06.12.2021

Medienförderung

Ja-Komitee zieht mit Wilhelm Tell ins Rennen

Das überparteiliche Komitee Die Meinungsfreiheit hat in Bern die Ja-Kampagne für das Medienpaket lanciert. Erstmals ist das Abstimmungsplakat zu sehen.

Am 13. Februar 2022 stimmt die Schweizer Bevölkerung über das von Bundesrat und Parlament beschlossene Massnahmenpaket zugunsten der Medien ab (persoenlich.com berichtete). Am Montagnachmittag hat das überparteiliche Komitee «Die Meinungsfreiheit» seine Argumente für ein Ja vorgestellt – und gleichzeitig erstmals das Sujet für die Abstimmungskampagne präsentiert.

Wilhelm Tell zerschlägt mit einer Schweizer Zeitung ein Bollwerk aus Fake News. «Wer Fakten statt Fake News will, sagt Ja zum Medienpaket», steht auf dem Abstimmungsplakat, das am Montag den Medien vorgestellt wurde. Für die Kampagne verantwortlich sind die Agenturen Farner und Rod. Schweizer Medien als Garant von Qualitätsjournalismus und Medienvielfalt, auch Wilhelm Tell wäre dieser Ansicht, so die Überzeugung beim Komitee. «Wer ein Abstimmungssujet sieht, muss die Botschaft in drei Sekunden verstehen», sagt Michel Grunder, Kampagnenverantwortlicher von Farner, im persoenlich.com-Interview zum Sujet.

Die Meinungsfreiheit_Sujet_Fake News

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Bei den Argumenten betonten die Vertreterinnen und Vertreter vor den Medien insbesondere, wie wichtig die Unabhängigkeit und die regionale Vielfalt der Medien für eine lebendige Demokratie seien.

Für das Komitee an der Pressekonferenz vor Ort waren unter anderem Matthias Aebischer (SP-Nationalrat), Martina Gammeter (Verlegerin der Engadiner Post), Greta Gysin (Grüne-Nationalrätin), Stéphane Estival (Präsident Médias Suisses), Isabelle Pasquier-Eichenberger (Grüne-Nationalrätin), Roland Fischer (GLP-Nationalrat).

Unabhängige Medien seien ein wichtiges Fundament der direkten Demokratie und deshalb in der Schweiz unabdingbar, teilte das Komitee am Montag mit. Die Bevölkerung müsse sich eine freie Meinung bilden können und dafür verlässlich und ausgewogen informiert werden. Es brauche deshalb eine vielfältige, fundierte und auch kritische Berichterstattung.

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Dabei sei die Vielfalt der Medien insbesondere auch auf Stufe Kanton und Gemeinde wichtig, hiess es weiter. Laut Komitee tragen Lokal- und Regionalmedien mit ihrer Berichterstattung zu Debatten und zum Zusammenhalt in der Schweiz bei. Das sei ein wichtiger Service public.

Schweiz steckt in Medienkrise

Diese demokratierelevante Funktion sei jedoch akut gefährdet, ist das Komitee überzeugt. Sinkende Werbeeinnahmen sowie die digitale Transformation stellten die Schweizer Medien vor grosse Herausforderungen. Internetgiganten wie Facebook, Google oder TikTok seien auf dem Vormarsch und konkurrenzierten Schweizer Medien.

Die Corona-Pandemie habe die Situation noch zusätzlich verschärft. Dem Qualitätsjournalismus fehle das Geld, die Zahl der Medientitel sinke und die Medienvielfalt nehme ab. Kurz: Die Schweiz stecke in einer Medienkrise.

Deshalb braucht es laut Komitee eine Art Überbrückungsfinanzierung, welche Investitionen in neue Geschäftsmodelle ermöglichten. Das vom Parlament beschlossene Medienförderungspaket biete eine auf sieben Jahre befristete Lösung und sei ein «liberaler und vernünftiger Ansatz».

Staat und Medien getrennt

Das Gesetz sehe keine Auflagen und Leistungsaufträge für Verlage vor, argumentiert das Komitee weiter. Staat und Medien blieben klar getrennt, hiess es. Unterstützt würden zudem Medien «von links bis rechts» und Radios gleichermassen wie Onlinemedien. Die Presseförderung sei ein seit Jahrzehnten bewährtes Instrument, das seit 1849 existiere.

Zum Ja-Komitee zur Medienförderung Die Meinungsfreiheit gehören der Verlegerverband Schweizer Medien, rund 90 Parlamentarierinnen und Parlamentarier aus allen Fraktionen mit Ausnahme der SVP sowie 20 Organisationen wie die Journalistenschule MAZ, das Konsumentenforum oder die Stiftung für Medienvielfalt.

Das Parlament hatte die Medienförderung in der Sommersession verabschiedet. Während sieben Jahren sollen die Medien in der Schweiz direkt und indirekt mit 123 Millionen Franken mehr gefördert werden als bisher. Davon profitieren würden Printmedien, die Mitglieder- und Stiftungspresse, Onlinemedien, Nachrichtenagenturen wie Keystone-SDA und die Medienausbildung (persoenlich.com berichtete).

Gegen den Parlamentsentscheid wurde das Referendum vom Komitee «Nein zu staatlich finanzierten Medien» ergriffen (persoenlich.com berichtete). Am 13. Februar 2022 entscheiden deshalb die Stimmberechtigten, ob der Bund die Medien in der Schweiz zusätzlich fördern soll. (sda/wid)



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Kommentare

  • Agnès Laube, 07.12.2021 12:00 Uhr
    Was für ein unsägliches und umständliches Plakat. Es dauert viel zu lange, bis man die Botschaft begreift (wenn überhaupt). Herr Andler drückt es richtig aus: es ist eine Anbiederung an die visuelle Rhetorik der SVP und die Illustration ist grottenschlecht (es gäbe ja genug wirklich gute IllustratorInnen in der Schweiz). Und der Willy – eine Figur aus einer Erzählung – solls richten? Da hätte ich mir ganz anderes, zeitgemässeres vorstellen können.
  • Paul Andler, 07.12.2021 08:15 Uhr
    Welcome back in der geistigen Landesverteidigung? Im medialen Reduit? Mit dem Zürcher Oberländer, dem Corriere del Ticino und dem Journal du Jura gegen die Übermacht von TicToc und facebook? Mit den Kunstmitteln der 30er und der SVP-Jahre? Ist das der Schulterschluss von Links und Rechts? Unverständlich.
  • Peter Eberhard, 06.12.2021 14:53 Uhr
    Neckisch. Ausgerechnet eine historisch in keiner Weise verbürgte Figur soll es richten. Nein zum Medienpaket = Ja zu Fake News statt Fakten? Also bitte. Mehr Medienvielfalt = mehr Meinungsvielfalt? Wenn alle relevanten Regionaltitel ohnehin bereits nur noch 3 oder 4 grossen Verlagshäusern gehören? Und schliesslich: Wer an die zeitliche Begrenzung auf sieben Jahre glaubt, negiert jegliche Erfahrungen in der Vergangenheit.
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