Herr Sieber, Gratulation zum neuen Job. Ist das ein Auf- oder ein Abstieg im Vergleich zur vorherigen Funktion bei der «bz Basellandschaftliche Zeitung»?
Es ist ein Umstieg. Denn es geht quasi auf die Metaebene. Nach 30 Jahren in der Branche, die mir so viel gegeben hat und mir so viel bedeutet, ist es schon fast ein logischer Schritt. Ich habe grossen Respekt vor der Aufgabe. Und auch davor, in einer für mich völlig neuen Art zu arbeiten: als Ein-Mann-Unternehmung.
Stimmt es, dass Sie sich dort bei der «bz» ganz einfach nicht mit Peter Wanner verstanden haben? Oder warum mussten Sie gehen?
Sie werden verstehen, dass ich hier keine schmutzige Wäsche waschen will, zumal ich ja noch auf der Lohnliste stehe. Überdies beinhaltet Ihre Frage zumindest einen Teil der Antwort.
Werden Sie ebenfalls von Thailand aus arbeiten wie Ihr Vorgänger Kurt W. Zimmermann?
Das hätte schon seinen Reiz! Aber nein, ich bleibe hier. Ich werde mich in Basel in einem Gemeinschaftsbüro einmieten. Ich brauche Menschen um mich herum.
«Ich wurde angefragt»
Die Chefredaktion des «Schweizer Journalist» ist eine 50-Prozent-Stelle. Was für weitere Mandate erhoffen Sie sich?
Keine, die einen Interessenkonflikt bergen könnten.
Wurden Sie vom Verlag angefragt oder haben Sie sich um die Stelle beworben?
Ich wurde angefragt.
Welche Vorgaben erhielten Sie vom Verleger Johann Oberauer?
Ein Magazin zu machen, in dem der Journalismus und deren Macherinnen und Macher im Mittelpunkt stehen und damit auch deren Optik.
Inwiefern werden Sie für das Ranking «Schweizer Journalist des Jahres» verantwortlich sein? Und wird es dort im Verfahren Änderungen geben?
Dazu kann ich derzeit beim besten Willen nichts Substanzielles sagen. Was mich immer gestört hat, ist, dass aufgrund des Wahlverfahrens jene im Vorteil sind, die entweder einer grossen Redaktion angehören oder in Zürich arbeiten oder beides. Die Leistung der Kolleginnen und Kollegen ausserhalb dieses Kuchens werden zu wenig gewürdigt. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, hier für mehr Chancengleichheit zu sorgen.
«Es gibt so etwas wie ein Sinnkrise»
Warum interessiert Sie der Medienjournalismus?
Weil ich durch und durch ein Medienmensch bin. Eigentlich nehme ich ja wieder auf, was ich als Chefredaktor der «Südostschweiz» mit meinem Blog «Interna» jahrelang getan habe.
Was motiviert Sie dazu?
Wir erleben spannende Zeiten. Alle Verlage suchen hektisch nach neuen Geschäftsmodellen, um den Journalismus zu finanzieren. Selbst staatliche Unterstützung ist plötzlich kein Tabu mehr. Unternehmen schliessen sich zusammen. Stellen gehen verloren. Immer neue Nischenplayer versuchen ihr Glück. Gleichzeitig entwickeln sich die journalistischen Erzählformen weiter. Der Beruf verändert sich. Es gibt so etwas wie eine Sinnkrise unter vielen Journalistinnen und Journalisten. Zumindest ist die Unsicherheit mit Händen greifbar. Ich möchte einen Ort des Austausches und des Einblicks in die verschiedenen Ausprägungen und Facetten unserer Branche bieten. Mich motiviert dieser konstruktive Ansatz zugunsten des schönsten Berufs der Welt.
Und wo werden Sie besonders genau hinschauen, welche Prioritäten haben Sie?
Diese Frage kommt etwas zu früh. Es gärt noch in mir.
Diese Fragen wurden schriftlich beantwortet.
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28.11.2018 18:05 Uhr
28.11.2018 10:53 Uhr