08.02.2010

Tettamanti

Wer ist der neue starke Mann in Basel?

Eine kurze Biografie des 79-jährigen Tessiners.

Tito Tettamanti ist als Financier so erfolgreich wie umstritten. Seine Karriere startete der heute 79-jährige Tessiner jedoch nicht in der Wirtschaft, sondern in der Politik. 1959 wurde er als Vertreter der CVP jüngster Regierungsrat in der Geschichte des Tessins.

Aus diesem Amt musste er aber nach anderthalb Jahren zurücktreten, weil er einem Bauunternehmer eine Busse ohne Rechtsgrundlage massiv reduziert hatte. Daraufhin verabschiedete sich der Jurist, der in Bern promoviert hatte, von der politischen Bühne.

Ein Jahr nach seinem Rücktritt gründete er in Lugano den Treuhand-Riesen Fidinam, dessen Hauptaktionär und Ehrenpräsident er ist. Immobilien sowie vermögende Italiener, die ihr Geld in der Schweiz unterbringen wollten, sorgten für gute Geschäfte.

Bald wurde es dem Sohn eines Bankprokuristen in seiner Heimat zu eng. In Toronto gründete Tettamanti eine Fidinam-Tochter. Als Immobilienunternehmer und Financier tätigte er in den 1980er Jahren nicht nur in Kanada und in den USA, sondern auch in Hongkong und Australien Geschäfte.

Er kaufte Aktienpakete von unterbewerteten Firmen und stiess sie ab, nachdem er den Kurs in die Höhe getrieben hatte. Nach dem Börsencrash von 1987 kehrte er wieder in die Schweiz zurück.

Nun versuchte der "Vollblut-Kapitalist" (NZZ) sein Glück als Industrieller. Im Herbst 1987 übernahm er mit Partnern einen Drittel der Sulzer-Aktien. Im Management stiess er mit seinen Plänen jedoch auf heftigen Widerstand.

So verkaufte er sein Paket mit grossem Profit an den später verurteilten Finanzjongleur Werner K. Rey. 1988 stieg Tettamanti beim Arboner Industrie- Unternehmen Saurer ein, dessen Präsident und danach Ehrenpräsident er bis 2000 war.

In der jüngeren Vergangenheit hat er sich als Investor in der chinesischen Energieversorgung engagiert und in der europäischen Finanzsparte betätigt. Im Jahre 2005 machte der Vater von drei Töchtern mit seinen Engagements bei Ascom und SIG Holding von sich reden.

Zuvor hatte er bereits für Schlagzeilen gesorgt, als er im Jahr 2001 die Aktienmehrheit des Jean-Frey-Verlags übernahm, der damals Titel wie "Weltwoche", "Bilanz" oder "Beobachter" herausgab.

Seine Sicht der Dinge tut Tettamanti regelmässig als Verfasser von Kommentaren im "Corriere del Ticino" kund. Daneben veröffentlichte er mehrere Bücher. In die politischen Debatten greift er auch mit dem von ihm präsidierten Verein Zivilgesellschaft ein.

Bei Wikipedia gilt Tettamanti als "rechtskonservativer Visionär, der gegen politische Korrektheit und für mehr Streitkultur kämpft". Als erklärter Kapitalist, der für Wirtschaftsliberalismus eintrete, finde er seine Gegner unter "linken" Journalisten.

Sein Engagement bei der "Weltwoche" beendete Tettamanti im Juli 2006, als er das Blatt an Roger Köppel verkaufte. Der Rest von Jean Frey wurde danach an den deutschen Springer Verlag verkauft.

Tettamanti, dessen Vermögen auf über 400 Millionen Euro geschätzt wird, sagte einmal über sich: "Geld zu verlieren, ist gegen meine Prinzipien."

Am 8. Februar 2010 wurde bekannt, dass Tettamanti zusammen mit dem Basler Anwalt Martin Wagner die Basler Zeitung Medien übernimmt ("persoenlich.com" berichtete). Tettamanti besitzt nun 75 Prozent der Aktien. (sda)



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