«Wenn eine Hebamme für die Geburt einer neuen Sendung, dann der Medienminister», sagte der 38-jährige Stefan Büsser in der SRF-Sendung «Gesichter und Geschichten» vom Freitag. Bundesrat Albert Rösti habe erstaunlich schnell zugesagt – trotz seiner einstigen Rolle als Mitinitiant der sogenannten Halbierungsinitiative, welche die Senkung der Radio- und Fernsehgebühren auf 200 Franken fordert.
Die SRG-Initiative «200 Franken sind genug» war am späten Sonntagabend denn auch Thema bei der Premiere von «Late Night Switzerland», wenn auch eher kurz. Dazu meinte Rösti: «Es gehört zur heutigen Zeit, dass personifiziert wird: ‹Rösti tut …›, ‹Rösti hat …›.» Die Schweiz habe aber ein austariertes System. Ein einzelner könne nicht so wahnsinnig viel bewegen – und das sei auch gut so.
Ob die Sendung bis jetzt das Gebührengeld wert gewesen sei, wollte schliesslich Büssi wissen. Nach längerem Schweigen meinte Rösti: «Der Weg ist gut.» Rösti zeigte sich nicht nur verbal schlagfertig. Kurzerhand setzte er sich ans Schlagzeug und gab der Studioband den Takt an. Bei «Smoke on the Water» von Deep Purple hielt er wacker mit.
SRF-Direktorin im Publikum
Die Sendung «Late Night Switzerland» wurde in Zürich im vollen Kaufleuten-Saal aufgezeichnet – und zwar am frühen Abend, rund drei Stunden vor der Ausstrahlung. Unter die Zuschauerinnen und Zuschauer mischte sich auch SRF-Direktorin Nathalie Wappler. Wie ein Augenschein vor Ort zeigte, war die Stimmung im Publikum sehr gut.
Die Bühne ist ganz nach dem Vorbild klassischer Late-Night-Shows gestaltet. Büsser sitzt an einem grossen Moderatorentisch. Begleitet wird er von Michael Schweizer als Sidekick. Schweizer ist seit Längerem ein Weggefährte Büssers. Er gestaltet gemeinsam mit diesem und Aron Herz, dem Chefautor von «Late Night Switzerland», den Podcast «Comedymänner».
Host Büsser und Sidekick Schweizer sprachen im Weiteren die von den SBB in Zürich stehen gelassenen Besucherinnen und Besucher der Luzerner Fasnacht an oder die Reisen der Bundesräte ins Ausland. Diese bezeichneten sie als Fasnachtsflucht.
Als besten Kandidaten für den Posten eines SRG-Direktors machten die beiden Comedians Globi ausfindig: Mehrsprachig, vorzugsweise Deutschschweizer, medienkundig, beliebt und – dank Chefposten («Globi bei der SBB», «Globi bei der Post») – führungserfahren. Aussenreporterin und Satirikerin Martina Hügi wagte sich an die Messe Men's World. Als Überraschungsgast trat Sänger Baschi auf – samt Guggenmusik.
Näher bei «TV total»
Es solle eine Herausforderung sein, bei «Late Night Switzerland» Gast zu sein – doch man solle auch erhobenen Hauptes die Bühne wieder verlassen können, sagte Büsser im Vorfeld gegenüber «G&G». Ohnehin sieht sich Büsser eher als Unterhalter, denn als Satiriker. «Wir sehen uns sicher mehr als Comedy-Unterhaltungssendung und weniger als politische Satireshow», so Büsser bereits im Juni 2023 in einem persoenlich.com-Interview.
Für diejenigen, die bis anhin gewohnt gewesen seien, am Sonntag politische Satire serviert zu bekommen, stehe «ein bisschen ein Umstieg auf etwas Leichteres an», sagte Büsser im Interview bei «Gesichter und Geschichten»: «Wir sind wahrscheinlich näher bei ‹TV total› als bei ‹Giacobbo/Müller›.»
Mit Viktor Giacobbo telefonierte Büsser nach eigener Aussage bei den Vorbereitungen für die neue Sendung dennoch mehrmals: «Ich könnte ihn mittlerweile zu den Favoriten auf meinem Handy tun.» Auch seinem Vorgänger Dominic Deville habe er geschrieben, um seinen Respekt zum Ausdruck zu bringen. Büsser übernimmt nach sieben Jahren Devilles Sendeplatz (persoenlich.com berichtete).
Als Vorbereitung auf die neue Sendung besuchte Büsser während USA-Ferien auch die Show von US-Late-Night-Host Jimmy Kimmel in Los Angeles – und zeigte sich durchaus beeindruckt: «Da ist kein Gramm Fett zu viel, das ist wahnsinnig effizient». «Jimmy Kimmel Live!» wird seit 2003 auf dem US-Fernsehsender ABC ausgestrahlt. Komplexe hat Büsser deswegen aber keine: «Auch die kochen nur mit Wasser – sie haben einfach massiv mehr Töpfe», so sein Fazit. (cbe/ma/sda)