Die Redaktion der NZZ am Sonntag ist befremdet über den Abgang ihres Chefredaktors Luzi Bernet. Momentan soll ein Brief die Runde machen, in dem sich die Belegschaft gegen diesen Personalentscheid wehrt, heisst es im Tages-Anzeiger. Wie viele Personen diesen Brief unterzeichnet haben, geht aus dem Bericht nicht hervor.
Am 12. März teilte die NZZ-Gruppe mit, dass Blick-TV-Chefredaktor Jonas Projer auf Bernet folgen soll. Bernet beende seine Tätigkeit wegen «unterschiedlicher Auffassungen über die weitere Entwicklung des Blattes». persoenlich.com-Recherchen zeigten, dass Bernets Abgang nicht freiwillig war und er sich an einer internen virtuellen Mitarbeiterinformation sehr enttäuscht zeigte.
Im Brief der Redaktion, der laut Tagi «noch nicht offiziell überreicht wurde», heisst es, dass es unverständlich sei, wie man Bernet «Knall auf Fall fallengelassen» habe. «Er hat als Nachrichtenchef die Entwicklung des Newsrooms massgeblich vorangetrieben und als Leiter des Ressorts Zürich dessen Onlineauftritt gestärkt.» Forderungen werden im Brief laut Tagi keine gestellt.
Leise kritisiert wird jedoch die Wahl von Projer. Es dränge sich die Frage auf, «ob ein dem Posten angemessenes Auswahlverfahren stattgefunden» habe. Laut Tagi sollen auch SRF-Kulturchefin Susanne Wille, Blick-Gruppen-Chefredaktor Christian Dorer und Patrik Müller, Chefredaktor Zentralredaktion CH Media, angefragt worden sein. Alle drei hätten abgelehnt. Laut NZZ-Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod soll es zudem Gespräche mit internen Kandidatinnen gegeben haben. Man habe aber «ein anderes Profil» gesucht.
Laut dem Tages-Anzeiger-Bericht soll es auch um Machtfragen bei der weiteren Zusammenführung von NZZ und NZZ am Sonntag gehen. Bernet sei bei diesem Konzentrationsprozess ein Bremser gewesen, von Projer sei dies nicht zu erwarten. So könnte also NZZ-Chefredaktor Eric Gujer die linksliberale NZZaS auf den politischen Kurs des Mutterblatts bringen, so die Befürchtung. (cbe)
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21.03.2021 12:56 Uhr
20.03.2021 10:06 Uhr
20.03.2021 09:34 Uhr