28.09.2023

Blick TV

Tägliche Newssendungen werden eingestellt

Der Onlinesender stellt nach dreieinhalb Jahren seinen Betrieb in der herkömmlichen Form ein. Der Digitalsender strahlt ab Montag keine täglichen Nachrichtensendungen mehr aus. Er will auf Breaking News, Spezialsendungen und neue Formate fokussieren.
Blick TV: Tägliche Newssendungen werden eingestellt
Das Studio von Blick TV ist direkt im Newsroom eingebettet. (Bild: Ringier)

Die drei täglichen Nachrichtensendungen werde es ab Montag nicht mehr geben, das sei aber alles andere als das Ende von Blick TV, teilte ein Sprecher des Verlagshauses Ringier der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Donnerstag mit.

Zuvor hatte CH Media berichtet, dass Blick TV am Freitag seine drei täglichen Formate «Blick am Morgen», «Fokus» und «Der Tag in fünf Minuten» am Freitag zum letzten Mal ausstrahle.

Video sei und bleibe für die Blick-Gruppe Priorität, teilte der Sprecher weiter mit. Gegenwärtig erziele Blick rund eine Million sogenannte Video-Views pro Tag. Man werde künftig unter anderem auf Event-Schwerpunkte fokussieren, wie zuletzt etwa die Live-Sendungen vom Unspunnen in Interlaken. Anbieten will Blick zudem weiter Videos auf Abruf bei wichtigen Ereignissen, bei Spezialsendungen und in neuen Formatem wie aktuell «Beni da richtig?» oder «Adela, bitte wähl mich!».

Scherrer und Spiess bleiben

Die Blick-TV-Aushängeschilder Reto Scherrer und Sylwina Spiess sollen weiter in Live-Sendungen eingesetzt werden. Auch die Sendungen «Achtung, Reto, los!» und «sichtbar» soll es weiterhin geben.

Die Mitarbeitenden der Blick-Gruppe wurden in einer Vollversammlung am Dienstag über die Änderungen sowie Umstrukturierungen informiert. Blick TV verschwindet dabei im Organigramm als Einheit.

Wie viele von den 48 bei der Lancierung verpflichteten Personen nun betroffen sind, war zunächst unklar. «Wir sind dabei, den Newsroom entlang der Neu-Organisation anzupassen. Dass es hier zu Verschiebungen kommt, liegt in der Natur der Sache. Details kommunizieren wir, wenn wir Klarheit haben», sagte Ladina Heimgartner, CEO Ringier Medien Schweiz, in einem exklusiven persoenlich.com-Interview.

Seit 2020 auf Sendung

Blick TV ging im Februar 2020 erstmals auf Sendung (persoenlich.com berichtete). Der reine Digitalsender baute dafür neue Studios im Ringier-Pressehaus in Zürich. Er sendete seitdem täglich von 6 bis 23 Uhr ein Nachrichten- und Unterhaltungsprogramm.

Blick TV war von Beginn weg inhaltlich wie räumlich im Blick-Newsroom integriert und bildete die ganze Palette der Blick-Themen ab. Journalistinnen und Journalisten der Blick-Redaktion arbeiteten als Korrespondenten und Experten für das Fernsehen mit. Für internationale Berichte und Livestreams ging Blick eine Partnerschaft mit dem US-Nachrichtensender CNN ein. (sda/cbe)


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KOMMENTARE

Roger Schawinski
29.09.2023 12:10 Uhr
Nach dem Ende von Bild TV in Deutschland zieht man nun auch bei Blick TV faktisch den Stecker. In beiden Ländern hat man sich trotz der weitaus stärksten Boulevard-Marke mit der Lancierung eines linearen Fernsehprogramms vertan. Das ist bemerkenswert, dass man in einer atomisierten Medienlandschaft auch mit einer übermächtigen Internetpräsenz vollständig abgeschmiert ist. Bild TV holte sich lächerliche 0,2% Marktanteil, bei Blick TV liegen keine belastbaren Daten vor. Sie dürften sich aber ebenfalls im mikroskopischen Bereich befinden. Ringier und Springer wollten sich mit ihren Fernseh-Offensiven mehr Präsenz in einem sich schnell verändernden Medienmarkt holen. Einerseits durch gravierende programmliche Fehler gleich zu Beginn – etwa mit einem vorwiegend morgendlichen Angebot, also zu einer Zeit, in der die Fernsehnutzung am tiefsten liegt – hat man sich das Leben zusätzlich schwer gemacht. Zudem hat man ausser Acht gelassen, dass das heutige TV-Angebot auch im Genre Information recht gross ist, und dass es mit einem schmalbrüstigen, billig produzierten Programm kaum möglich ist, echten Mehrwert für ein breites Publikum zu schaffen. Das ist eben die Ungnade der späten Geburt. Wenn diese Verlage bereits in den 90er Jahren ernsthaft ins TV-Business eingestiegen wären, hätten sie eine echte Chance gehabt. Als sie es dann vor wenigen Jahren doch noch und nur halbherzig taten, war es schlicht zu spät.
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