweizerischen Weltstar». Er habe mit «Alperose» dem Land den grössten Schweizer Hit geschenkt. Er sei nicht nur Scherzbold und Provokateur gewesen, sondern auch ein Philosoph, der gerne über die Existenz Gottes diskutiert habe. Den grössten Schweizer Mundartrocker habe man nie richtig gekannt.

Sprache, die jeder verstand

Für die «Aargauer Zeitung» ist ein Pionier und die Stimme einer Nation verstummt. Er habe in den 1970er Jahren zu den Wegbereitern des Berner Rocks gehört. Der Bürger aus Interlaken habe der Gegenbewegung, den Hippies, ein Gesicht gegeben. Er habe ihr Songs gegeben, die ein Lebensgefühl vermittelten, in einer Sprache, die jeder verstanden habe: Mundart.

Die «Neue Zürcher Zeitung» sieht in Hofer ein Vorbild in der Musikszene. In seiner drei Jahrzehnte umspannenden Karriere habe er seit den achtziger Jahren den Weg bereitet für Bands wie Züri West, Patent Ochsner, Stiller Has und viele andere, heisst es im Nachruf. Polo Hofers «Swissness» sei verkaufsfördernd gewesen. Schliesslich sei die Konkurrenz für Hofer und seine Schmetterband aber immer grösser geworden.

Die «Berner Zeitung» konstatiert, dass der Musikkünstler ein Gespür für den Geist der Zeit gehabt habe. Hofer habe in den 1960er Jahren als Erster Mundart und Rock verbunden. Später sei er vom gesellschaftspolitischen Provokateur zum allseits respektierten Nationalheiligtum geworden.

Zwischen Kunst und Kommerz

«Tschou Polo, du wirst fehlen» schreiben die «Luzerner Zeitung» und das «St. Galler Tagblatt». Sie sehen Hofer als ein Stück Schweizer Identität. Er gehöre zu den Grossen der Schweizer Kultur. Er habe nie den Spagat zwischen Kunst und Kommerz gescheut. Obschon er deswegen angefeindet worden sei, sei seine Bedeutung unbestritten.

Die «Basler Zeitung» ist sich sicher, dass Polo Hofer wegen seiner vielen schönen Lieder nicht in Vergessenheit geraten wird. Hofer habe Melancholie in seinen Liedern und seiner Stimme gehabt. Gleichzeitig habe er auch Störrisches, Knorriges und Widerborstiges ausgestrahlt. (sda/eh)


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