13.03.2017

Ringier

«Blick» erscheint auf Türkisch

Die grösste Boulevardzeitung der Schweiz startet einen ungewöhnlichen Appell: Sie fordert die Türken in der Schweiz auf, bei der Verfassungsabstimmung vom 16. April Nein zu stimmen.
Ringier: «Blick» erscheint auf Türkisch

«Stimmt Nein zu Erdogans Dikatur!», titelt der «Blick» am Montag. Die Redaktion habe beschlossen, sich in die Verfassungsabstimmung in der Türkei einzumischen. Um das zu verdeutlichen, wurden verschiedene Artikel auf der Front und im vorderen Zeitungsteil auf Türkisch abgedruckt.

«Wer in seinem Heimatland diktatorische Verhältnisse einführen will – bitte schön. Aber dann soll er auch unter ihnen leben. Deshalb ruft Blick alle Türkinnen und Türken in der Schweiz auf: Stimmen Sie Nein zum Referendum und damit Nein zu einem autoritären System in der Türkei!», schreibt die Redaktion. Wer in der demokratischen Schweiz leben wolle, müsse einstehen für die Werte von denen er profiziere – «oder konsequenterweise in sein Heimatland zurückkehren».


Der Aufruf an die Türken in der Schweiz ist eine Reaktion auf die Auslandsoffensive von Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vor der Abstimmung am 16. April in der Türkei über die Änderung der Verfassung. Seit Wochen buhlen AKP-Minister und der Präsident selbst um die Ja-Stimmen der Landsleute im Ausland.


Auf Twitter löste Chefredaktor Christian Dorer mit dieser klaren Haltung zahlreiche Kommentare aus. (eh)


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KOMMENTARE

Patrick Schilter
13.03.2017 19:17 Uhr
Wer sagt denn, dass die Schweiz sich in Angelegenheiten anderer Länder einmischt? Und das immer? Nein, es ist der «Blick», der sich einmischt. Der Blick vertritt nicht die Meinung der Schweizer Regierung, sondern er ist unabhängig, was er publiziert, und frei, wie er kommuniziert. Ringier ist ein privates Verlagsunternehmen und darf schreiben, was es will. Es muss weder auf die "Schweiz" noch auf die Türkei Rücksicht nehmen. Ich finde es gut, dass der Blick eine klare Haltung hat und die Türken auffordert, Nein zu stimmen. Ich finde, der Blick hat völlig recht. Er hat auch recht, wenn er schreibt, dass Türken, die nicht unsere demokratischen Werte teilen, zurück in die Türkei sollen. Ausserdem: Neutralität heisst nicht, keine Meinung zu haben. Wenn es um Demokratie, Freiheit und Liberalismus geht, sollte die Schweiz - das Mutterland der Demokratie - explizit dafür einstehen und die Demokratie verteidigen. Ich finde der Aufruf des Blicks super, und danke ihm für den Mut. Chapeau, Danke Blick!
Peter Zwissig
13.03.2017 17:05 Uhr
Bisschen plärren geht immer. Anzahl Nein-Stimmen aufgrund des Blick-Aufrufs: 0.
Raphael Weber
13.03.2017 12:36 Uhr
Warum muss man sich immer überall einmischen? Wo sind die Grundsätze der Neutralität hin verschwunden? Die Schweiz sollte sich nicht immer in Angelegenheiten anderer Länder einmischen, schliesslich erwarten wir dies ja auch von den anderen Ländern. Meinungs- und Redefreiheit schön und gut, aber so wird die Schweiz willkürlich für Propaganda missbraucht. Man sollte das Gesetz von vor 1998 wieder reaktivieren und Politische Reden ausländischer Staatsangehörigen auf Schweizer Boden bewilligungspflichtig erklären.
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