25.08.2021

Blue News

«Wir emotionalisieren, ohne zu skandalisieren»

Das News- und Entertainmentportal der Swisscom legt zu. Blue News hat seit dem Umzug der Redaktion nach Volketswil rund eine Million Leserinnen und Leser dazugewonnen. Nadine Wozny, seit sechs Monaten Chefredaktorin, über das Erfolgsrezept einer kleinen Redaktion.
Blue News: «Wir emotionalisieren, ohne zu skandalisieren»
«Aus meiner subjektiven Wahrnehmung stellen sich Frauen in Führungsrollen weniger in den Mittelpunkt als Männer», so Nadine Wozny, Chefredaktorin Blue News. (Bilder: zVg)
von Christian Beck

Frau Wozny, Blue News erreicht monatlich 2,76 Millionen Leserinnen und Leser. Wie stolz macht Sie das?
Sehr. Wir sind im Vergleich mit unseren Mitstreitern eine eher kleine Redaktion – heruntergebrochen zählen wir am meisten Unique User pro Mitarbeiter. Das ist eine grossartige Leistung aller, die für Blue News arbeiten. Es ehrt mich, dieses motivierte Team führen zu dürfen.

Stark zugelegt hat die Zahl der Leserinnen und Leser seit dem Umzug nach Volketswil 2018. An was liegt das?
Blue News – damals Bluewin – hatte auch vor 2018 ein gutes redaktionelles Programm und eine treue Leserschaft. Dank unserer exklusiven Sportrechte waren wir immer eine führende Plattform in der Schweiz. Mit der Zusammenführung der Redaktionsteile News und Sport am Standort in Volketswil und dem Bau eines Newsrooms haben wir grosse Schritte gemacht und dank des verbesserten Angebots neue Leserinnen und Leser gewonnen.

blue News hat eine Million LeserInnen gewonnen


Hand aufs Herz: Haben Sie wirklich 2,76 Millionen Leserinnen und Leser? Oder haben diese Leute einfach Blue News standardmässig als Startseite eingestellt?
Wir kommunizieren beglaubigte Zahlen aus derselben Leserforschung wie unsere Mitbewerber. Es ist nichts daran auszusetzen, Blue News als Startseite zu haben. Das Vorurteil, dass nur User, die ihre Mails checken wollen, zu uns auf die Seite finden, ist aber überholt. Unsere Artikel werden geklickt und gelesen. Zudem wächst unser Mobile und Search Traffic.

Warum hört man eigentlich so wenig von Blue News?
Blue News war bisher mit Selbstmarketing sehr bescheiden – im Gegensatz zu unseren Mitstreitern. Und trotzdem haben wir eine grosse Leserschaft.

2016 sagte mir Portalleiter Cyrill Treptow, dass «Bluewin», wie es eben damals noch hiess, nicht als Medienmarke wahrgenommen werde. Wie ist es fünf Jahre später?
Es hat sich viel getan in dieser Hinsicht. Wir haben den Aufstieg in diese Liga längst geschafft, das zeigen auch unsere erfreulichen Leistungswerte. Nach dem Rebranding im letzten Herbst muss sich der neue Name in den Köpfen verankern. Wir sind hier auf einem sehr guten Weg.

Sie starteten am 1. März 2021 als Chefredaktorin und kamen, wie erwähnt, von 20 Minuten (persoenlich.com berichtete). Welche Akzente haben Sie bereits gesetzt?
Mir ist wichtig, dass sich die Redaktion als Einheit fühlt und auftritt – und das macht sich auf der Seite bemerkbar. Mehrere Massnahmen wurden bereits umgesetzt. Das für die Leserschaft Auffälligste ist das neue Text- und Bildkonzept, bei welchem mein Stellvertreter Stefan Ryser federführend mitwirkte. Die Seite erstrahlt so wie aus einem Guss – wirkt ruhiger und übersichtlicher.

«Auf der Home haben die Eigenstorys klar Überhand»

Früher übernahm das Portal vor allem automatisiert Meldungen der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Konnten Sie den Anteil an Eigenleistungen erhöhen?
Ich kenne die genauen Zahlen von früher nicht. Seit ich hier bin, nehme ich aber eine Steigerung des eigenen Outputs wahr. Auf der Home haben die Eigenstorys klar Überhand. Über die Keystone-SDA-Meldungen sind wir dennoch sehr froh, so können wir unsere eigenen Ressourcen auf die wichtigsten Themen in den Bereichen News, Entertainment und vor allem Sport ansetzen und verpassen dennoch nichts. Wir möchten unseren Leserinnen und Lesern geben, was sie bewegt und was sie die Welt besser verstehen lässt – alles aus einer Schweizer Perspektive und in drei Landessprachen.

Wie unterscheidet sich die Blue-News-Redaktion von jener von 20 Minuten?
Die Redaktion von Blue News ist kleiner und dadurch familiärer und persönlicher. Im Allgemeinen empfinde ich es auf der Redaktion ruhiger und weniger hektisch. Blue News gibt es nur online und nicht gedruckt. Dafür haben wir eine enge Zusammenarbeit mit allen Blue-Plattformen, dazu gehören auch die Free- und Pay-Sender des Blue-Universums. Wir distribuieren die Blue-News-Inhalte konsequent über alle Blue-Plattformen. Die enge Zusammenarbeit mit der TV-Redaktion machts für mich als TV-Neuling enorm spannend. Daneben gibts Unterschiede in der Ausrichtung, wodurch sich auch die tägliche Arbeit unterscheidet.

Sie sind bei Blue News nicht die einzige Frau in einer Führungsposition. 60 Prozent der Führungsfunktionen sind in weiblicher Hand. Ist das ein Vorteil?
Aus meiner subjektiven Wahrnehmung stellen sich Frauen in Führungsrollen weniger in den Mittelpunkt als Männer. Frauen messen aus meiner Sicht der zwischenmenschlichen Komponente einen grösseren Stellenwert zu, was sich auf das Klima im Büro positiv auswirkt.

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Bei anderen Medien sind vor allem Sport und Nachrichten von Männern dominierte Themenfelder. Wie unterscheidet sich die Berichterstattung von Blue News?
Wir emotionalisieren, ohne zu skandalisieren. Wir legen grossen Wert darauf, den richtigen Ton zu treffen. Einzigartig ist unsere Sportberichterstattung aber vor allem durch – und das hat jetzt nichts mit unserer Frauenquote zu tun – unsere starken Sport-Rechte, von denen auch Blue News profitiert. Nirgends in der Schweiz gibts so viel Fussball wie bei uns, wir sind das «Home of Football» mit allen wichtigen Fussball-Ligen und -Wettbewerben.

«Frauen mussten sich früher teilweise mehr beweisen als Männer», sagte Ihre Vorgesetzte Claudia Lässer vor drei Jahren in einem persoenlich.com-Interview. Mussten Sie sich als Leiterin des Newsdesks von 20 Minuten häufig beweisen?
Natürlich musste ich mich beweisen. Ich kann jedoch nicht beurteilen, ob ich mich mehr beweisen musste als die männlichen Ressortleiter. Ich hatte das Glück, dass ich mich in meiner Karriere nie aufgrund meines Geschlechts diskriminiert fühlte.

«Die grosse Verantwortung, die ich trage, sehe ich nicht als Belastung, sondern als Herausforderung»

Und jetzt bei Blue News?
Meine Funktionen bei Blue News und 20 Minuten sind total verschieden, ich fände es falsch, einen Direktvergleich anzustellen. Auf jeden Fall fühle ich mich in meiner neuen Rolle sehr wohl. Die grosse Verantwortung, die ich trage, sehe ich nicht als Belastung, sondern als Herausforderung.

Sie sind jetzt rund ein halbes Jahr als Chefredaktorin tätig. Was haben Sie sonst noch für Pläne?
Viele. Gerade eben ist zum Beispiel unser Newsroom gestartet, der muss nun volle Fahrt aufnehmen. Ziel ist, die Online- und TV-Redaktion stärker zu verschmelzen.

In diesem Jahr wird das Portal übrigens 25 Jahre alt. Wie wird dieses Jubiläum gefeiert?
Unglaublich, dass es uns wirklich schon seit 1996 gibt. Natürlich müssen wir darauf anstossen. Auch die Leserinnen und Leser werden wir auf unserer Seite am Jubiläum teilhaben lassen. Wir haben einige Pläne in der Pipeline.



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Kommentare

  • Pierre Rothschild, 26.08.2021 11:11 Uhr
    Ein verdienter Erfolg, ein sehr gut redigiertes und gestaltetes Angebot. Zwischen Schrill und Grau hat man hier die ideale Mitte gefunden. Der Erfolgskurs, ich bin sicher, hat gerade erst begonnen.
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