14.09.2001

Inseratemarkt

Vorallem Fluggesellschaften, Banken und Reiseveranstalter reagieren

Die Terroranschläge in den USA zeigen auch Auswirkungen auf den Schweizer Werbemarkt. "persoenlich.com" hat von den Anzeigenleiter der wichtigsten Tages- und Sonntagszeitungen in einer Blitzumfrage wissen wollen, wie weit sie von Stornierungen betroffen sind. Das Fazit: Es wurde geschoben – aber kaum storniert.
Inseratemarkt: Vorallem Fluggesellschaften, Banken und Reiseveranstalter reagieren

Mario Cecchin, Anzeigenleiter von Blick und SonntagsBlick, will gegenüber "persoenlich.com" keine Kundenamen nennen. Generell seien es aber Reiseveranstalter, Fluggesellschaften und Banken, die einzelne Anzeigen auf Ende September verschoben hätten. Definitiv storniert sei bis anhin nicht geworden. Cecchin sagt: "Der Blick berichtet zur Zeit so dominant über die Anschläge in den Staaten, dass die Gefahr für die Kunden zu gross ist, dass ihre Anzeigen in diesem Umfeld platziert werden." Und schliesslich wolle man aus der Katastrophe auch kein Kapital schlagen. Beim SonntagsBlick wurden einige Anzeigen im Blatt nach hinten geschoben, um so ebenfalls eine Platzierung bei der Berichterstattung zu den Terroranschlägen zu vermeiden.

Bei der Neuen Zürcher Zeitung sind es ebenfalls vorallem Banken und mit American Airlines auch eine Fluggesellschaft, die Inserate gestoppt haben. Ebenfalls storniert hat die Schweizerische Swiss Re. Dabei sei aber noch nicht ganz klar, ob die Anzeigen annulliert oder nur verschoben seien, wie Marcel Kohler, Leiter Anzeigenmarkt gegenüber "persoenlich.com" erklärt. Auch bei der NZZ sei es zu Umplatzierungen gekommen, dies bedingt durch die kurzfristige Umfangerhöhung.

Bei der Aargauer Zeitung halten sich die Stornierungen "in Grenzen". Gemäss Anzeigenleiter Diego Quintarelli hätten bis jetzt "ein, zwei" Kunden einzelne Sujets gecancelled, die im Zusammenhang mit den Anschlägen missverstanden hätten werden können. Seines Erachtens sei es aber noch zu früh, um schon Rückschlüsse zu machen. Er rechne aber damit, dass sich bereits in den nächsten Wochen abzeigen werde, wie sich das Ganze auf die Weltwirtschaft und damit auch auf die Werbewirtschaft auswirken werde.

Bei der Basler Zeitung sind es zwei Kunden, die Anzeigen storniert haben – neben der Swissair die Privatbank Darier Hentsch. Otto F. Walter von der Publicitas Basel: "Konkret handelt es sich um je eine halbe resp. eine Drittel Seite. Ob die Anzeigen möglicherweise später geschaltet werden, ist noch offen". Rein wirtschaftlich gesprochen habe die Basler Zeitung somit kaum etwas von den Anschlägen gespürt. Doch auch er stelle sich die Frage, wie sich die Terroranschläge langfristig auswirken.

Bei der Berner Zeitung sind es insgesamt drei Kunden, die schon platzierte Inserate für’s erste sistiert haben. Michael Seiler, Leiter Anzeigenkunden-Service: "Die Crossair, die fünf viertelseitige Inserate schalten wollte, hat eine Sujetänderung angekündigt. So auch die Gebäudeversicherung, die fünf halbe Seiten gebucht hatte. Und möglicherweise gibt es auch bei einem ganzseitigen Inserat von sunrise eine Sujetänderung".

Peter Lutz von der Inserateabteilung des Berner Bundes spricht von "ganz verschwindend wenigen" Stornierungen. Und auch Sonia Pio, Publicitas Bern, vermeldet keine grösseren Bewegungen. Zwar hätten Inserate verschoben werden müssen, dies aber vorallem, weil die Redaktion für ihre Berichterstattung mehr Platz gebraucht hätte.

Beim St. Galler Tagblatt war es ausschliesslich die Swissair, die Anzeigen stornierte – insgesamt deren fünf. Raphael Jud, Anzeigenleiter bei der Publicitas St. Gallen: "Ein Inserat mit New York als Sujet mussten wir am Dienstag natürlich sofort herausnehmen". Desweiteren sei es zu einigen Umplatzierungen gekommen, nachdem die Zeitung ihren Umfang kurzfristig erhöht habe. Umplatzierungen, die gemäss Jud unter diesen besonderen Umständen von allen Kunden anstandslos akkzeptiert worden seien.

Auch bei der Neuen Luzerner Zeitung war es die Swissair, die als einziger Kunde sistierte, wie Karl Angst, stellvertretender Direktor und Anzeigenleiter bei der Publicitas Luzern, gegenüber "persoenlich.com" bestätigt. Desweiteren sei eine Reisebeilage von Pick & Pay um 14 Tage verschoben worden.

Bei Metropol gab es zwar weder direkte Stornierungen noch Verschiebungen. Dafür sei sowohl am Donnerstag als auch am Freitag der Auftragseingang rund 40 Prozent unter dem Tagesdurchschnitt gelegen. Verlagsleiter Manuel Loureiro: "Die Leute waren wohl nicht in der Laune, sich mit Werbung auseinanderzusetzen – verständlicherweise".

Bei 20Minuten war am Freitag niemand zu erreichen. Und beim Tages-Anzeiger und der SonntagsZeitung wollte man keine Stellung nehmen.



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