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So sicher wie Bayern-München

Matthias Ackeret

Es gibt Wettbewerbe, bei denen der Sieger bereits im Voraus feststeht. Bei der deutschen Bundesliga ist es so – und bei den Qualitätsrankings, die die hiesigen Medien bewerten. Während im hohen Norden der FC Bayern München mit allergrösster Wahrscheinlichkeit die Meisterschaft gewinnen wird, sind es bei uns das «Echo der Zeit» und die Produkte aus dem Hause NZZ. Im Gegensatz zum deutschen Fussball kennen wir aber sogar noch den Absteiger: Es ist der «Blick» und dessen Onlineauftritt, der den selbsternannten Hohepriestern des Qualitätsjournalismus ein Dorn im Auge ist; ein Dorn im Auge sein muss.

Da spielt es keine Rolle, ob die Studie vom fög stammt oder von der «Stiftung Medienqualität Schweiz», welche am Montag ihr erstes Ranking im Landesmuseum vorstellte. Dass diese Erkenntnisse rund eine halbe Million Franken wert sind, mag erstaunen. Aber sollte den Medien schon das Geld ausgehen, dürfte die Überlegung der Macher sein, so darf zumindest deren Kritik etwas kosten. 

Mitinitiant des ambitiösen Projekts «Medienqualität Schweiz» ist Andreas Durisch, ehemaliger und erfolgreicher Chefredaktor der «Sonntagszeitung». In die Schlagzeilen geriet er vor gut einem Jahrzehnt als «Erfinder des Midrisk-Journalismus». Zweifelsohne war die damalige Kritik an der Durischen Wortschschöpfung überzogen und auch heuchlerisch, doch zumindest ist Durisch seit diesem Stahlbad Experte für «Qualitätsjournalismus». Dass er heute als Reputationsexperte und Partner für die angesehene «Dynamics»-Gruppe arbeitet, beweist zudem, dass er immer noch eine Ahnung von kritischem Journalismus hat. Das ist nämlich all das, was er in seinem Hauptberuf oftmals abzuschwächen oder in einem besseren Licht darzustellen versucht.  

Zugeben, ich stehe solchen Rankings, die vielfach auf moralischen Kriterien beruhen, kritisch gegenüber. Warum soll der «Blick» qualitativ schlecht gemacht sein, nur weil es dem Anspruch des noblem Gremiums, das unter anderem aus einem Ex-Regierungsrat, einer Ex-Maz-Direktorin oder einem Ex-NZZ-Verlagsleiter besteht, nicht entspricht? Steht hinter dieser Klassifizierung – um pathetisch zu werden  nicht auch eine gewisse Geringschätzung des «Blick»-Lesers durch die beigezogenen Wissenschafter? Oder zumindest der selbsterteilte Auftrag, den ahnungslosen «Blick»-Leser auf seine angeblich qualitativ schwache Lektüre hinzuweisen?

Tröstlich ist zumindest, dass in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten immerhin die Medienkritik einen Aufschwung erlebt. Mehr noch: Es zeigt sich, dass deren Kritiker sogar dann noch über die Qualität der Medien nachdenken werden, wenn es längst keine Zeitungen mehr gibt.

 

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