TV-Kritik

So kann SRF locker Millionen einsparen

Wegen dem Rückgang der Werbeeinnahmen muss die SRG weitere 50 Millionen einsparen (persoenlich.com berichtete). Das Schweizer Fernsehen hat den Auftrag, mit Abstrichen in der Höhe von 16 Millionen Franken zur Erreichung des Sparziels beizutragen. SRF-Direktorin Nathalie Wappler sucht jetzt überall nach Sparpotenzial. Auch die Abteilung Information und die politische Berichterstattung müssen laut TV-Chefin ihren Beitrag dazu leisten. Eine Herkulesaufgabe ist auch diese Sparübung nicht. Nachfolgend 15 realistische Vorschläge, wie Vorgabe und Ziel beim Fernsehen unschwer erreicht werden könnten. Viele Sparmöglichkeiten gäbe es zusätzlich auch beim Radio.

Formel 1 / Motorradrennen / Tennis

Die SRG wollte nie verraten, wie viel sie für die Rechte der Formel-1-Übertragungen bezahlt. Fest steht: es geht um sehr viel Geld. Der Schweizer Rennstall «Alfa Romeo Racing» hat international nichts zu melden. SRF kann also aus dem Zirkus aussteigen, ohne dass es die Fans schmerzt. Diese werden von ausländischen Sendern bestens bedient. Vor allem von ORF und RTL, wo schon lange viele Schweizer die Rennen verfolgen. Bereits der frühere SRG-Generaldirektor Armin Walpen wollte Formel-1-Rennen aus Spargründen vom Bildschirm verbannen. Leicht verzichtet werden kann auch auf die Motorradrennen. Tom Lüthi holte 2018 in der ganzen Saison nur einen einzigen Punkt. Seine Ausfälle können auch auf anderen Sendern bedauert werden. Ferner: Das Karrierenende von Roger Federer ist absehbar. Danach müssen die Tennisübertragungen massiv reduziert werden.

Serien

Enorm: Über 270'000 Franken kostete eine einzelne Episode (25 Minuten) der Serie «Seitentriebe». Zu teuer. Die zweite Staffel mit acht weiteren Folgen ist abgedreht. Danach sollte Schluss sein. Einsparung: über zwei Millionen Franken.

«DOK» / «DOK»-Serien

Die durchschnittlichen Kosten für eine «DOK»-Eigenproduktion kostet rund 140'000 Franken. Bei eingekauften und koproduzierten «DOK»-Filmen sind es 14'000 Franken. Heisst: Eigenproduktionen reduzieren. Der Preis für «DOK»-Serien wie «Geboren am …» beträgt pro Folge 100'000 Franken. Die kürzlich ausgestrahlte Reihe «Die jungen Diplomaten» erreichte zur besten Sendezeit viel zu wenig Zuschauer. Abbauen.

«Einstein Spezial»

Für Extrasendungen werden 400'000 Franken ausgegeben. Zu teuer. In Sparzeiten müsste das Wissenschaftsmagazin zu Hause bleiben. Eine Studiosendung kostet in diesem Fall «nur» 78'000 Franken.

«Literaturclub»

61'000 Franken gibt SRF für einen einzigen Literaturclub aus. Enorm. Vergleich: Der wöchentliche «Club» kommt auf 25'000 Franken, der Preis pro «Arena» beträgt 42'000 Franken. Warum wird der «Literaturclub» mit seinen kümmerlichen Quoten auswärts im Zürcher Sihlcity und nicht im Studio produziert? Abspecken.

«Kulturplatz»

Diese oft trostlose Sendung befindet sich seit Jahren im Quotentief. 70'000 Franken werden Woche für Woche dafür aufgewendet. Empfehlung: Noch höchstens 20 Ausgaben pro Jahr, dafür eine viel attraktiveres Kulturformat auf einem besseren Sendeplatz.

«Reporter»

Davon gibt es jedes Jahr 40 Ausgaben à 40'000 Franken. Bei weitem nicht alle Reportagen lohnen sich für die Zuschauer. Weniger wäre auch da mehr. Sparvorschlag: Mindestens zehn Sendungen streichen, dafür Qualität optimieren.

«Eco Talk» und «Rundschau Talk»

Reto Lipp produziert mit «Eco» ein meist einwandfreies Magazin. Am Montagabend nach «10vor10» muss er erbittert um Quoten ringen. Wenn der Wirtschaftsprofi anschliessend noch mit «Eco Talk» auf Sendung ist, fallen die Zuschauerzahlen ins Bodenlose. Darum: Diskussionssendung streichen. Dasselbe gilt für den «Rundschau Talk». Die «Rundschau» hat sich auf dem Sendeplatz am Mittwoch um 20.05 Uhr bewährt. Vor und während den vier jährlichen Talk-Ausgaben wandern die Zuschauer massenhaft zu anderen Sendern ab. Verschenkte Sendezeit. Ebenfalls absetzen.

«#SRFglobal»

Das Auslandmagazin befasst sich einmal pro Monat mit dem Weltgeschehen. Auch dieses Format (42'000 Franken pro Ausgabe) leidet unter Quotenmangel. Ich kenne niemand, der die Sendung vermissen würde. Darum: Licht aus. Viel lieber schaue ich seit Jahrzehnten am Sonntagabend (19.20 Uhr) wenn immer möglich den ARD-«Weltspiegel». Mit seinen packenden Reportagen ist dieser eines der besten und beliebtesten Auslandmagazine Europas.

«PresseTV»

Seit 1995 dürfen die Schweizer Verlage NZZ, «Basler Zeitung», Ringier und «Südostschweiz» dem Schweizer Fernsehen wöchentlich «Standpunkte»-Talks liefern. Die SRG ging damals darauf ein, um die Verleger milde zu stimmen. Die Sendungen sind teils informativ und anregend, werden aber kaum beachtet. Die letzte Ausgabe von «NZZ-Standpunkte» (Thema: Künstliche Intelligenz) schauten gerade mal 8000 Leute. Marktanteil: 2,2 Prozent. Ja, Sie haben richtig gelesen. Und das ist keine Ausnahme. Ausgaben für die vier Verlage und ihre unbemerkten Sendungen pro Jahr: rund eine halbe Million Franken. Übung abrechen.

SRF-Korrespondentennetz

Das Schweizer Fernsehen beschäftigt gegen 20 Auslandkorrespondenten, das Radio noch mehr. SRF könnte vermehrt auf Freie setzen und enger mit ARD, ZDF und ORF zusammenarbeiten. Das passiert zwar teilweise, aber viel zu wenig. Sparpotenzial ist auf alle Fälle auch da vorhanden.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

Kommentar wird gesendet...

Kommentare

  • Victor Brunner, 29.09.2019 09:26 Uhr
    Rene Hildbrand, Schawinski ist nicht dem Sparhammer zum Opfer gefallen sondern passt nicht in die Vorstellungen von Frau Wapplers Wellness-TV, zu agressiv, zu kritisch, zu unberechenbar. Tatsächlich kann problemlos gespart werden ohne grosse Einschränkungen. Formel 1 kann weiterhin übertragen werden aber ohne Qualyfying, oder bei Sternstunde Philosphie wo immer die gleichen Ausländer teuer eingeflogen werden und niemand schaut zu und am Schluss nur Frau Bleisch glücklich ist. Literaturclub ist auch überfällig, wo mittelmässige SchriftstellerInnen gepusht werden und Bücher besprochen die nicht interessieren, dafür Frau Heidenreich regelmässig Einkünfte sichern, wie beim Kulturplatz wo Frau Wannenmacher ihre Pensionskasse füllen darf, mit mittelmässigen, oberflächlichen und unbeholfenen Beiträgen! Ohne Qualitätseinbussen kann bei allen Sportsendungen gespart werden, warum müssen uns Journis, mit Moderator zu Dritt, in den Pausen immer erklären was wir eben gesehen haben, SRF hält Zuschauer von Sport wahrscheinlich für doof! Nicht einverstanden bin ich mit mehr Kooperation bei ZDF, ARD oder ORF. Die Schweizer Sicht ist eine andere und europäischer Mainstream ist da nicht gefragt, vor allem nicht in politischen Sendungen! Aber machen wir un nichts vor, Frau Wappler ist ein gebranntes Kind aus der Zeit beim MDR und sie wird uns mit Sandmännchen- und Wellness-TV füttern!
Kommentarfunktion wurde geschlossen
Zum Seitenanfang20240420