06.03.2020

Schilling-Report

Mehr Frauen in den Führungsetagen

Mit zehn Prozent bewegt sich der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen der grossen Schweizer Unternehmen nach wie vor auf tiefem Niveau. Kadervermittler Guido Schilling glaubt dennoch, dass die Bemühungen um mehr Frauen in den Chefetagen in eine neue Phase treten.
Schilling-Report: Mehr Frauen in den Führungsetagen
Erstmals erreicht der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen der 100 grössten Schweizer Arbeitgeber die Marke von zehn Prozent. (Bild: Pixabay)

Der Anteil der Frauen in den Geschäftsleitungen der 118 grössten Unternehmen der Schweiz ist letztes Jahr von 9 auf 10 Prozent gestiegen. Erstmals hat auch über die Hälfte der Unternehmen mindestens eine Frau im obersten operativen Führungsgremium. Dies geht aus dem jährlich publizierten Bericht hervor, den Guido Schilling von der gleichnamigen Kadervermittlungsfirma am Freitag den Medien vorstellte.

In den Geschäftsleitungen der 118 gemessen an der Mitarbeiterzahl grössten Unternehmen der Schweiz gibt es demnach 94 Frauen. Ein Jahr davor waren es erst 75 (persoenlich.com berichtete). «Eine solch starke nominelle Zunahme innert eines Jahres gab es bisher noch nie», sagte Schilling.

Der Vermittler von Topkadern verweist aber noch auf eine andere Zahl aus der Erhebung: So ist letztes Jahr immerhin jede fünfte Vakanz in einer Geschäftsleitung mit einer Frau besetzt worden. Und von den neu in die Geschäftsleitungen aufgenommenen Frauen sind rund 60 Prozent unternehmensintern befördert worden.

«Das zeigt, dass jene Unternehmen, die in den vergangenen Jahren auf Gender Diversity gesetzt haben, nun die Früchte ihrer Bemühungen ernten können», meinte Schilling. Mit anderen Worten: Bei Unternehmen, die gezielt Frauen gefördert haben, gibt es nun im mittleren Management Frauen, die in die Geschäftsleitung nachrücken können.

Bewusstsein mittlerweile vorhanden

Vor Journalistinnen und Journalisten meinte Guido Schilling, dass der hohe Anteil von unternehmensintern in die Geschäftsleitung beförderten Frauen zeige, dass bezüglich Geschlechtervielfalt in Führungsgremien langsam eine neue Phase beginne. Man könne nun sagen, dass nach Jahren der Sensibilisierung es nun ein Bewusstsein dafür gebe, wie wichtig ausgewogenere Geschlechterverhältnisse in der Unternehmensführung seien.

Gleichzeitig sieht Schilling aber noch viel Luft nach oben: Denn in 47 Prozent der grossen Schweizer Unternehmen gibt es weiterhin keine Frau in der Geschäftsleitung. «Dort braucht nun klare Ansagen aus dem Verwaltungsrat, damit die Geschäftsleitungen für das Thema sensibilisiert werden und konkrete Massnahmen ergriffen werden.»

Mehr Kaderfrauen im öffentlicher Sektor

Deutlich höher als bei den privaten Unternehmen ist der Frauenanteil in Topkaderpositionen im öffentlichen Sektor. 2019 stieg dieser um zwei Prozentpunkte auf 20 Prozent. Kam es in Spitzenpositionen zu Vakanzen, wurde diese in fast zwei von fünf Fällen (38 Prozent) mit Frauen besetzt.

Beim Kadervermittler führt man die höhere Geschlechtervielfalt bei der öffentlichen Hand unter anderem darauf zurück, dass dort die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser ist als in der Privatwirtschaft. Diese sei der Schlüssel zu einer ausgewogeneren Geschlechtervertretung. «Hier weist der öffentliche Sektor der Privatwirtschaft den Weg», heisst es im Mediencommuniqué.

Steigender Frauenanteil in Verwaltungsräten

In den Verwaltungsräten der grössten Schweizer Unternehmen sind Frauen allerdings etwas besser vertreten als in den Geschäftsleitungen. Gemäss Schillingreport ist der Anteil letztes Jahr von 21 auf 23 Prozent gestiegen. Und knapp jeder dritte vakante Verwaltungsratssitz wurde neu mit einer Frau besetzt.

Schilling fällt dabei auf, dass mittlerweile auch Frauen vermehrt mehrere Verwaltungsratsmandate gleichzeitig halten. «Bei den Männern ist es das ja nichts Besonderes», so Schilling. Mittlerweile haben 9 Prozent der Verwaltungsrätinnen zwei oder mehr Mandate. «Während Männer schon seit Jahren professionelle Verwaltungsratskarrieren mit mehreren grossen Mandaten gleichzeitig verfolgen, ziehen die Frauen nun langsam nach», so Schilling.

Für den sogenannten Schillingreport, der alljährlich erscheint, wertet das Kadervermittlungsunternehmen Guidoschilling die Zusammensetzung der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der 118 grössten Arbeitgeber der Schweiz aus. In die Untersuchung miteinbezogen werden zudem auch die Spitzenpositionen bei Bund und Kantonen. (awp/sda/cbe)



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