Hannes Grassegger, der als investigativer Technologie-Reporter mehrfach international für Schlagzeilen sorgte, verlässt das Magazin des Tages-Anzeigers, um sich auf sein News-Netzwerk Polaris zu konzentrieren, wie er in einer Mitteilung schreibt. Noch bis Ende Mai arbeitet der Journalist in einem 80-Prozent-Pensum für den Tamedia-Titel.
Über die letzten zwei Jahre hat der 42-jährige Ökonom und Dozent an der Universität Basel zusammen mit einem Team unter dem Projektnamen Polaris ein Konzept entwickelt für ein neuartiges digitales News-Netzwerk. Dafür gelang es ihm, Gelder zu finden. Nun ist er dabei, ein Produktteam zu rekrutieren, um im Juni loszulegen. Stellenanzeigen finden sich bei Polaris und auf LinkedIn.
Mit den jüngsten Diskussionen um das Magazin habe sein Abgang nichts zu tun, allerdings mit den strukturellen Gründen dahinter: «Wir stecken in einer kritischen Zeit für die Medien, zwischen Zusammenbruch, Umbruch und Aufbau. Mir geht es aber mehr um die Menschen als um die Institutionen. Die Digitalisierung hat es nicht einfacher gemacht, sich zu informieren. Aber ich sehe ein grosses Potenzial. Seit Cambridge Analytica lässt mich die Frage nicht mehr los, wie wir uns künftig digital mit verlässlichen Informationen versorgen werden. Jetzt habe ich einen Plan – und die Finanzierung», sagt Grassegger dazu.
Mit Polaris ist ein ortsbasiertes Nachbarschafts-News-Netzwerk geplant, das der Bevölkerung hilft, sich über ihre nähere Umgebung einfach, faktenbasiert und zuverlässig zu informieren und auszutauschen (persoenlich.com berichtete). Operiert wird auf dem granularen Level von Strassenzügen und Blöcken, unterhalb des Fokus von Lokalmedien. Polaris will eine Lücke in der News-Versorgung füllen und könnte Medien bei der Recherche und Themenfindung helfen.
Als erste Pilotregion konnte Grasseggers Polaris-Team die Stadt Zug gewinnen. Zwei weitere Regionen oder auch Quartiere in ähnlicher Grösse würden noch gesucht, man sei an mehreren Orten in Gesprächen. (pd/wid)