Am Donnerstag wurden verschiedene Sujets, die ab Freitag etwa auf Plakaten und im Internet zu sehen sein werden, in Bern vor den Medien präsentiert. Die neue Hauptbotschaft des Bundesamts für Gesundheit (BAG) lautet: «Mach deinen Safer-Sex-Check». Erst dann sei man «Ready!» für Sex. Bereit sein für eine sexuelle Begegnung bedeute, sich mittels des Safer-Sex-Checks vorgängig über adäquate Schutzempfehlungen zu informieren. Erneut zeichnet die Agentur Rod Kommunikation für die Umsetzung der Kampagne verantwortlich.
Ziel der stärkeren Sensibilisierung sei es, neue Übertragungen von HIV sowie des Hepatitis-B- und -C-Virus bis 2030 zu verhindern, sagte Anne Lévy, Direktorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Auch die Ansteckungen mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen sollen sinken. Dabei gelte es, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.
Eine neue repräsentative Umfrage zum Wissen über Safer Sex im Auftrag des Bundes zeigt, wie wichtig die Sensibilisierung nach wie vor ist. Demnach konnten fast 80 Prozent der Befragten zwar HIV/Aids als sexuell übertragbare Infektionen nennen. Betreffend Syphilis, Gonorrhoe, Chlamydien, HPV oder viraler Hepatitis waren es aber weniger als 50 Prozent.
Als wichtigste Schutzmöglichkeit wird das Kondom genannt. 88 Prozent der Befragten wissen, dass es zuverlässig gegen eine HIV-Infektion schützt. Mehr als die Hälfte der Befragten geht jedoch fälschlicherweise davon aus, dass es sie auch zuverlässig vor Syphilis, Gonorrhoe, Chlamydien, viraler Hepatitis und dem Humanen Papilloma Virus (HPV) schützt.
Die im November 2023 durchgeführte Umfrage bei 1134 Personen ab 15 Jahren zeigt auch Unterschiede zwischen den Sprachregionen: Während sich die Befragten in der Deutschschweiz und im Tessin zu rund 60 Prozent mit sexuell übertragbaren Infektionen auseinandergesetzt haben, sind es in der Romandie nur 41 Prozent. Auch die Wichtigkeit des Themas variiert: In der Westschweiz erachten nur 25 Prozent der Befragten das Thema als «sehr wichtig». In der Deutschschweiz sind es 34 Prozent, im Tessin 47 Prozent.
Unter der Webseite lovelife.ch sind neben dem Check weitere vertiefende Informationen zu finden, etwa zu Schutz, Risiken, Symptomen, Tests sowie über HIV und die anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI), wie der Bund in einer Mitteilung schreibt. Benutzerinnen und Benutzer finden dort auch ein Verzeichnis von Beratungs- und Teststellen.
Die neue «Love Life»-Kampagne ist eine der Massnahmen zur Umsetzung eines Nationalen Programms zur Bekämpfung sexuell übertragbarer Infektionen. Dieses hatte der Bundesrat im November 2023 verabschiedet.
Grosse medizinische Fortschritte
Die Schweiz blickt auf eine langjährige Präventionsarbeit im Bereich von HIV- sowie Hepatitis-B- und -C-Viren zurück. Neben der Prävention wurden laut dem Bund auch bei der Behandlung grosse Fortschritte erzielt. Dank vermehrter Tests könnten auch andere sexuell übertragbare Infektionen häufiger entdeckt und behandelt werden.
Die Anzahl HIV-Infektionen sank seit der Einführung ihrer Überwachung im Jahr 1985 kontinuierlich, und fiel in den vergangenen drei Jahren auf unter 500 Fälle pro Jahr. Ebenso sind Meldezahlen für Hepatitis B und C seit längerem rückläufig. Im Jahr 2022 wurden dem BAG 1110 Fälle von Hepatitis B und 1039 Fälle von Hepatitis C gemeldet.
Sowohl für Gonorrhoe als auch Chlamydien werden seit Jahren eine zunehmende Anzahl Infektionen verzeichnet. Dies ist laut dem Bund vor allem darauf zurückzuführen, dass sich immer mehr Personen immer häufiger testen lassen.
Kampagnen seit 37 Jahren
Landesweite Kampagnen gegen HIV und Aids gibt es seit 1987. Einige sorgten jeweils für harsche Reaktionen, weil sie als zu vulgär oder provokativ angesehen wurden. Zu den bekanntesten zählen wohl die Kampagne von 1996 mit dem Slogan «Ohne Dings kein Bums» oder auch die Plakate von 2014 mit dem Titel «Love Life – und bereue nichts». (sda/nil)