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SRF macht nur, was das Publikum will

Nick Lüthi

Dass das Schweizer Fernsehen für die Neubesetzung des Satire-Sendeplatzes am Sonntagabend nur männliche Comedians auf die Shortlist setzt, liegt offenbar an uns und unserem Geschmack.

Wenn sich SRF zum Ziel setzt, möglichst viele Menschen auf dem prominentesten Comedy-Sendeplatz anzusprechen, dann beeinflusst das die Suche. Am Ende kommt der kleinste gemeinsame Nenner heraus; Namen, die alle kennen und mögen: Büsserkarpivetterunser.

Dieses Ergebnis der Evaluation ist keine Panne. Seit SRF ein neues Betriebsmodell eingeführt hat, orientieren sich solche Entscheidungsprozesse vermehrt am gemessenen Geschmack. Die interne Marktforschung der Abteilung Audience befragt das Publikum. Das Resultat solcher Studien spielte für die Neubesetzung der Comedy-Sendung «eine entscheidende Rolle», wird die SRF-Audience-Chefin zitiert. Wenn die Leute Männercomedy wollen, dann kriegen sie Männercomedy.

Dass kommerzielle Medienunternehmen so vorgehen, liegt in der Natur des Markts. Von einem öffentlichen Sender wie SRF darf man etwas anderes erwarten. Der Service-public-Auftrag gebietet nachgerade, nicht allein den Massengeschmack zu bedienen. Da gute Comedy sowieso polarisiert, bietet sich dieses Genre umso mehr dafür an, ausgetretene Pfade zu verlassen und Kriterien wie Geschlecht, Alter oder Herkunft nicht nur zu berücksichtigen, sondern stärker zu gewichten.

Wenn die Publikumsforschung zur Studienhörigkeit verkommt, dann trivialisiert sie ihre legitime Funktion als Seismograf, der eine Entscheidungshilfe von vielen bietet. In anderen Bereichen, aber auch in der Comedy, zeigt SRF mehr Mut und wagt Experimente, die mal gelingen, mal misslingen. Nur so kommt SRF voran und findet auch künftig ein Publikum. Die Wiederholung des immer Gleichen führt dagegen zur Stagnation.



Nick Lüthi ist Redaktor von persoenlich.com.

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