21.02.2014

Economiesuisse

Monika Rühl ist neue Direktorin

Sie wird die Stelle spätestens per 1. September 2014 antreten.

Zum ersten Mal wird eine Frau die Geschicke des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse leiten. Der Vorstand hat Monika Rühl am Freitag einstimmig zur Direktorin gewählt. Mit ihr sollen die Unternehmer wieder zurück zu mehr wirtschaftspolitischem Engagement finden. Sie sei "bereit und frisch" für diese neue Aufgabe, liess die Diplomatin vor den Medien verlauten. Sie wird die Stelle bei Economiesuisse spätestens am 1. September antreten.

Noch amtet die 50-jährige Rühl (vgl. Bild oben) als Generalsekretärin im Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) und führt dort ein Team von 100 Mitarbeitern. Zudem ist sie als Stabschefin des Departements die rechte Hand von Bundesrat Johann Schneider-Ammann.

Rühl blickt auf eine langjährige Karriere in der Bundesverwaltung zurück. Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer betonte vor den Journalisten in Zürich die Erfahrung Rühls im Umgang mit wirtschaftspolitischen Dossiers. Rühl leitete beispielsweise als Delegierte des Bundesrats für Handelsverträge zahlreiche Sitzungen gemischter Wirtschaftskommissionen.

Vertraut mit politischen Prozessen 
Als Botschafterin im Staatssekretariat für Wirtschaft Seco für die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen war sie zuständig für die Exportkontrolle. Sie hat in dieser Funktion auch die inhaltlichen Argumente gegen die GSOA-Initiative entwickelt, die den Export von Rüstungsgütern völlig verbieten wollte. Die Initiative wurde abgelehnt.

Rühl, ausgebildet als Diplomatin, sei gut vernetzt, verfüge über Führungserfahrung und sei vertraut mit den politischen Prozessen, so Karrer. Gerade letzteres sei für Economiesuisse wichtig. Monika Rühl sei darum eine Ergänzung auch zu ihm selber, sagte Präsident Heinz Karrer.

Es sei wichtig, jemanden an der Spitze zu haben, der nicht nur wirtschaftspolitisch, sondern auch "aus gesellschaftlichen Überlegungen heraus denkt", sagte Karrer. Dies sei dem Verband in den letzten Monaten bewusst geworden nach dem Rückzug von Jean-Marc Hensch, der im Dezember noch vor seinem Amtsantritt als Direktor aus gesundheitlichen Gründen absagen musste (persoenlich.com berichtete).

Rühl als beste Kandidatin 
"Wir haben den Suchprozess breiter gestaltet", sagte Karrer. Bewusst habe Economiesuisse in der zweiten Runde nicht nur in der Wirtschaft und in Verbänden gesucht, sondern auch in der Verwaltung und Politik.

Rühl (vgl. Bild oben) sei klar die Nummer eins unter den Kandidaten gewesen. Am Vortag hatte es zwar noch geheissen, dass es vereinzelt Widerstand gegen ihre Wahl gebe. "Es waren aber auch nicht alle da", sagte Swissmem-Präsident Hans Hess, der die Findungskommission geleitet hatte.

Die Zusage sei ihr nicht einfach gefallen, sagte Rühl nach der Wahl. Bundesrat Schneider-Ammann habe aber Verständnis für ihre Bewerbung gezeigt und ihr seine Unterstützung zugesichert.

Volksnäher, bodenständiger, glaubwürdiger 
Sie wolle den Wirtschaftsdachverband volksnäher, bodenständiger und glaubwürdiger machen. Sie werde sich dafür einsetzen, dass Economiesuisse wieder gehört werde, in einer Sprache, die auch verstanden werde, sagte sie mit Blick auf die jüngsten Abstimmungsniederlagen. Weder bei der Zuwanderungsinitiative noch bei der Abzockerinitiative haben die Wirtschaftsvertreter die Bevölkerung überzeugen können.

Sie werde nach ihrem Stellenantritt auch mit den Vertretern der Grosskonzerne ins Gespräch kommen. Economiesuisse will Exponenten der Wirtschaft wieder vermehrt dazu bringen, sich in die politischen Diskussionen aktiv einzumischen und entsprechend aufzutreten. Es sei aber gar nicht das Ziel, dass der Dachverband in allen Fragen immer geeint sein müsse, so Heinz Karrer. Das Bild der gespaltenen Economiesuisse sei eine "Phantomvorstellung", so Hans Hess. "Economiesuisse ist viel geeinter im Innern als das es nach aussen scheint."

Beim Wirtschaftsdachverband kam es in jüngster Zeit zu vermehrten Wechseln: Karrers Vorgänger Rudolf Wehrli trat als Präsident nach knapp einem Jahr auf Anfang September 2013 zurück. Direktor Pascal Gentinetta, dessen Nachfolgerin Monika Rühl nun wird, verliess Economiesuisse ebenfalls im vergangenen Sommer. Im Dezember gab auch die Kampagnenleiterin Ursula Fraefel ihre Kündigung bekannt. (sda)


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