25.11.2018

SRF

Über Meinungsjournalismus wird weiterhin debattiert

Ob und wie bei SRF Meinungsjournalismus gemacht werden soll, wird weiter heftig diskutiert. 20min.ch, blick.ch und nau.ch berichteten am Samstag, dass sich der «Tagesschau»-Moderator mit seiner neuen Chefin Nathalie Wappler anlege. «Das ist Unsinn», stellt Franz Fischlin klar.
SRF: Über Meinungsjournalismus wird weiterhin debattiert
Er sei der dezidierten Ansicht, dass Nachrichten und Fakten nicht mit Meinungen vermischt werden dürfen: SRF-Moderator Franz Fischlin. (Bild: Quajou)
von Anna Sterchi

«SRF-Fischlin legt sich mit seiner neuen Chefin an», «Franz Fischlin fährt SRF-Direktorin Wappler an den Karren», «Franz Fischlin stellt sich gegen SRF Direktorin Nathalie Wappler» – so titelten 20min.chblick.ch und nau.ch am Samstagabend. Die drei Artikel berufen sich allesamt auf einen Tweet, der am Journalismustag in Winterthur gepostet wurde.


Ombudsmann Roger Blum und «Tagesschau»-Moderator Franz Fischlin waren im Publikum einer Break-Out-Session, bei der neue Gesichter der Schweizer Medienlandschaft vorgestellt wurden, – so auch Regula Messerli, seit kurzem «Tagesschau»-Chefin bei SRF. In der offenen Diskussionsrunde nach dem Podiumsgespräch wurde Messerli auf die vielzitierte Aussage der designierten SRF-Direktorin Nathalie Wappler angesprochen, sie wolle bei SRF auf Meinungsjournalismus verzichten (persoenlich.com berichtete).

«Sachliche Diskussion», keine versteckte Kritik

Blum lancierte das Thema: «Die Aussage von Nathalie Wappler hat mich irritiert. Auch bei der SRG sollte es möglich sein, dass die Journalistinnen und Journalisten in der ‹Tagesschau› kommentieren, jedenfalls dann, wenn die Menschenrechte, die Demokratie oder die Gewaltanwendung tangiert sind», stellte er fest.

Fischlin habe die Idee von Blum aufgenommen und Kommentare, die klar von den Beiträgen abgetrennt seien, als interessant und prüfenswert beurteilt: «Das war und ist alles. Es war in keiner Art und Weise eine Reaktion auf Nathalie Wapplers Äusserungen, sondern eine sachliche Diskussion an einer Fachtagung», wie der TV-Moderator am Sonntag gegenüber persoenlich.com sagt.

«Zu 100 Prozent der Ansicht von Wappler»

Darüber hinaus hält Fischlin fest: «Es gibt keine Kontroverse zwischen Nathalie Wappler und mir. Das ist Unsinn.» Er sei zu 100 Prozent der Ansicht von Wappler, dass persönliche Meinungen gar nichts zu suchen hätten – weder in den Beiträgen noch in den Moderationen auf SRF. Bei der Debatte am Journalismustag hätten die Beteiligten einzig jene Form von Kommentaren diskutiert, die klar als solche deklariert und von den Nachrichtenbeiträgen abgetrennt seien. Ein Format, wie es in den Schweizer Print- und Onlinemedien oder auch auf ARD und ZDF zu finden ist.

Der «Tagesschau»-Moderator ist – so wie auch Wappler – der dezidierten Ansicht, dass Nachrichten und Fakten mit Meinungen nicht vermischt werden dürfen. «Auf der Grundlage von SRF-Beiträgen, die jeweils ausgeglichen Pro und Contra aufzeigen und der Sachgerechtigkeit verpflichtet sind, soll sich das Publikum selber eine Meinung bilden», so Fischlin.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der «Tagesschau»-Moderator und Gastgeber des «Medienclubs» in diese Richtung äussert. So hatte er sich im Sommer 2017 in einem Interview mit persoenlich.com unter anderem für die Wiedereinführung von Kommentaren beim Schweizer Fernsehen ausgesprochen. Dabei hat er stets betont, dass für ihn eine klare Trennung zwischen den Nachrichtenbeiträgen und den Kommentaren unabdingbar sei.



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