12.09.2016

Journalisten-Ausbildung

Volontär ist nicht gleich Volontär

Berufseinstieg über die Praxis: Wer im Journalismus Fuss fassen will, kann ein Volontariat absolvieren und dabei eine Schule besuchen. Die Konditionen dabei sind unterschiedlich, wie eine Umfrage bei Tamedia, Ringier, NZZ und AZ Medien zeigt. Der «Tages-Anzeiger» hat die Leistungen sogar gekürzt.
Journalisten-Ausbildung: Volontär ist nicht gleich Volontär
Bildet junge Talente aus: Die Schweizer Journalistenschule MAZ in Luzern. (Bild: Keystone)
von Christian Beck

Wer beim «Tages-Anzeiger» bislang ein Volontariat absolvierte, hatte es gut. Die ganzen Ausbildungskosten der Schweizer Journalistenschule MAZ wurden zu 100 Prozent übernommen. Das sind immerhin zwischen 15'000 und 30'000 Franken, je nach Wohnkanton des Studierenden. Nicht so bei der «SonntagsZeitung» – hier mussten die Volontäre die Hälfte selbst berappen. persoenlich.com weiss: Auch der «Tagi»-Volontär muss neu ins Portemonnaie greifen.

Tatsächlich: «Die Bedingungen für die Volontäre von ‚Tages-Anzeiger’ und ‚SonntagsZeitung’ waren bisher unterschiedlich, nun wurden sie angeglichen. Neben einem fairen Volontariatslohn bezahlen die beiden Redaktionen die Hälfte der Ausbildungskosten des MAZ», bestätigt Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer. Angeglichen ja – leider nach unten.

Wie gross sind eigentlich die Unterschiede bei den Volontariaten der verschiedenen privaten Medienhäuser? persoenlich.com hat bei den grössten nachgefragt. Diese Umfrage beschränkt sich auf die Volontariate, Praktikas werden bei allen befragen Medienhäusern ebenfalls angeboten.

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Tamedia

Bleiben wir vorerst bei Tamedia. Volontariate dauern in der Regel 18 Monate und sind mit dem Besuch der Journalistenschule MAZ in Luzern verbunden (oder dem Medienausbildungszentrum CFJM in Lausanne und der Journalistenakademie AJM in Neuchâtel). «Tages-Anzeiger» und «SonntagsZeitung» bieten insgesamt drei Volontariate an, wobei zwei allgemein ausgerichet sind und eines den Schwerpunkt Video hat. «Das Volontariat bei ,Tages-Anzeiger’ und ,SonntagsZeitung’ ermöglicht es jungen Journalisten, in einer fundierten Ausbildung sowohl den digitalen Journalismus als auch den Tages- und Wochenjournalismus von Grund auf zu kennen. Das bieten in dieser Tiefe nicht viele Ausbildungsplätze», sagt Zimmer. Daneben bieten in der Deutschschweiz auch die «Schweizer Familie», die «BZ Berner Zeitung» sowie «Der Landbote» Volontariatsstellen an, hinzu kommen Stellen in der Romandie – insgesamt 16 an der Zahl.

Die Modelle zwischen den einzelnen Redaktionen sind unterschiedlich, entsprechend sind es auch die Löhne und der Arbeitgeberbeitrag an den Ausbildungskosten. «Die Löhne steigen häufig im zweiten Jahr, obere Grenze sind rund 4700 Franken», so Christoph Zimmer. Einheitlich sind, wie eingangs erwähnt, die Bedingungen bei Tagi und «SonntagsZeitung».


Ringier

Ende August haben 16 Volontärinnen und Volontäre die zweijährige Ausbildung an der Ringier Journalistenschule begonnen. «Das Volontariat wird auf den Redaktionen der Ringier, das heisst in der Blick-Gruppe, der Energy-Gruppe sowie auch auf den Redaktionen der Ringier Axel Springer Schweiz absolviert», so Ringier-Sprecherin Manuela Diethelm.

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Die aktuellen Absolventen der Ringier Journalistenschule (Bild: Philippe Rossier)


Zu den Löhnen gibt Ringier keine Auskunft. Nur soviel: Während der gesamten Ausbildung gebe es ein Salär, welches sich für alle auf dem gleichen Level bewege. Konkreter wird es bei den Kosten für die Schule: «Die Volontäre bezahlen für die Ausbildung an der Journalistenschule kein Schulgeld», so Diethelm. In den 41 Jahren seit Bestehen der Ringier Journalistenschule haben gegen 400 Journalistinnen und Journalisten ihre Ausbildung mit Diplom abgeschlossen. Viele von ihnen sind danach auf Ringier-Redaktionen tätig geblieben.


NZZ

Die Volontariate bei der «Neuen Zürcher Zeitung» werden per 2017 ausgebaut und dauern neu zwölf statt bisher nur drei Monate (persoenlich.com berichtete). Der Monatslohn für die Volontariate liegt bei 3000 Franken. «Die Volontariate haben einen Ausbildungscharakter. Alle Volontärinnen und Volontäre absolvieren obligatorische Ausbildungsmodule, die interne und externe Referenten begleiten und die wir finanzieren», so NZZ-Sprecherin Myriam Käser. Das heisst, die Volontäre besuchen nicht eine externe Schule wie das MAZ, sondern durchlaufen ein hauseigenes Programm.

Die Volontäre absolvieren neun Monate in einem Stammresort und drei weitere Monate in einem zweiten und allenfalls dritten Ressort. Teil des Volontariatsprogrammes sind die Ressorts Ausland, Inland, Feuilleton, Zürich, Sport, Wirtschaft sowie Digitalprodukte/Online. Das Wirtschaftsvolontariat wird in Kooperation mit Economiesuisse, dem Dachverband der Schweizer Wirtschaft, durchgeführt. Die Volontariatszeit wird je hälftig auf der «NZZ»-Redaktion und bei Economiesuisse absolviert.


AZ Medien

Zwei Jahre dauern die Volontariate bei den AZ Medien, neun MAZ-Stagiaries werden derzeit beschäftigt. «Grundsätzlich wechseln die MAZ-Stagiaieres die Redaktion alle sechs Monate», so AZ-Sprecherin Monica Stephani. Der Lohn steigt in jedem Semester: Er beginnt bei 3500 Franken im ersten und endet bei 4800 Franken im vierten Semester.

Die MAZ-Ausbildungskosten werden zur Hälfte von den AZ Medien übernommen, der Arbeitnehmer-Anteil wird dabei monatlich direkt dem Lohn verrechnet. Interessant: «Wird ein MAZ-Stagiaire nach Beendigung seiner Ausbildung fest bei uns angestellt, erhält er nach einem Jahr einen Drittel des Arbeitnehmer-Anteils zurück, nach dem zweiten Jahr den zweiten Drittel und nach dem dritten Jahr den dritten Drittel», sagt Stephani.





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Kommentare

  • Angelo Zehr, 14.09.2016 16:37 Uhr
    Ich bin mitten im Stage beim SRF. Kann man relativ gut mit einem Volo vergleichen. Wir verdienen die ersten 18 Monate 4'500.- Fr. und im letzten Halbjahr 5'500.- Die Ausbildung findet intern statt. Bezahlen müssen wir nichts. 12 Leute sind jeweils dran. Nach 2 Jahren kommen die nächsten – am 1. März 2017 ist es wieder soweit, dann fangen die Neuen an und wir sind fertig.
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