31.12.2019

Journalistenmord in der Slowakei

Kronzeuge zu 15 Jahren Haft verurteilt

Im Mordfall Jan Kuciak und seiner Lebensgefährtin Martina Kusnirova wurde ein erstes Urteil gefällt.
Journalistenmord in der Slowakei: Kronzeuge zu 15 Jahren Haft verurteilt
Der Mordfall am Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova hat international hohe Wellen geschlagen. (Bild: Keystone/Petr David Josek)

Im Fall des Mordes am slowakischen Journalisten Jan Kuciak und dessen Lebensgefährtin gibt es ein erstes Urteil. Ein Kronzeuge habe eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft unterzeichnet und sei zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Dem Mann wird zur Last gelegt, den Mordauftrag gegen Bezahlung an die Auftragskiller vermittelt zu haben.

Das berichtete die Agentur TASR am Montag. Ein Kronzeuge tritt gegen Zusicherung einer milderen Strafe als Zeuge in einem Prozess um eine Straftat auf, an der er selbst beteiligt war.

Das Spezialgericht in Pezinok nördlich der Hauptstadt Bratislava erhöhte die Strafe im konkreten Fall zwar von den zunächst mit der Staatsanwaltschaft vereinbarten 10 Jahren auf 15 Jahre; ohne die Kronzeugenregelung hätte der Mann aber mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen müssen.

Der Journalist Jan Kuciak war im Februar 2018 mit seiner Freundin Martina Kusnirova tot in seinem Haus in der westslowakischen Gemeinde Velka Maca aufgefunden worden. Beide wurden erschossen. Der 27 Jahre alte Reporter hatte zu Verbindungen zwischen Mafia und Politik in der Slowakei recherchiert. Unter den Angeklagten in dem Mordfall ist auch ein slowakischer Unternehmer, der als mutmasslicher Drahtzieher gilt.

Schuldenerlass für Mord

Der 42 Jahre alte Verurteilte hatte mit den Ermittlern bei der Aufklärung des Doppelmordes zusammengearbeitet. Für die Vermittlung des Mordes erliessen ihm die Auftraggeber nach Angaben der Staatsanwaltschaft Schulden in Höhe von 20'000 Euro und sagten ihm zudem 50'000 Euro als Belohnung zu.

Die Strafe für den Mittäter sei zu niedrig, kritisierte der Bruder des Ermordeten, Jozef Kuciak. «Wir können (vor Gericht) nicht gewinnen, denn unser Verlust kann durch nichts ersetzt werden», sagte er nach Angaben der Agentur CTK.

Die Hauptverhandlung gegen die vier weiteren Angeklagten in dem Fall ist für Anfang Januar geplant. Der Prozess, der kurz vor Weihnachten begonnen hatte, findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt.

Der Journalistenmord hatte das Land mit seinen knapp fünfeinhalb Millionen Einwohnern erschüttert. Es kam zu Massenprotesten gegen Misswirtschaft und Korruption. Im März 2018 führten sie zum Sturz des damaligen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Robert Fico. (sda/dpa/lol)



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