17.04.2021

Corona-Impfungen

So Piks-freundlich sind Schweizer Medienhäuser

Sollen Firmen beim Impfen mithelfen oder ist das Privatsache? Bei CH Media erhalten die Mitarbeiter dafür frei. Ringier und Rasch würden an ihren Standorten gerne eigene Impfaktionen durchführen. Die NZZ auch. Die TX Group hingegen nicht. Und SRF sieht ein anderes Problem.
Corona-Impfungen: So Piks-freundlich sind Schweizer Medienhäuser
Ein Vorbild für die Schweiz? Als erstes Unternehmen in Deutschland impft BASF seit dieser Woche ausgewählte Mitarbeitende im eigenen Impfzentrum. (Bild: Keystone/DPA/Uwe Anspach)
von Edith Hollenstein

Sollen Firmen ihren Mitarbeitenden behilflich sein, damit sie sich möglichst bald impfen lassen können gegen Covid-19? Oder ist das ein Eingriff in eine private Angelegenheit? Die Meinungen diesbezüglich sind geteilt, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte zeigt. 51 Prozent der rund 1500 Befragten wünschen sich vom Arbeitgeber ein aktives Engagement für ihre Gesundheit. 49 Prozent erwarten, dass sich die Firma komplett aus solchen Angelegenheiten heraushält (persoenlich.com berichtete).

Für die Wiederankurbelung der Wirtschaft wäre schnelles Impfen wichtig. Das sagt auch Ringier-CEO Marc Walder: «Die Beschleunigung der Impfungen ist ein zentraler Faktor – nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern auch aus medizinischer und gesellschaftlicher Sicht. Wir müssen alles daransetzen, möglichst schnell möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern eine Impfung zu ermöglichen.»

Ringier und NZZ wollen Impfungen anbieten

Aus diesem Grund empfehlen Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz ihren Mitarbeitenden die Impfung und erklären sich bereit, dies an ihren Standorten schweizweit in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) und den jeweiligen Kantonen durchzuführen, sobald die Möglichkeit dazu besteht.

Wie Ringier-Kommunikationschefin Johanna Walser weiter ausführt, ist es dem Group Executive Board der Ringier AG und der Geschäftsleitung der Ringier Axel Springer Schweiz AG wichtig zu betonen, «dass es sich bei der Entscheidung für das Impfen um eine freiwillige und individuelle Entscheidung handelt, die sämtliche Mitarbeitenden ausschliesslich für sich selbst und aus freien Stücken treffen können». 

Auch die NZZ will dem Personal die Impfung anbieten: «Wir laden unsere Mitarbeitenden jedes Jahr zu einer kostenlosen Grippeschutzimpfung bei uns im Haus ein. Analog dazu werden wir auch eine Corona-Impfung anbieten», erklärt Kommunikationschefin Seta Thakur. Sie betont, in beiden Fällen sei die Nutzung des Angebots selbstverständlich freiwillig.

CH Media gibt frei fürs Impfen

Bei CH Media ist die Pandemie ebenfalls ein Thema: «Wir halten die Mitarbeitenden über die neuesten Entwicklungen und die Informationen der Regierung stets auf dem Laufenden», erklärt Sprecherin Alena Kress. Jedoch sei die Entscheidung für oder gegen eine Impfung eine sehr persönliche Angelegenheit, in die das Unternehmen nicht eingreife.

Um das Impfen möglichst einfach organisieren, erlaubt es CH Media allen Interessierten, ihren Termin, wenn nicht anders möglich, auch während der offiziellen Arbeitszeit wahrzunehmen.

TX Group und SRF sind zurückhaltend

Bei der TX Group ist das alles kein Thema. Man gebe den Mitarbeitenden keine Impfempfehlung ab. Auch würden keine Anreize für Mitarbeitende geschaffen, die sich impfen lassen wollen», schreibt Sprecher Michele Paparone auf Anfrage.

Und bei SRF? «Die Impfung ist freiwillig. Es ist den Mitarbeitenden überlassen, ob sie sich impfen lassen wollen oder nicht», erklärt Sprecher Stefan Wyss. SRF biete keine Anreize oder Prämien, und auch bei der Organisation der Impfung sieht sich SRF nicht in der Pflicht, denn: «Die Impfstrategie des Bundes sieht – mit Ausnahme von Personen im Gesundheits- und Pflegebereich – keine bevorzugte Behandlung bestimmter Berufsgruppen vor. Aktuell werden die Impfungen ausschliesslich von den Kantonen organisiert.»

Wyss weist zudem auf einen interessanten Punkt hin: Mit der Zunahme von geimpften Personen könne es vorkommen, dass externe Veranstalter, von Sportanlässen etwa, von SRF-Mitarbeitenden eine Impfung verlangen, damit sie zugelassen werden. Da sich SRF bei externen Veranstaltungen den dortigen Regeln anpassen müsse, könne es vorkommen, dass ungeimpfte SRF-Mitarbeitende allenfalls nicht an bestimmten externen Veranstaltungen teilnehmen beziehungsweise eingesetzt werden können. Trotzdem besteht aber laut Wyss auch für diesbezüglich betroffene SRF-Mitarbeitende kein Impfzwang.

«Aktuell machen private Initiativen noch keinen Sinn»

In der Politik und bei den Medizinern gibt es auch Bedenken, wenn sich Firmen beim Impfen engagieren wollen. Thomas Steffen vom Vorstand der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte Schweiz sagt gegenüber Radio SRF, dass solche privaten Initiativen im Moment noch keinen Sinn machten. Aber zu einem späteren Zeitpunkt, wenn genug Impfstoff vorhanden ist, könnten diese einen wichtigen Beitrag leisten.



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