20.02.2019

Journalistenmord in der Slowakei

Press Freedom Conference ins Leben gerufen

Am Donnerstag jährt sich die Ermordung des slowakischen Journalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten. Ringier Axel Springer organisiert im März in Bratislava eine Veranstaltung, um unabhängigen und kritischen Journalismus zu fördern.
Journalistenmord in der Slowakei: Press Freedom Conference ins Leben gerufen
Der Anlass gedenkt des 27-jährigen Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobte Martina Kusnirova, die am 21. Februar 2018 in ihrem Haus erschossen wurden. (Bild: Screenshot/pressfreedomconference.com)

Am 5. März 2019 veranstaltet Ringier Axel Springer zusammen mit der European Magazine Media Association (EMMA) und der European Newspaper Publishers‘ Association (ENPA) die Press Freedom Conference in Bratislava. Die Konferenz findet ein Jahr nach der Ermordung des Journalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnírová statt. Die Veranstaltung wird sich der Diskussion widmen, wie kritischer und unabhängiger Journalismus unterstützt werden kann, wie es in einer Mitteilung vom Mittwoch heisst.

Am 21. Februar 2018 wurden Kuciak und Kušnírová in ihrem Haus in der Slowakei erschossen. Kuciak war ein Investigativ-Journalist, der für die Nachrichtenseite Aktuality.sk, ein Nachrichtenangebot von Ringier Axel Springer, arbeitete (persoenlich.com berichtete). Er konzentrierte sich hauptsächlich auf die Recherche des Steuerbetrugs slowakischer Geschäftsleute mit Verbindungen zu hochrangigen slowakischen Politikern.

Welle von Widerstand

Allem Anschein nach hänge das Verbrechen mit der Arbeit des Aufdeckreporters zusammen, verkündete der damalige Polizeipräsident Tibor Gaspar. Das versetzte das Land in einen Schockzustand, der schnell in eine Welle von Solidarisierung mit den Opfern und Widerstand gegen politisch Verantwortliche überging.

Die von Kuciak aufgedeckten Verflechtungen Mafia-naher italienischer Unternehmer aus der verarmten Ostslowakei bis zu höchsten Ebenen der slowakischen Regierung trieben tausende Slowaken auf die Strasse. Die spontan gegründete Bürgerbewegung «Für eine anständige Slowakei» organisierte Woche für Woche die grössten Massenproteste seit der Wende.

Diese brachten schliesslich die Regierung des dreimaligen Premierministers Robert Fico zu Fall. Ein neues Kabinett unter dem jungen Sozialdemokraten Peter Pellegrini sollte das Vertrauen der Bürger in den Staat wiederherstellen, eine neue Polizeileitung gründliche Aufklärung des Mordes sichern.

Auftraggeber offiziell nicht bekannt

Nach sieben Monaten führten die Polizeiermittlungen im Kuciak-Fall tatsächlich zu ersten Verhaftungen. Der Todesschütze, sein Helfer und zwei Mitorganisatoren sitzen in Untersuchungshaft. Der eigentliche Auftraggeber ist allerdings offiziell noch nicht bekannt.

Obwohl laut Medienberichten alle Indizien inzwischen auf den Oligarchen Marian Kocner zeigen, wurde dieser noch nicht überführt. Er sitzt wegen Verdacht auf Wirtschaftskriminalität in einem anderen Fall hinter Gittern.

Für Freiheit und Demokratie kämpfen

«Die Ermordung von Ján Kuciak und Marina Kušnírová hat die unsichtbare Linie zwischen Journalisten und unseren Lesern aufgehoben. Wir haben uns zusammengeschlossen, um für Freiheit und Demokratie zu kämpfen, die in unserem Land auch fast 30 Jahre nach der Samtenen Revolution unter Druck sind. Wir müssen diese Werte schützen», wird Peter Bárdy, Chefredakteur von Aktuality.sk, in der Mitteilung zitiert. Es sei wichtig, dass unabhängige Medien diesen Kampf nicht alleine führten.

An der Press Freedom Conference werden Vertreter der Europäischen Kommission und des Parlaments, der slowakischen Regierung, Verleger und Journalisten aus ganz Europa teilnehmen. Sie werden darüber diskutieren, wie Journalistinnen und Journalisten ermutigt und darin bestärkt werden können, weiterhin kritisch und unabhängig zu arbeiten. Als Referent tritt unter anderen auch Marc Walder, CEO and Managing Partner Ringier, auf. (pd/sda/apa/as)



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