30.06.2023

SRF

«Die ‹Arena› ist keine Kuschelzone»

In der «Arena» diskutieren seit 30 Jahren die Gäste über aktuelle Themen. Der «Arena»-Moderator Sandro Brotz nimmt im Interview Stellung zu seiner Tätigkeit als Moderator, dem politischen Interesse der heutigen Jugend und seiner kürzlichen Auszeit.
SRF: «Die ‹Arena› ist keine Kuschelzone»
«Das politische Interesse bei den Jugendlichen ist viel grösser als gerne kritisiert wird», sagt Sandro Brotz. Er moderiert seit 2019 die «Arena». (Bild: SRF/Oscar Alessio)

Sandro Brotz, die «Arena» feiert das 30-jährige Bestehen. Beim Start der Sendung waren Sie 23 Jahre alt. Seit wann sind Sie ein Zuschauer?
Da ich sehr früh politisiert worden und schon als 18-Jähriger in die Medienwelt eingestiegen bin, war die «Arena» für mich immer Pflicht. Es ist dieser Mix aus Aktualität, Informationswert und Emotionen, der mich bis heute in den Bann zieht. Wer über die «Arena» mitreden will, muss sie gesehen haben – das war vor 30 Jahren so und hat sich bis heute nicht verändert.

Welche Vorgängerin oder welcher Vorgänger ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben?
Da ziehe ich den Joker. Und im Ernst: Ob Sonja Hasler, Urs Leuthard oder Jonas Projer – jeder meiner Vorgängerinnen und Vorgänger hat die Sendung auf ihre und seine Weise geprägt. Ich gestehe aber gerne ein, dass ich Sonja besonders verbunden bin, weil sie mich damals als «Rundschau»-Moderator eingearbeitet und mir wertvolle Tipps gegeben hat.

Das war eine herrliche Zeitreise. Filippo war in den 1990er-Jahren sogar mal mein Chef beim Schweizer Fernsehen. Bei unserem Treffen haben wir sofort begonnen, über aktuelle politische Ereignisse zu debattieren, haben aber auch viel gelacht.  

Als Moderator ist es meine Aufgabe, die Diskussion im Zaum zu halten, aber auch mal laufen zu lassen.

Sie moderieren die «Arena» seit nun schon vier Jahren. Wie haben Sie die Sendung in dieser Zeit geprägt?
Dieses Urteil überlasse ich gerne den Zuschauerinnen und Zuschauern. Mein Anspruch ist es, als Anwalt des Publikums von den Gästen Antworten auf die gestellten Fragen zu bekommen. Um dies zu unterstreichen, haben Redaktionsleiterin Franziska Egli und ich beispielsweise auch das «1:1» eingeführt. Weiter ist mir wichtig, nicht nur über die von einem Thema betroffenen Personengruppen wie Asylbewerberinnen und Asylbewerber zu reden, sondern diese im Studio auch in die Debatte zu integrieren.

Welche drei Sendungen sind Ihnen als Moderator am stärksten in Erinnerung geblieben?
Die über 30 Corona-Sendungen werden, hoffentlich, einmalig in der Geschichte der «Arena» bleiben. Die Sondersendung zum Kauf der CS – mit den Parteipräsidenten am betreffenden Sonntag selbst – und die 90-minütige Live-«Arena» zur Behindertensession werde ich wohl nie vergessen.

In der Sendung kommt es immer wieder zu heftigen Diskussionen. Sehen Sie sich eher als Moderator oder Mediator?
Die «Arena» ist keine Kuschelzone. Als Moderator ist es meine Aufgabe, die Diskussion im Zaum zu halten, aber auch mal laufen zu lassen. Eine kontroverse Fernsehsendung zu moderieren, bedeutet in erster Linie, ständig Entscheide zu fällen: Nachfragen? Laufen lassen? Themenblock wechseln? Genau das macht für mich bis heute auch den Reiz dieses Jobs aus. 

Die «Arena» hat letzten Freitag nur zehn Prozent der Zuschauerinnen und Zuschauer zwischen 15 und 59 Jahren erreicht. Was wird gemacht, um die Zuschauerzahl zu steigern und die jüngere Zuschauergruppe abzuholen?
Erlauben Sie mir, dass ich hier korrigiere: Die «Arena» hat in den letzten Jahren insgesamt an Marktanteilen gewonnen, was nicht selbstverständlich ist. Was die junge Zuschauergruppe betrifft, bin ich in den sozialen Medien – auch mit Ausschnitten aus den Sendungen – präsent, was zu vielen positiven Rückmeldungen führt. Zudem wird die «Arena» auch von jungen Zuschauerinnen und Zuschauern auf Play SRF konsumiert. Und die Artikel, die wir jeweils nach der Sendung auf der SRF News App publizieren, haben überdurchschnittlich hohe Zugriffszahlen und werden besonders lange gelesen.

Wir befinden uns im Wahljahr 2023. Ganz generell: Wie weckt man bei den Jungen politisches Interesse?
Das politische Interesse bei den Jugendlichen ist viel grösser als gerne kritisiert wird. Ich bin jede Woche mit vielen Schulklassen in Kontakt, die uns auch im Studio besuchen – nicht, weil sie müssten, sondern weil sie wollen. Das führt auch nach der «Arena» immer zu einem spannenden Austausch mit den anwesenden Politikerinnen und Politikern.

Wo hat die «Arena» noch Potenzial? In welchen Bereichen denkt das Team aktuell über Weiterentwicklungen nach?
Gerade was den Wahlherbst betrifft, sind wir aktuell intensiv an der Ausarbeitung und Umsetzung von konkreten Ideen – man wird bald davon hören. Wir freuen uns darauf.

Achtsamkeit ist der Schlüssel dazu und ist ein fester Begleiter in meinem Leben geworden.

Wie sieht das Sendungskonzept der «Arena» in 30 Jahren aus?
Da hüte ich mich vor einer Prognose und überlasse das mit gutem Gewissen meinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern.

Und was machen Sie dann?
Sie wollen wissen, was ich mit 83 mache? Ich halte Sie auf dem Laufenden.

Sie haben kürzlich gesundheitsbedingt eine Pause bei der «Arena» eingelegt. Haben Sie sich gut erholt?
Danke der Nachfrage – ich fühle mich gut. Ich habe gespürt, dass ich eine Pause brauche und schäme mich auch nicht dafür.

In einem Blick+-Interview sagten Sie, dass Ärzte Ihnen zu einer Pause geraten haben. Wie verhindern Sie künftig, dass es nicht mehr so weit kommt?
Achtsamkeit ist der Schlüssel dazu und ist ein fester Begleiter in meinem Leben geworden. Diese Botschaft habe ich verstanden.



Die Jubiläumssendung zu 30 Jahren «Arena» wird am Freitag ab 22.25 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt, moderiert von Sandro Brotz. Alle ehemaligen Moderatorinnen und Moderatoren nehmen an der Debatte teil.


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