14.12.2020

Berner Gemeinderat

«Publizistische Verarmung» in Bern befürchtet

Der Berner Gemeinderat macht sich Sorgen um den Medienplatz Bern. Die geplante Zusammenführung der Lokalredaktionen von Bund und Berner Zeitung könnte zu einer publizistischen Verarmung führen, schreibt er in seiner Antwort auf einen Vorstoss im Stadtrat.
Berner Gemeinderat: «Publizistische Verarmung» in Bern befürchtet
Müssen enger organisatorisch zusammenarbeiten: Bund und Berner Zeitung. (Bild: Keystone/Peter Schneider)

Die Möglichkeit zur freien und unabhängigen Meinungsbildung werde weiter geschwächt. Das gelte erst recht, wenn die fusionierten Redaktionen nur noch über diejenigen lokalen Themen berichten würden, die über Bern hinaus von Bedeutung sind. «De facto wäre dies das Ende des Lokaljournalismus in Bund und BZ», schreibt der Berner Gemeinderat.

Die GFL/EVP-Fraktion will mit ihrem Dringlichen Postulat prüfen lassen, wie die Stadt Bern die Medienvielfalt fördern könnte. Das sei in erster Linie Aufgabe der Bundesbehörden und subsidiär der Kantone, schreibt der Gemeinderat in seiner am Montag publizierten Antwort. Er kann sich aber eine aktive Rolle der Stadt vorstellen.

Der Kanton Bern erwäge ja bei der laufenden Revision seines Informationsgesetzes unter anderem eine finanzielle Unterstützung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Stadt Bern könnte in diesem Rahmen gezielt Redaktionsstellen der Agentur finanzieren, wenn Keystone-SDA dazu bereit wäre.

Um den Lokaljournalismus in Bern zu sichern, müsste die Agentur das Geld ausschliesslich für die Berichterstattung über städtische Themen und lokal relevante Themen einsetzen. Die ganze Bevölkerung müsste kostenlos Zugang zu diesen Meldungen haben, zum Beispiel über eine Gratis-App.

Unabhängigkeit gewährleisten

Gleichzeitig müsste sichergestellt werden, dass Keystone-SDA völlig frei und unabhängig arbeiten könnte. Die Stadtverwaltung dürfte keinen Einfluss auf die redaktionellen Entscheide nehmen.

Eine weitere Option ist für den Gemeinderat, dass sich die Stadt Bern am Aufbau einer kantonalen Plattform für Medien, Parteien und Gemeinden beteiligt. Der Vorstoss ist am kommenden Donnerstag im Stadtrat traktandiert. (sda/lol)



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Kommentare

  • Rudolf Penzinger, 14.12.2020 20:45 Uhr
    Die Sorge kommt zu spät. Was einmal als "Berner Modell" verkauft wurde, war von allem Anfang an ein billiges Täuschungsmanöver. Die Besitzer des Zürcher Stiefmutterhauses interessieren nur die eigenen Tantiemen; Bern wie Zürich sind ihnen "Hans (was) Heiri". Diese Supp(ino) schmeckt mir schon lange nicht mehr!
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