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Nach dem Talk ist auch immer vor dem Talk

Matthias Ackeret

Am Freitagmorgen hat der TV-Sender Blue Zoom die Einstellung der Talksendung «Schawinski» verkündet. Aus Kostengründen (persoenlich.com berichtete). Das Schweizer Fernsehen begründete dessen Ende, damals 2019, schwammiger, für die Verantwortlichen war die Sendung wohl zu skandalträchtig. Was sich selbst widerspricht: Der TV-Skandal um das legendäre Andreas-Thiel-Interview beispielsweise sorgte 2014 schweizweit für Furore; für ein Massenmedium die beste Währung.

Roger Schawinski ist der bekannteste und auch beständigste Interviewer des Landes. Ein veritables Talkmonument und wie Thomas Gottschalk der lebende Beweis, dass man auch vor der Kamera zeitlos altern kann.

Beinahe macht es den Anschein, als hätte Schawinski seine Sender nur wegen seiner Talks gegründet. So existiert seine Sendung «Doppelpunkt» seit 1979. Die ersten Talkgäste beim damaligen Piratensender Radio 24 waren rebellierende Jugendliche; kurz vor den Zürcher Unruhen ein hellsichtiger Akt. Die Ouvertüre von «TalkTäglich» bei TeleZüri machte 1994 Tagi-Karikaturist Nico, bei Radio 1 war es 2008 Hilfswerkgründerin Lea Wyler, bei SRF 2011 Ex-Banker Konrad Hummler, bei Blue Zoom 2022 SVP-Ikone Toni Brunner.

Und immer blieb Schawinski Schawinski: mal laut, mal charmant, nie langweilig. Wer – und vor allem wo – nächster Premieregast sein wird, ist offen. Eigentlich egal: Rückblickend erinnert man sich sowieso nur noch an den Talkmaster.



Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.

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