01.06.2015

SBB

"Es wird eine Perle nach der anderen aufgereiht"

SBB-Kommunikationschefin Kathrin Amacker über die Kampagne zum Gotthard-Basistunnel.
SBB: "Es wird eine Perle nach der anderen aufgereiht"

Anfang Juni 2016 wird der Gotthard-Basistunnel eröffnet - am Montag wurde der Countdown für die Eröffnung des "Jahrhundertbauwerks" gestartet und die Kampagne vorgestellt. "Durch und durch die Schweiz" lautet die Botschaft, die in den kommenden 18 Monaten verbreitet wird. SBB-Kommunikationschefin Kathrin Amacker spricht im Interview über die doppelte Bedeutung des Claims und die geplanten Aktivitäten. Zudem sagt sie, auf welchem Weg Jugendliche erfahren sollen, wer Alfred Escher ist - und erklärt, warum ihr Team in den kommenden Monaten nicht doppelt soviel arbeiten muss.

Frau Amacker, der Countdown für die grosse Gotthard-Eröffnung in einem Jahr läuft. Für Sie und Ihr Team geht die Arbeit nun wohl erst richtig los?
Für uns geht es jetzt in den Endspurt. Tausende Fachkräfte waren jahrelang mit dem Projekt beschäftigt, nun geht es darum, dies für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen.

Erreichen wollen Sie dies mit einer breit angelegten Kampagne, die in den kommenden 18 Monaten läuft. Wie sieht diese aus?
Ich vergleiche es mit einer Perlenkette. In den nächsten Monaten wird eine Perle nach der anderen aufgereiht. In den ersten Wochen steht das Bauwerk selbst im Mittelpunkt. Wir haben gemerkt, dass viele Leute gar nicht genau wissen, um was es sich beim Gotthard-Basistunnel handelt. Später werden Menschen mit verschiedensten Berufsbildern vorgestellt, die leidenschaftlich beim Projekt mitgewirkt haben. Dann wieder geht es um die politischen Aspekte. Und schliesslich fokussieren wir auf die logistische Leistung und wagen einen Blick in die Mobilität der Zukunft - für die Schweiz und ganz Europa. Das Projekt hat also ganz viele Facetten, die zu einem Gesamtbild wachsen sollen, das die Schweiz stolz macht.

Das Zielpublikum für das Projekt ist sehr breit. Wie gehen Sie das an?
Für die SBB ist das nicht neu, wir arbeiten immer mit dieser Herausforderung. Klar ist: Mit Plakaten und TV-Spots ist es nicht getan. Die digitalen Kanäle sind uns sehr wichtig. Wir nutzen Social Media, um unsere Geschichten nochmals anders zu erzählen. So können wir auch die Jungen erreichen: Kennen diese zum Beispiel Alfred Escher und seine enorme Leistung für die Mobilität und die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz? Wissen sie, welche Innovationen in einem Tunnel stecken und welche Jobs hier relevant sind? Ich denke kaum.

Zudem sind mehrere Events geplant. Wie sehen diese aus?
Es wird mehrere Loktaufen von Partnern geben. Spannend wird es dann im Januar, wenn die Tickets für die Erstfahrt im Gotthard-Basistunnel verlost wird. Der erste Passagier ist ja die Schweizer Bevölkerung, die diesen Weltmeister-Tunnel finanziert hat. Ein nächster Höhepunkt folgt dann im Frühling, wenn man sich für die grosse Feier anfangs Juni anmelden kann. Nebst der klassischen Kampagne wird es zahlreiche Anlässe und auch eine Railshow in den grossen Bahnhöfen der ganzen Schweiz geben. Wir machen uns sozusagen gemeinsam mit der Schweizer Bevölkerung auf die Reise.

"Durch und durch die Schweiz“ lautet der Claim. Klingt sehr simpel, was ist so gut daran?
Er wirkt selbstbewusst und bescheiden zugleich. Und er hat eine doppelte Bedeutung. Einerseits verweist er darauf, was der Gotthard-Basistunnel macht - mitten durch tiefstes Gestein und durch die Schweiz einen Weg bahnen. Auf der andere Seite ist da die symbolische Komponente: Die Schweiz steht seit jeher für Zuverlässigkeit, Präzision und Innovation; diese drei Begriffe charakterisieren auch dieses Bauwerk.

Gottardo 2016: Das Logo des Projekts.

Als Kommunikationsleiterin bei den SBB haben Sie auch noch andere Projekte. Wie viel Raum nimmt der Gotthard-Basistunnel ein?
Die Themenbreite ist tatsächlich gross, umso wichtiger ist es, richtig zu steuern und strategisch zu unterstützten. In der Regel kann ich mich mit zwei bis drei Themen in die Tiefe beschäftigten: Der Gotthard-Basistunnel gehört da sicher dazu. Dieses Projekt beschäftigt übrigens die ganze Konzernleitung intensiv, die Kommunikation ist da nur ein Puzzlestück vom ganzen Bild.

Trotzdem, jetzt kommt viel Arbeit auf Sie zu. Wie viele Überstunden machen Sie und Ihr Team?
Es ist nicht so, dass wir jetzt alle doppelt so viel arbeiten als sonst. Das wäre nicht gut und ist auch nicht nötig. Schauen Sie: Täglich prasseln so viele Botschaften auf die Menschen nieder, Fokus ist da das Gebot der Stunde. Wichtig ist, dass alle Teams motiviert und mit Spass an der Arbeit sind. Wichtig dafür sind gute Strukturen, besonders in einem komplexen Projekt. Jeder muss wissen, wer für was zuständig ist und wie das gros Bild aussieht. Und Probleme lösen wir erst dann, wenn sie wirklich da sind. Die kommunikativen Arbeiten sind auf viele Schultern verteilt, sei es im Markekting, in der Kommunikation, im Event- und  Partnerschaftsmanagement oder bei Public Affairs.

Hohe Kosten, Todesopfer auf den Baustellen und die stetigen Verzögerungen: Der Gotthard-Basistunnel stand oft in der Kritik: Wie schwer war es, hier die Kommunikationsaufgaben zu meistern?
Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken, ich bin seit zwei Jahren dabei. In dieser Zeit habe ich immer eine positive Grundstimmung dem Projekt gegenüber wahrgenommen. Massgebend ist transparent mit Fakten umzugehen. Am Ende gilt es die Relationen zu wahren: Die präzise und zuverlässige Art der Schweiz führt auch dazu, dass wir besonders kritisch mit uns selbst sind. Und genau diese Werte sind es, die ein Jahrhundertbauwerk wie den Gotthard-Basistunnel überhaupt hervorbringen.

Interview: Michèle Widmer

Bilder und Video: zVg.

 


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