14.12.2020

RTS

Charta soll Belästigung und Sexismus beenden

Nach den Erschütterungen durch Enthüllungen mutmasslicher Fälle von Belästigung unternimmt das Westschweizer Radio und Fernsehen RTS Schritte, um allen Formen von Missbrauch ein Ende zu setzen.
RTS: Charta soll Belästigung und Sexismus beenden
Beim Westschweizer Fernsehen RTS will man entschiedener gegen Belästigung und Sexismus vorgehen. (Bild: Keystone/Martial Trezzini)

Die Geschäftsleitung hat eine Charta für ein antisexistisches und geschlechtergerechtes öffentlich-rechtliches Medium unterzeichnet. RTS dulde keine erniedrigenden Worte oder Taten, hiess es am Montag in einer Erklärung.

Eine in diesem Zuge unterzeichnete Charta geht in diese Richtung, indem sie das Unternehmen verpflichtet, sei es am Arbeitsplatz oder auf Sendung. Der bereits im vergangenen Jahr vom «Kollektiv RTS 14. Juni» vorgeschlagene Text wurde überarbeitet und auf alle Formen der Diskriminierung ausgedehnt.

Die Charta nennt zwölf interne Verpflichtungen, darunter die Arbeitsteilung auf allen Hierarchie-Ebenen und die Sichtbarkeit der Richtlinie gegen sexuelle Belästigung und Sexismus im Unternehmen. Auf Sendung geht RTS neun Verpflichtungen ein, darunter die Einhaltung der gleichen Redezeit für Frauen und Männer und die Verwendung einer geschlechtsneutralen Sprache.

Eine Anti-Belästigungs-Verordnung, die von der Geschäftsleitung und dem Schweizer Syndikat Medienschaffender SSM unterzeichnet wurde, vervollständigt diese Charta. Um die Anwendung der Charta und der Verordnung sicherzustellen, werden für das gesamte Personal Schulungen zur Verhinderung und Erkennung von sexistischem Verhalten und allen Formen der Belästigung organisiert.

Überprüfung

Die Geschäftsleitung hat zudem beschlossen, eine Überprüfung des Personalmanagements bei RTS sowohl in der Personalabteilung als auch auf der Führungsebene einzuleiten. Die SRG hat zudem bereits drei unabhängige Untersuchungen in Auftrag gegeben, um Licht in die Belästigungsvorwürfe zu bringen (persoenlich.com berichtete). Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden im Februar erwartet.

Am 31. Oktober hatte die Westschweizer Zeitung Le Temps unter Berufung auf anonyme Quellen enthüllt, dass es innerhalb von RTS während Jahren zu Mobbing und zu sexueller Belästigung gekommen sei. Die Befragten berichteten in der Recherche von offener Belästigung, ungewollten Küssen, anzüglichen Kommentaren und systematischem Machtmissbrauch.

Angeschuldigt wurden drei Mitarbeiter, darunter Darius Rochebin, langjähriger Moderator der RTS-Tagesschau. Die Direktion und die Personalverantwortlichen von RTS hätten konsequent weggeschaut. Rochebin, der seit Herbst beim französischen Nachrichtensender LCI eine Talk-Show mit berühmten Persönlichkeiten moderiert, reichte unterdessen Verleumdungsklage gegen Le Temps ein. (sda/lol)



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