13.07.2022

Pressestimmen

Medien kritisieren Bundesrat Berset scharf

Alain Berset ist während eines Flugs in einem Sportflugzeug von der französischen Luftpolizei zur Landung gezwungen worden. Einige Medien haben dies deutlich kommentiert – allen voran der Tagi, der gar den Rücktritt des Bundesrats fordert.
Pressestimmen: Medien kritisieren Bundesrat Berset scharf
War der Flugausflug von Bundesrat Alain Berset seine Privatsache? Bei dieser Frage herrscht unter Medien nicht nur Einigkeit. (Bild: Keystone/Peter Schneider)

Bundesrat Alain Berset ist am 5. Juli während eines Flugs in einem einmotorigen Sportflugzeug von der französischen Luftpolizei zur Landung gezwungen worden. Kurze Zeit später konnte er seinen Flug zwischen zwei französischen Sportflugplätzen fortsetzen. Das teilte das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) am Dienstag mit. 

Seit dem Erwerb der Pilotenlizenz im Jahr 2009 miete der Bundesrat gelegentlich ein einmotoriges Flugzeug. Den Angaben zufolge war Berset allein an Bord. Weil er die Angaben der Luftverkehrskontrolle zu Beginn des Flugs falsch interpretiert habe, habe die Luftpolizei interveniert. 

Die Schweizer Medien, die Berset gegenüber bisher eher wohlwollend eingestellt waren, gingen in Kommentaren hart mit dem Bundesrat ins Gericht. Am weitesten geht der Tages-Anzeiger, der online den Rücktritt von Berset fordert: «Das Innendepartement ist zu wichtig für die Schweiz. Es braucht einen Bundesrat an der Spitze, der sich nicht auf Nebenschauplätze verirrt. (…) Es ist Zeit für einen Jobwechsel», schreibt Luca De Carli.

Auch eine deutliche Meinung zu Bersets Flug hat der Blick: «Privatsache! hört spätestens dann auf, wenn die Luftpolizei eines Nachbarlands eingreifen muss. Dann kann Berset plötzlich auch nicht mehr nur für seine Partei, sondern für unser Land zur Belastung werden», heisst es in einem Kommentar von Politikredaktor Daniel Ballmer auf blick.ch. 

Ähnlicher Meinung ist die Weltwoche, die sich auch fragt: «Wie kann man dies jetzt auch noch als Privatsache abtun? Berset reiht Fehler an Fehler, Skandal an Skandal.» Schliesslich beendet Journalist Hubert Mooser seinen Kommentar mit diesen Fragen: «Wann ist eigentlich genug? Wäre es nicht langsam an der Zeit, dass Berset für sich selber die Konsequenzen zieht?» Das sind alles ungewohnt deutliche Worte an die Adresse des Bundesrats, der 2023 als Bundesratspräsident an der Reihe ist.

Auch die NZZ hat die Frage aufgegriffen, ob Ausflüge eines Bunderats wie jener von Berset mit einem Sportflugzeug Privatsache seien. Die Neue Zürcher Zeitung hat eine andere Haltung dazu als die Konkurrenz, schreibt doch Inlandchefin Christina Neuhaus in ihrem Kommentar: «Auch Mitglieder der Landesregierung haben ein Recht auf Ausflüge.» Doch sie betont auch: «Das Dumme an Bersets Privataffären ist nur, dass sie die Tendenz zum politischen Nachspiel haben.» (tim)



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