17.03.2020

Higgs.ch

«Wir quetschen die Ressourcen bis zum letzten aus»

Plötzlich ist Wissenschaftsjournalismus gefragter denn je: Sechs Tage vor Crowdfunding-Ende hat Higgs.ch das Ziel von 111'111 Franken erreicht. Wie gut berichten NZZ, Tagi, Blick oder SRF über Covid-19? Redaktionsleitern Katrin Schregenberger beurteilt die Berichterstattung.
Higgs.ch: «Wir quetschen die Ressourcen bis zum letzten aus»
«Ein äusserst grosszügiger Spender hat uns mit mehreren Tausend Franken ins Ziel geschossen», sagt Higgs-Redaktionsleiterin Katrin Schregenberger. (Bild: zVg.)
von Michèle Widmer

Higgs.ch hat das Crowdfunding-Ziel von 111’111 Franken geschafft. Was bedeutet das nun konkret? 
Das bedeutet, dass higgs den Minimalbetrieb bis Ende Jahr aufrechterhalten kann und die Zeit nutzen wird, um die Finanzierung nachhaltig zu sichern. Ausserdem bedeutet das, dass wir fast 1000 Unterstützerinnen und Unterstützer gewonnen haben, die nun kostenlos Mitglieder des higgs-Clubs werden können, wenn sie das wollen. 

Sie haben den Zielbetrag am Montag noch auf 166’666 Franken erhöht. Wie würdet das Onlinemagazin die zusätzlichen 55’555 Franken investieren?
Damit könnten wir eine Nachwuchsredaktorin oder einen Nachwuchsredaktor einstellen. So könnten wir noch bessere und noch mehr Geschichten schreiben, haben mehr Zeit, um zu recherchieren und aufzuklären. Geraden in Zeiten von Corona sind mehr Ressourcen von Nöten. Falls wir das zweite Etappenziel aber nicht erreichen, ist unser Crowdfunding-Ziel dennoch geschafft und wir wollen nicht klagen. Wir geben dann alles mit den jetzt bestehenden Ressourcen. 

Hat der Coronavirus den letzten Schub an Unterstützern gebracht? Oder was war Ihrer Meinung nach der Grund für das positive Ergebnis sechs Tage vor Crowdfunding-Ende?
Das ist schwierig zu sagen. Eigentlich haben wir in der letzten Woche eher das Gegenteil festgestellt: Die Kampagne ist ins Stocken geraten, viele haben jetzt andere Probleme und investieren weniger. Aber unser Interview mit Adriano Aguzzi hat viel Beachtung bekommen – das könnte eine Rolle gespielt haben. Am Schluss, so sieht es im Moment aus, hat uns ein äusserst grosszügiger Spender mit mehreren Tausend Franken ins Ziel geschossen.

Der Betrag reicht bis Ende Jahr. Und dann?
Das Ziel ist, bis Ende Jahr das nachhaltige Finanzmodell zu installieren.

Wie viele Angestellte arbeiten bei Higgs.ch?
Die Redaktion musste massiv reduziert werden. Der jetzige Minimalbetrieb besteht in der Redaktion aus zwei Journalisten, einer Praktikantin und im Betrieb aus zusätzlich drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Video, Producing und Social Media. Alle arbeiten Teilzeit. 

«Wir beurteilen die Berichterstattung der Medien als sehr gut»

Und wie organisiert sich die Higgs-Redaktion in Zeiten des Coronavirus?
Higgs quetscht seine Ressourcen bis zum letzten aus. Um diese effizient zu nutzen, haben wir einen kontinuierlich aktualisierten Übersichtsartikel
, der alle relevanten Informationen kompakt zusammenfasst. Dieser wird mit Einzelstücken ergänzt. Wir schauen: Wo gibt es in der Berichterstattung der anderen noch Lücken? Diese versuchen wir zu stopfen. Was die Hygiene betrifft, so haben wir seit dieser Woche für fast alle auf Homeoffice umgestellt. 

Wie beurteilen Sie als Wissenschaftsjournalistin die Berichterstattung der Medien über Covid-19? Welches sind besonders gute Stücke dazu?
Wir beurteilen die Berichterstattung der Medien als sehr gut. Vor allem NZZ, Tages-Anzeiger, SRF und die Republik leisten mit ihren grossen Teams hervorragende Leistung. Besonders positiv aufgefallen ist der Artikel «Wie das Coronavirus unsere Zellen kapert» sowie «Das Coronavirus geht um. Sollten Sie Angst haben? Und wenn ja: Was dann?»

Und über welche Artikel haben Sie sich etwas geärgert?
Es gibt auch Unsinn, wie das Interview mit dem Ökonomen Reiner Eichenberger, der dafür plädierte, die jüngere Bevölkerung systematisch mit Covid-19 anzustecken. Dass die Wirtschaft dies nicht verkraften würde, lässt der Ökonom ausser Acht. Oder Beda Stadler, der meinte, Schweizer seien aufgrund ihres Dialekts mit vielen Kratzlauten empfindlicher.



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