20.03.2006

Journalismus und PR

Ein zwiespältiges Verhältnis

Internationale Konferenz des MAZ und der Uni Lugano.

Journalisten und Public-Relations haben ein äusserst zwiespältiges Verhältnis. Beide Seiten brauchen einander -- und stehen doch stets im Verdacht, sich beeinflussen zu wollen. Der Problematik ging eine internationale Konferenz in Luzern nach, die das MAZ -- die Schweizer Journalistenschule -- und die Universität Lugano veranstalteten. An der Tagung in Luzern nahmen renommierte Journalisten, Medienwissenschafter und PR-Experten aus Europa und den USA teil.

Für Klaus Josef Lutz, CEO der Süddeutschen Zeitung, muss die Verlagsspitze die Redaktion gegen die zunehmenden Einflussversuche von aussen abschirmen: "Ein CEO muss sich vor seine Redaktion stellen", denn von der Unabhängigkeit seiner Journalisten hänge das Überleben einer Qualitätszei-tung ab.

Nicholas Jones, ehemaliger BBC-Korrespondent sieht in den Internet-Blogs eine Chance für mehr Transparenz. "Im Internet kann sich niemand verstecken", so Jones, falsche Botschaften würden häufig in Blogs entlarvt. Dennoch malt er ein düsteres Bild: Mächtige Verleger wie Rupert Murdock setzten die politische Agenda. Und die Parteien versuchten ihrerseits, Zeitungen und elektronische Medien zu manipulieren, indem sie beispielsweise nur "genehme" Journalisten mit Informationen versorgten.

Klaus Kocks, CEO des deutschen Beratungsunternehmens CATO, provozierte mit der Aussage, Journalismus sei eine spezifische Form von Public Relations, die es der Verlagsindustrie ermögliche, Anzeigenplatz zu verkaufen. Für Marion Starck, Leiterin der Kommunikationsabteilung von Burson-Marsteller, kann eine PR-Agentur auf Dauer nur dann erfolgreich sein, wenn sie die Öffentlichkeit "integer und transparent informiert“.

Roger Köppel glaubt an die "traditionelle Stärke des Journalismus“, der nicht durch PR ersetzt wer-den könne. "Ein guter PR-Mann zwingt einen Journalisten, seine eigene Standards zu hinterfragen“, so der Chefredaktor der deutschen Tageszeitung Die Welt.

Stephan Russ-Mohl, Professor für Journalismus in Lugano und Mitveranstalter der Konferenz, strich heraus, dass professionelle PR letztlich nur zusammen mit professionell gemachtem Journalismus funktioniere.


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