Bakel Walden, Sie verlassen die SRG. Was gab den Ausschlag?
Ich bin seit mittlerweile zwölf Jahren bei der SRG. Jetzt beginnt ein neuer Zyklus mit Veränderungen im Unternehmen. Da braucht es ein langfristiges Commitment, auch und besonders in der Geschäftsleitung. Bei mir persönlich ist aber die Lust auf eine neue Herausforderung abseits bereits gegangener Pfade gewachsen. Die Welt und auch die Medienwelt sind gross und ich habe richtig Lust, ein paar neue Ecken zu entdecken.
Sie gehen genau dann, wenn die neue SRG-Generaldirektorin Susanne Wille übernimmt. Ein Zufall?
Nein, das ist kein Zufall, sondern der passende Moment. Die Monate des Übergangs waren für mich der optimale Zeitpunkt für das Nachdenken über meine Zukunft. Susanne Wille und ich hatten in dieser Zeit einen sehr offenen und extrem wertschätzenden Austausch. Und es wurde klar, dass ich nicht nur Lust auf Veränderungen innerhalb der SRG habe, sondern wirklich nach der langen Zeit einen konsequenteren Schritt gehen möchte. Und es freut mich sehr, dass ich das Unternehmen mit einem so positiven Blick auf die letzten Jahre verlasse.
Sie möchten beruflich in Bewegung bleiben, hiess es in einer Medienmitteilung vom Montag. Was für konkrete Pläne haben Sie?
Das erste Mal seit knapp 25 Jahren habe ich keinen konkreten nächsten Schritt unmittelbar vor mir. Das geniesse ich sehr. Mir ist bewusst, dass dies für einige überraschend ist. In den kommenden Wochen ist für mich vor allem wichtig, alles sorgfältig zu übergeben und meine Mandate abzuschliessen. Auf die dann sicherlich folgenden Gespräche freue ich mich sehr.
Aber Sie möchten in der Medienbranche bleiben?
Ich gehe mit viel Vorfreude in die nächsten Monate. Daher kann ich mir einiges vorstellen – in der Medienbranche oder aber auch in einem anderen Setting. Diese für mich positiv besetzte Unsicherheit finde ich sehr gut und weiss sie sehr zu schätzen.
Blicken wir auf Ihre zwölf Jahre bei der SRG zurück: Welches war das grösste Highlight?
Da gab es einige, von der Lancierung der Streamingplattform Play Suisse bis hin zu Nemos Sieg beim ESC. Aber der vielleicht schönste Moment war für mich persönlich das überzeugende Votum bei der No-Billag-Abstimmung. Das Ergebnis hat gezeigt, wie stark die Unterstützung in der Bevölkerung für unabhängige und gemeinschaftlich finanzierte Medien ist. Dieser Rückhalt wird in den nächsten Jahren entscheidend sein und das nicht nur im Hinblick auf die Halbierungsinitiative.
«Die zunehmende Polarisierung kombiniert mit Fake-News-Attacken sind Entwicklungen, die mich umtreiben»
Und auf was hätten Sie gerne verzichtet?
Auf die leider mit immer mehr Polemik aufgeheizte, öffentliche Debatte in Bezug auf die SRG hätte ich durchaus verzichten können. Für die Kolleginnen und Kollegen, die täglich mit viel Herzblut die Angebote im Radio, Fernsehen und Online produzieren, wünsche ich mir mehr Wertschätzung. Der mediale Service public steht auch international überall im Schaufenster und unter Druck. Kritische Auseinandersetzung gehört natürlich dazu. Aber die zunehmende Polarisierung kombiniert mit Fake-News-Attacken sind Entwicklungen, die mich umtreiben.
Sie sind Chef der ESC Reference Group, dem Aufsichtsgremium des Eurovision Song Contest. Dieses Amt werden Sie abgeben müssen. Bedauern Sie dies?
Auf jeden Fall. Neben der Zusammenarbeit mit meinem Team ist das ein zweiter Teil meiner Arbeit, der mir fehlen wird. Beim ESC Verantwortung zu übernehmen, ist herausfordernd, aber ich habe viel Neues lernen können und der Austausch mit Dutzenden von Teilnehmerländern macht viel Spass. Daher freue ich mich, dass ich meine zweijährige Amtszeit wie geplant beenden werde, auch wenn ich nicht zur Wiederwahl antreten kann. Wir sind beim ESC mitten in einem umfassenden Transformationsprozess mit einer internationalen Task Force. Von der Kommunikation bis zu den Regeln diskutieren und verändern wir vieles. Das wird dann hoffentlich auch für Basel 2025 eine gute Grundlage für die weitere Zukunft des ESC sein.
Sie sagen es: Der ESC 2025 findet in Basel statt. Werden Sie an vorderster Front mitfiebern?
Ja, und als Chef des Aufsichtsgremiums werden das wieder intensive, aber auch fantastische Tage. Die laufenden Vorbereitungen zeigen bereits jetzt, dass wir uns auf einen unglaublich tollen ESC freuen können, der nach 36 Jahren endlich wieder einmal in die Schweiz zurückkehrt, wo er ursprünglich auch erfunden wurde. Ich freue mich sehr auf dieses Highlight am Ende meiner Zeit bei der SRG.