von Michèle Widmer
Spekulationen darüber gab es schon lange, nun ist es definitiv: CH Media übernimmt die 3 Plus Group bestehend aus den Sendern 3+, 4+, 5+ und 6+ von Dominik Kaiser. Peter Wanner eröffnete die Pressekonferenz im Zürcher Kaufleuten am Freitagnachmittag und sagte: «Im digitalen Zeitalter leaken solche Informationen halt, aber jetzt erhalten sie die Info definitiv. Die Schlagzeile lautet: CH Media übernimmt die 3-Plus-Gruppe.»
Danach ergriff Dominik Kaiser das Wort. Man habe sich vor rund zehn Tagen zusammengesetzt und sich «erstaunlicherweise» gefunden, sagte der sichtlich gerührte 3+-Gründer vor rund 50 anwesenden Journalistinnen und Journalisten. Seither hätten sie zum Teil Nachtschichten gemacht und schliesslich am Donnerstagabend die Verträge unterschrieben.
«Unternehmergeist passt gut zu uns»
Nachfolgend erklärte er seine Beweggründe für den Verkauf. «Im mit den Giganten RTL oder ProSieben hart umkämpften Umfeld wird die 3+-Gruppe immer zu klein bleiben und der Konkurrenzkampf eher zunehmen», sagte er und fügt an: «Der Unternehmergeist von Peter Wanner passt sehr gut zu uns.» CH Media wolle weiter investieren und er habe in den Gesprächen eine grosse Anerkennung gegenüber seinen Mitarbeitern gespürt.
Als «Meilenstein» betitelte CH-Media-CEO Axel Wüstmann den Deal. Als man CH Media vor etwa einem Jahr gegründet habe, sei nicht klar gewesen, dass man in dieser Art und Weise nach vorne investieren könne. Märkte zu konsolidieren sei das eine, Märkte zu erobern nochmals etwas anderes. Wanner fügte an, dass CH Media alle Mitarbeitenden der 3-Plus-Gruppe übernehmen werde.
Über den Kaufpreis haben die beiden Parteien Stillschweigen vereinbart. Die «Weltwoche» hatte Mitte September über einen Kaufpreis von mindestens 120 Millionen Franken spekuliert (persoenlich.com berichtete). Auf die Frage eines Journalisten, woher der Verlag das Geld nehme, sagte Peter Wanner: «Ich könnte jetzt sagen, ich habe einen arabischen Geldgeber oder eine Gelddruckmaschine. Aber: Wir bezahlen das aus eigenen Mitteln.» CEO Wüstmann ergänzte: «CH Media finanziert das mit einem Bankkredit und mit unserem Kapital.»
Wanner will SRF zwei überholen
Die beiden CH-Media-Vertreter sowie auch Kaiser sind überzeugt, dass die TV-Senderkette im hart umkämpften Markt dank der Fusion «stark genug ist». «Unser Ziel ist es, SRF zwei bezüglich den Marktanteilen einzuholen», sagt Wanner. Man wolle investieren in weitere Formate und Serien. Und: «Swissness ist sehr gefragt», ergänzt er. «Bachelor» oder «Bauer, ledig, sucht...» würden auch im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Aber Schweizer wollten den Schweizer Bauern sehen, nicht jenen aus Deutschland. «Das ist ein Vorteil, da sind wir unique, wenn wir die beiden Gruppen zusammenführen.»
Geschäftsführer von 3+ wird Roger Elsener, Radio- und TV-Chef von CH Media. Kaiser wird sich sobald der Deal abgeschlossen ist («vorraussichtlich Ende nächster Woche») aus dem Unternehmen zurückziehen, aber beratend zur Seite stehen. «Ich weiss noch nicht was ich danach mache mit meiner Zeit», sagte er und fügte an: «Mit den Mitarbeitern ist es sehr emotional. Wir haben vorher zusammen geheult.» Er werde später sicher wieder etwas aufbauen wollen.
CH Media erreicht nach eigenen Angaben mit Regionalzeitungen und Onlineportalen, Radio- und TV-Stationen sowie Zeitschriften rund zwei Millionen Menschen in der deutschsprachigen Schweiz. Mit rund 480 Millionen Umsatz und über 2000 Mitarbeitenden zählt das Medienunternehmen zu den grössten des Landes.
Die 3-Plus-Gruppe beschäftigt nach eigenen Angaben insgesamt rund 65 Mitarbeitende. Der Schweizer Privatsender 3+ startete im August 2006. Im Geschäftsjahr 2009 konnte 3+ zum ersten Mal schwarze Zahlen schreiben. 4+ nahm im Oktober 2012 den Betrieb auf, 5+ im September 2014 und 6+ im März 2019.
Kommentare
-
Sebastian Renold, 19.10.2019 13:59 Uhr
Das hätte ich an Wanners Stelle nicht getan! Vogel friss und stirb... -
Bruno Sutter, 18.10.2019 17:47 Uhr
2019 in lineare TV-Sender investieren, ist sehr alte Schule. Das Geld, das Peter Wanner und die CH-Media da in die Hand genommen hat, hätten sie lieber in den "Ausbau" digitaler Plattformen/Auftritte investiert. "Ausbau" weil CH-Media digitial noch viel aufzuholen hat. Dominik Kaiser hat das richtig gesehen. Das lineare TV wird in dieser Form bald ausgedient haben. Weiter darf man sich fragen, wie sich das mit dem angekündigten Stellenabbau bei CH-Media verträgt. Hier wird investiert und gleichzeitig gespart/abgebaut. Dabei werden die 64 Angestellten von 3Plus wohl nicht alle ihre Stellen behalten können. Da gibt es zuviele Überschneidungen zu CH-media. -
Raphael Weber, 18.10.2019 17:08 Uhr
Wie wird man Nr.1? genau, man kauft die Konkurrenz. Sind 12 TV Sender wirklich genug? -
Robert Weingart, 18.10.2019 16:39 Uhr
Kaiser kann lange erzählen, er habe von CH Media oder Wanner Anerkennung gegenüber seinen Mitarbeitern gespürt. Fakt ist, dass Wanner mit seinen Spartensendern TV25 und S1 zwei Sender im Portfolio hat, die es grundsätzlich nicht braucht. Auch 4,5 und 6+ sind überflüssige Sender. Es dürfte daher zu einer Bereinigung kommen. Und das dies ohne Stellenabbau geht - naja, wer’s glaubt.