Paola Biason, schon im Vorfeld der «No Billag»-Initiative wurde immer wieder die Absetzung von «G&G» gefordert. Kränkte Sie das?
Natürlich. Weil diejenigen, welche die Absetzung von «G&G» forderten, oft nicht einmal den Inhalt der Sendung kannten. Wir produzieren seit Jahren sehr guten Gesellschaftsjournalismus und fördern die Popkultur und Kleinkunst. Und das alles kostengünstig. 70 Prozent all unserer Beiträge sind selbst gedreht und selbst geschnitten.
Spürten Sie als Redaktionsleiterin einen internen Druck, dass «G&G» im Hinblick auf die SRG-Initiative «200 Franken sind genug» im Abstimmungskampf ein Klotz am Bein sein könnte?
Sagen wir es mal so: Wer mit uns zu tun hatte, wusste, wie effizient wir unterwegs sind. Wer nicht, belächelte uns vielleicht auch einmal.
Welche Argumente waren am Ende entscheidend für die Einstellung von «G&G»? Zwei Millionen Franken Sparpotenzial erscheinen mir als Argument etwas schwach.
Das müssen Sie die Geschäftsleitung fragen. Uns wurde gesagt, dass man einerseits sparen muss und den Vorabend neu ausrichten will. Ich hätte mir gewünscht, dass man mit uns gemeinsam nach Lösungen für die knappen Ressourcen sucht. Mein Team und ich haben in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt, dass man Sparmassnahmen auch kreativ umsetzen kann, ohne eine so starke Marke wie «G&G» gleich abzusetzen.
Die Aargauer-Zeitung schreibt, Sie seien «eine Rebellin» und hätten sich geweigert, eine Vorgabe der SRF-Geschäftsleitung umzusetzen. Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?
Ich konnte meine Kritik immer anbringen bei SRF und wurde von meinen Chefs stets unterstützt.
«G&G» hat sich stark für die Schweizer Kulturszene engagiert und vielen Kunstschaffenden eine Plattform geboten. Wie hat sich diese Rolle über die Jahre entwickelt?
Die Anwesenheit von «G&G» bei einer Premiere, Plattentaufe oder einer Buchvernissage ist über die Jahre fast schon zwingend geworden, um sich in der Kulturszene behaupten zu können und kommerziell Erfolg zu haben. Früher waren wir geduldet, heute ist man beleidigt, wenn «G&G» nicht kommt.
Und wer soll diese Rolle künftig übernehmen?
Fünf Vollzeitstellen sollen erhalten bleiben, um im Newsroom weiterhin über Gesellschaftsthemen zu berichten. Mehr weiss ich nicht.
«Wir haben eine gute Verlinkung zwischen TV und Social Media geschaffen»
Wie hat sich das Format über die Jahre verändert, um auf neue Sehgewohnheiten und Mediennutzung zu reagieren?
Wir haben eine gute Verlinkung zwischen TV und Social Media geschaffen. Auf Instagram haben wir mittlerweile über 44'000 Follower, all unsere Beiträge sind «streamable», das heisst, sie eignen sich für die zeitversetzte Nutzung.
Was waren für Sie persönlich die prägendsten Momente der Sendung?
Alle verstorbenen Persönlichkeiten, die wir innert weniger Stunden mit einer Sondersendung gewürdigt haben. Ebenso alle royalen Hochzeiten, die wir übertragen haben. Das soll uns zuerst jemand nachmachen.
20 Jahre sind ein stolzes Alter. Was war das Erfolgsrezept der Sendung?
Dass wir nie von A-, B- und C-Prominenz gesprochen haben, sondern allen Kulturschaffenden mit demselben Respekt begegnet sind. Und dass wir ethisch immer korrekt waren.
Ihr Lebenspartner Edi Estermann leitet die Kommunikation des Eurovision Song Contests in Basel, der im Mai über die Bühne geht. Wissen Sie beide schon, wie Ihre berufliche Zukunft aussieht?
Das ist eine private Frage, die im jetzigen Moment keine Rolle spielt. Meine Gedanken drehen sich jetzt nur um den gefährdeten People-Journalismus und um mein Team. Die Nachricht hat uns alle sehr hart getroffen. Wir haben den ganzen Tag geweint.
KOMMENTARE
11.02.2025 17:01 Uhr
07.02.2025 14:40 Uhr
06.02.2025 11:59 Uhr
06.02.2025 09:37 Uhr
06.02.2025 06:16 Uhr
05.02.2025 23:17 Uhr
05.02.2025 23:15 Uhr